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Alzheimer – endlich neue Hoffnung?
Diese Woche ließ Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach auf Instagram verkünden, dass er sich für die Früherkennung von Alzheimer durch neue Blutmarker und CT-Scans stark machen möchte. Diese Verlautbarung kommt nicht von Ungefähr. Sie steht im Zusammenhang mit einer aktuellen Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vom 14.11.24. An diesem Tag empfahl die EMA – nach ewig langem hin und her - die Zulassung von Leqembi® (Lecanemab) zur Behandlung von Alzheimer im frühen Stadium. In der News vom 7.6.24 habe ich bereits ausführlich über diesen Antikörper berichtet. In einigen Kreisen als „Wunderdroge“ gefeiert, wird er in anderen zu Recht kritisiert. Nach über 20 Jahren Wartezeit auf ein neues Medikament für diese tödliche Krankeit, setzen natürlich viele Menschen Hoffnung auf den Wirkstoff.
Tatsache ist: Auch Leqembi® kann diese Erkrankung weder heilen noch stoppen. Aber möglicherweise den Verlauf verlangsamen. Es handelt sich um einen so genannten humanisierten monoklonalen Antikörper, der gezielt gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn wirkt.
Allerdings: Unabhängig von möglichen schweren Nebenwirkungen, kommt diese Arznei für einen Großteil der Erkrankten erst gar nicht in Frage. Zum Beispiel für Menschen mit dem APOE4-Gen. Das sind immerhin 67 % aller Alzheimer-Patienten. Bei ihnen führt dieser Antikörper zu schwerwiegenden Hirnschwellungen und Blutungen.
In Deutschland sind schätzungsweise etwa 20 Prozent der Bevölkerung Träger dieser Gen-Variante APOE4. Dieses gilt schon lange als ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Personen mit nur einer Kopie (APOE3/E4) haben ein etwa 4-fach erhöhtes Risiko, Menschen mit zwei Kopien (APOE4/4) haben ein bis zu 12-fach erhöhtes Risiko. APOE-4 Genträger erkranken auch früher, im Schnitt mit etwa 65 Jahren.
Von einer Früherkennung der Erkrankung wollten viele Kollegen von Herrn Dr. Lauterbach bislang wenig bis gar nichts wissen (siehe meine News vom 19.7.24).
„Alzheimer sollte nicht möglichst früh diagnostiziert werden, sondern zum individuell richtigen Zeitpunkt, zudem nur dann, wenn die Alltagskompetenz eingeschränkt ist.“ So Professor Horst Christian Vollmar von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin- und Familienmedizin im Juli 2024 in der Ärztezeitung. So ist auch weiterhin die gängige Praxis bei vielen Hausärzten hierzulande.
Jetzt wird Früherkennung plötzlich - zumindest für den Bundesgesundheitsminister -interessant, da es im Verlauf des kommenden Jahres zum ersten Mal ein Medikament geben wird.
„Früherkennung bei Alzheimer, wenn die typischen Symptome wie Vergesslichkeit und Stimmungsschwankungen auftreten, entspricht dem Suchen nach Metastasen bei einer Krebserkrankung“, sagte mir der Neurologe und Alzheimerforscher Professor Dale Bredesen in einem persönlichen Gespräch. Dann sei schon so viel Gewebe im Gehirn unwiderruflich zerstört.
Eine reine „Früherkennung“ mittels CT-Scans und Biomarkern wird keine Wende bringen.
Nur eine wirksame Präventionsstrategie könnte das düstere Bild der Statistiker über die Zukunft der Krankheitszahlen zu Alzheimer, der häufigsten Demenzerkrankung, hierzulande etwas aufhellen:
- Bis 2030: Anstieg auf bis zu 1,9 Millionen Betroffene
- Bis 2040: Zunahme auf bis zu 2,3 Millionen Erkrankte
- Bis 2050: Erhöhung auf 2,3 bis 2,7 Millionen Menschen
Präventionskonzepte für Alzheimer-Demenz in Deutschland? Fehlanzeige.
Quellen:
https://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/ban2401/
https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/leqembi
https://www.dzne.de/aktuelles/hintergrund/faktenzentrale/
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.