Die Zahl der Neuerkrankungen am weißen Hautkrebs, vor allem am Basalzellkarzinom, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark erhöht.

Derzeit liegt die Inzidenz in Deutschland bei auf etwa 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Dies entspricht einer Gesamtzahl von mindestens 166.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Für die kommenden Jahre rechnen die Dermatologen-Verbände mit einem weiteren Anstieg.

In der Vergangenheit war das Basaliom der eher harmlose Hautkrebs älterer Männer mit Glatze. In den letzten Jahren erkranken immer mehr jüngere Menschen, auch unter 40 Jahren. Und das obwohl seit vielen Jahren der Absatz von Sonnencrème mit hohem UV-Lichtschutzfaktor massiv zugenommen hat.

Ich kenne Menschen in meinem persönlichen Umfeld, die in ihrem Leben nie aus Ostwestfalen herausgekommen sind, aber dennoch an Basaliomen leiden. Wie ist das zu erklären? Es gibt deutliche Hinweise, dass nicht die Sonne alleine der auslösende Faktor ist, sondern wohl auch ein Mangel an Vitamin B3.

Im Jahr 2000 wurde beim Kongress der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie eine äußerst interessante Studie vorgestellt. Forscher hatten Hautzellen von Menschen, die an weißem Hautkrebs erkrankt sind 18, 24 und 48 Stunden lang mit drei unterschiedlichen Konzentrationen Nikotinamid – einer Form von Vitamin B3 – behandelt und dann UV-Strahlen ausgesetzt. Das Ergebnis: Eine Vorbehandlung mit Nikotinamid 24 Stunden vor der Bestrahlung, reduzierte oxidativen Stress samt DNA-Schäden maßgeblich. Es scheint so, als ob Vitamin B3 (NMN) bereits im Vorfeld wichtige Reparaturmechanismen in Gang setzt, die in der Lage sein könnten, Hautkrebs tatsächlich zu verhindern.

Eine australische Studie namens ONTRAC (Oral Nicotinamide To Reduce Actinic Cancer) untersuchte spezifisch die Wirkung von Nikotinamid bei 368 Hochrisikopatienten mit mindestens zwei nicht-melanozytären Hauttumoren in den letzten fünf Jahren. Sie nahmen 500 mg Nikotinamid zweimal täglich über 12 Monate ein. Das Ergebnis der Studie: 23% weniger neue nicht-melanozytäre Hautkrebsformen im Vergleich zur Placebo-Gruppe.

Leider hielten die Effekte nur so lange an, wie auch die Ergänzung fortgeführt wurde. Aber immerhin. Vitamin B3 ist ein wasserlösliches Vitamin, was sich nicht lange in der Zelle speichern lässt. Wir müssen es regelmäßig zuführen.

Vitamin B3 in seiner Form als NMN scheint einen schützenden Effekt vor dem weißen Hautkrebs zu haben.

Warum ausgerechnet Vitamin B3?

Sie kennen Vitamin B3 bereits in einem anderen Zusammenhang mit der Haut (siehe News vom 16.12.2023). Ein Vitamin B3-Mangel führt zu dem Krankheitsbild Pellagra, was wir im Vollbild hierzulande nur noch selten sehen. Aber einen subklinische Vitamin B3-Mangel, messbar an niedrigsten NAD-Spiegeln, messe ich in meiner Praxis regelmäßig.

Nikotinamid, auch NMN genannt, ist ein Baustein bzw. eine direkte Vorstufe vom Nikotinamidadenindinukleotid (NAD) und ein essenzieller Kofaktor im Zellstoffwechsel, vor allem in der ATP-Produktion in den Mitochondrien. Durch Sonnenexposition kommt es zu einem Mangel an ATP und zu einer Schwächung des DNA-Reparaturmechanismus. Denn Nicotinamid reguliert die Poly-Polymerase 1 (PARP-1), ein wichtiges DNA-Reparaturenzym.

Wie Sie wissen, wird 45% des NAD im Körper direkt aus Tryptophan gebildet. D.h. in vielen Fällen verbirgt sich hinter einem NAD-Mangel eigentlich ein Tryptophan-Mangel. Wenn Vitamin B3-Mangel besteht, greift der Körper auf seine – oft ohnehin mickrigen – Tryptophanreserven zurück.

Wer seine Haut bei einem Sonnenbad vor schädlichen UV-Strahlen schützen möchte, sollte unbedingt 2 x 250 mg Vitamin B3 am besten in Form von NADH, NAD+ oder NMN zu sich nehmen. Am besten 24 Stunden vor dem Sonnenbad. Im Urlaub dann also täglich.

Und natürlich sollten Sie immer für einen guten Tryptophan-Speicher als Back-Up für den Vitamin B3-Weg sorgen.


Quellen:

Belardi R, Pacifici F, Cosio T, Lambiase S, Shumak RG, Artosi F, Rivieccio A, Cavalloro D, Dellambra E, Bianchi L, Della-Morte D, Campione E. Role of Nicotinamide in the Pathogenesis of Actinic Keratosis: Implications for NAD+/SIRT1 Pathway. Biomolecules. 2024 Nov 27;14(12):1512. doi: 10.3390/biom14121512. PMID: 39766219; PMCID: PMC11673244.

Huber R, Wong A. Nicotinamide: An Update and Review of Safety & Differences from Niacin. Skin Therapy Lett. 2020 Nov;25(5):7-11. PMID: 33196157.

Scatozza F, Moschella F, D'Arcangelo D, Rossi S, Tabolacci C, Giampietri C, Proietti E, Facchiano F, Facchiano A. Nicotinamide inhibits melanoma in vitro and in vivo. J Exp Clin Cancer Res. 2020 Oct 7;39(1):211. doi: 10.1186/s13046-020-01719-3. PMID: 33028392; PMCID: PMC7542872.

Duncan KO, Stock EO, Damian DL, Miller SJ. Nicotinamide for high-risk skin cancer patients: An update. J Am Acad Dermatol. 2024 Dec;91(6):1301-1302. doi: 10.1016/j.jaad.2024.08.035. Epub 2024 Sep 19. PMID: 39297848.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.