Im Jahr 1920 war für den amerikanischen Infektionsforscher Dr. Joseph Goldberger nach vielen Jahren Forschung klar, dass die Pellagra, die oft zum Tode führte, gar keine Infektionserkrankung war, wie alle – und er selbst zu Beginn auch – annahmen, sondern „nur“ ein Nährstoffmangel. Er beobachte bei Pellagra-Erkrankten eine sehr einseitige Ernährungsform, die größtenteils aus Mais und Hirse bestand. Bis zu seinem Tode im Jahr 1929 musste Goldberger enormen Widerstand gegen seine Empfehlung einer Ernährungsumstellung bei Pellagra-Kranken erfahren und wurde erst viele Jahre später in Medizinerkreisen rehabilitiert. Seine Kollegen und vor allem die Allgemeinbevölkerung waren lange noch davon überzeugt, dass die Pellagra durch einen noch unbekannten Pellagra-Erreger verursacht würde. Goldbergers Kritik an der sehr einseitigen Ernährung der oftmals armen Landbevölkerung mit Mais und Hirse wurde ihm sehr übelgenommen. Erst 10 Jahre nach seinem Tod wurde der von Goldberger erkannte Nährstoffmangel als Mangel an Vitamin B3 (Niazin) belegt. Seine Entdecker gaben ihm den Namen PP – „Pellagra Prevention Factor“.

Die Pellagra führt zu einem bekannten Symptomenkomplex, den jeder Medizinstudent noch in dieser Form auswendig lernt:


  • Dermatitis (Hautentzündung)
  • Durchfall
  • Demenz

… gefolgt vom Tod.

Zur Pellagra schreibt das bekannte Medizin-Enzyklopädie Pschyrembel:

„Früher in Entwicklungsländern häufige Erkrankung durch Mangel an Niacin und an deren B-Vitaminen infolge einseitiger Ernährung mit Mais oder Hirse so wie infolge Malabsorption (z. B. Hartnup-Krankheit). Behandelt wird durch Gabe von Nikotinamid und Nikotinsäure.“

In welch‘ glücklichen Zeiten leben wir heute im Vergleich zu damals. Könnte man meinen. Kein Mensch muss an unnötigen Krankheiten leiden oder gar sterben, wie an


  • Beri-Beri-Krankheit (Vitamin B1-Mangel)
  • Skorbut (Vitamin C-Mangel)
  • Rachitis (Vitamin D-Mangel)

Und auch nicht an


  • Pellagra (Vitamin B3-Mangel)

Diese Namen klingen nach längst vergangenen Zeiten, nach Seeleuten im 17. Jahrhundert, nach Kinderarbeit in Fabriken in England im 19. Jahrhundert und eben an die Südstaaten der USA in den frühen 1920er Jahren.

Auch wenn unser Nahrungsangebot und auch das kaum noch zu überblickende Angebot an Nahrungsergänzungsmittel heute keinen Vitamin-Mangel mehr zulassen dürfte, sind Vitaminmängel dennoch sehr häufig. Lassen sich evidenzbasiert (!) messen. Sogar das Vollbild von Vitaminmangelkrankheiten existiert nach wie vor auch in westlichen Ländern. Zum Beispiel der Ausbruch der Beri-Beri-Krankheit in Israel vor einigen Jahren, der für einige Säuglinge tödlich endete, als Säuglinge Sojamilch ohne Vitamin B1-Zusatz erhielten. Oder denken Sie an die aktuellen Meldungen über die zunehmenden Fälle von Rachitis und Skorbut in Großbritannien.

Auch Pellagra kommt immer wieder vor – und wird nur selten erkannt, wie ich in der nächsten News berichten werde.

All diese Meldungen zeigen, wie enorm wichtig, eine ausführliche Mikronährstoffdiagnostik in der Prävention und Therapie ist. Leider wird sie kaum angewendet. Absolut unverständlich, wie uns die Medizingeschichte eigentlich lehren sollte.


Quelle:

https://www.history.nih.gov/pages/viewpage.action?pageId=8883184

https://de.wikipedia.org/wiki/Beriberi

https://www.aerztezeitung.de/Politik/Steigende-Zahlen-von-Rachitis-und-Skorbut-in-Grossbritannien-442121.html?searchtoken=%2fytl3tjnFWxTohiKT%2f%2brWcn9fTk%3d&starthit=1

https://de.wikipedia.org/wiki/Pellagra


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.