Die Neujahrs-Hitliste der guten Vorsätze, abgedruckt in Focus, lautet:

  • Abnehmen...84%
  • Mehr Fitneß...71%
  • Generell Verhalten ändern...66%

Ihnen sind die zwei ersten Vorsätze natürlich völlig unverständlich. Sie sind ja schon schlank, Sie sind fit.

Aber schauen Sie sich einmal ganz kurz Ihren Nachbarn an. Oh mei. Schwer und schweratmend. Und Sie verstehen plötzlich...Doch zurück zu Ihnen:

Für Sie bleibt VERHALTEN ÄNDERN! Was soll denn das? Ein hochinteressanter Wunsch. Der Mensch ist also generell, zu 66%, mit seinem eigenen Verhalten nicht einverstanden? Wissen Sie, wie man auf so einen Wunsch kommt? Wenn einem der Wind ins Gesicht bläst. Wenn die Umwelt einen nicht mag. Wenn die Mitmenschen Sie ablehnen. Erst dann kommt der Mensch überhaupt auf die Idee, sein Verhalten zu ändern. Klar?

Man ahnt, daß das eigene Verhalten wenig förderlich ist. Ja, wie verhalten wir uns denn? Kann ich Ihnen erzählen. Bin Fachmann geworden wider Willen. Ich war mal auf Mitmenschen angewiesen.

Hatte einen kleinen Unfall. Nach 30 Stunden Benommenheit werde ich wach und sehe den Chefarzt vor meinem Bett, der mir erklärt, er müsse mich sofort operieren. Es käme auf jede Stunde an. Ich könnte sonst mein linkes Bein verlieren. Nur...habe er keine Zeit. Dreht sich um und geht.

Tja.

Und drei Tage später piekst ein anderer Chefarzt mein inzwischen Elefantenbein von monströsem Umfang mit dem Zeigefinger an und meint, das sähe doch noch ganz gut aus. Mein zaghafter Einwand, ob man da nichts machen müsse, ob es nicht auf jede Stunde ankäme, ob ich es verlieren könnte, antwortet er lakonisch: "das ist dann eben ein schicksalshafter Verlauf".

Tja.

Und als dann 7 Tage nach dem Unfall operiert wurde, wache ich auf und lasse mir vom stellvertretenden Chefarzt erklären, er wüßte nicht, was bei mir operiert worden sei. Es war um die zersprungene Kniescheibe, das offene Knie gegangen. Der operierende Chefarzt hätte sich direkt nach meiner Operation krank gemeldet und das Krankenhaus verlassen. Er sei nicht erreichbar. Laut OP-Protokoll hätte er "nur aufgemacht und zugemacht".

Den Chefarzt habe ich nie mehr sprechen können (und wollen). Tja.

Und so ging das weiter. Die nächsten Monate wurden – immer im Austausch mit Chefärzten – immer abenteuerlicher und unterhaltsamer.

Was ist da los? Das sind doch Chefärzte. Kluge, zupackende, schwer arbeitende Menschen. Lassen Sie mich etwas vermuten: Das sind Menschen wie wir alle. Die diesen Job seit 10, 20, 30 Jahren tun. In Routine erstarren. Abläufe beherrschen. Die nicht mehr das sind, was sie einmal als Assistenzärzte waren. Damals vor Lebensenergie strotzend, zupackend, begeistert und deswegen mitfühlend.

Lassen Sie mich vermuten, daß uns allen im Laufe der Jahre das Wesentliche verloren geht, das, was wirklich erfolgreiche Menschen von allen anderen unterscheidet. Immer unterschieden hat. Einen Onassis von den anderen. Einen Kennedy von den anderen. Einen Boris Becker von den anderen: Das Geheimnis heißt:

BEGEISTERUNG

Und ohne innere Begeisterung erlebt man eben, daß der Mitmensch sehr trocken reagiert. So ich als Patient. Ablehnend. Unzufrieden. Und das strahlt auf Sie selbst zurück.

Abhilfe? Werden Sie wieder begeistert. Entfachen Sie das Feuer der inneren Begeisterung. Wie das geht?

Ganz einfach. Da gibt’s einen Mathematiker, der sich sehr viel mit Computern beschäftigt hat und aus der Ähnlichkeit vom Gehirn und Computern abgeleitet hat, daß auch das Gehirn bestimmten Gesetzen genügt. Bestimmten Techniken folgt. Der jetzt fragen würde: Wie macht unser Gehirn eigentlich Begeisterung? Wie geht denn das?

Ja...selbst ist der Mann! Waren Sie kürzlich mal in der Fußball-Arena? Mittendrin zwischen lärmenden, tobenden, jubelnden, begeistert aufspringenden Menschen? Ja – woher wissen Sie, daß die alle begeistert sind? Stellen Sie sich die Situation vor: Nähe, Größe, Lärm, Farbe... das ist Begeisterung.

Waren Sie mal kürzlich auf einem Popkonzert? Mitreißende Musik, strahlende, jubelnde, schwitzende, begeisterte Menschen ganz eng um Sie herum, Sie eingeengt und mitgerissen? Das ist Begeisterung: Laut, groß, nah, farbig.

Waren Sie kürzlich mal auf einem Formel-I-Rennen? In Monaco? Am Renntag? Als Autonarr? In der Boxengasse? Das ist Begeisterung: Laut, farbig, nah, groß.

Hatten Sie kürzlich einmal Sex mit Ihrem Lebenspartner? Also gut, hier rede ich nicht weiter.

Begeisterung empfindet unser Gehirn immer dann, wenn etwas groß ist, farbig, nah ist, laut ist.

Na – dann stellen Sie sich doch mal Ihren Arbeitsplatz vor. Jetzt. Wetten?... Das ist so ein kleines 5-cm-Bild da links hinten, schwarz-weiß, trübe, still...

Stellen sie sich mal Ihre tägliche Autofahrt in das Büro vor. Jetzt. Was hat das mit Formel I in Monaco zu tun? Gar nichts: Sie sehen sich im Auto sitzen dort hinten, in einem kleinen 5-cm-Bild, schwarz-weiß, lautlos. Von Begeisterung keine Spur.

Und wenn Sie abends von der Arbeit nach Hause kommen...sehen Sie das Bild? Das 5-cm-Bild von Ihrem Häuschen, vom Eingang, von der Küche, wo Ihre Frau werkelt, klein, unscheinbar, schwarz-weiß und still? Wo ist Ihre Begeisterung geblieben, die Sie einmal hatten?

BILDER SINDS! Ihre unablässige Bildvorstellung des Lebens, die Sie unmittelbar und unablässig abrufen. Und die Sie in aller Regel, routiniert, eingepfercht in die Zwänge des Lebens, in kleinen 5 cm-Bildern abrufen. Schwarz-weiß, still. Weit weg.

Genau so haben die Chefärzte mich gesehen. Als Problem. Lästig. Bemitleidenswert. Fall Nr. 212. Kann man nichts machen.

Wenn Sie die Begeisterung Ihrer Jugend wieder zurückholen wollen, geht das denkbar einfach: Verändern Sie Ihre Bilder. Sehen Sie ab jetzt, was immer Sie sich vorstellen, auf Großbildleinwand doppelt so groß wie im Autokino, und Sie ganz nah davor, mittendrin, sehen Sie immer farbig. Sehen Sie immer laut. Fühlen Sie sich umschlossen von aktiver Welt. So wie ein Marathonläufer, der ins Ziel läuft: Tobende Menge, jubelnde Musik, Lautsprecheransage, um ihn herum die Menschen, die ihm lachend gratulieren, blauer Himmel, farbige Kleidung...

Haben Sie das Prinzip verstanden?

Seither fahre ich täglich in die Praxis so wie früher, in meinem ersten Cabrio an einem Sommertag: Laute Musik, farbiges Auto, warmer Wind in meinem Gesicht, die wunderschöne Landschaft, in die ich voll eintauche, ganz nahe...

Und meine Praxis sehe ich so, wie sie wirklich ist: Exquisit ausgestattete Räume mit handgefertigtem hellen Holzmöbeln, wunderschöner Terracottaboden wie in der Toskana, strahlende Angestellte, die mich träumerisch verehren, liebe lächelnde dankbare Patienten ganz nah, direkt vor mir... Und es drängt mich dazu, in die Praxis zu gehen. Plötzlich will ich gerne dort sein.

ANKERN

Es gibt zu diesem Thema Techniken wie das Switchen, Techniken, mit denen diese Bildveränderung in Ihr Gehirn eingebrannt wird. Könnte ich Ihnen kurz erklären. Müssen Sie aber nicht tun… Sie brauchen nur zu...

ANKERN. Und dann ankern, fixieren Sie bitte diese neuen, großen, farbigen, lauten Bilder durch Wiederholung.

ANKERN können Sie auch anders verwenden. Indem Sie Dinge, vor denen Sie Angst haben, die Sie nicht gerne tun, ein für alle mal sich zum Freund machen. Beispiel:

Marathon – renn ich jeden Tag zum Frühstück Hitze – tut mir gut

Sie suggerieren sich also: Ich bin am besten bei Hitze. Mir geht es am besten, wenn es ganz heiß ist. Ich bin nun einmal kälteanfällig, ich mag es bei 45 Grad. Wenn jeder vernünftige Mensch vor sich hinstirbt werden Sie wach. Sie glauben gar nicht: das funktioniert: genau so überstehe ich Hawaii. Ich freue mich schon über unerträgliche 47 Grad in der Sonne. Beim Doppelmarathon.

Wenn Sie diese Anker, diesen Merksatz wiederholt gesetzt haben, glaubt Ihnen Ihr Körper.

LEBENSFREUDE: Gehen wir einen Schritt weiter. Darf ich Ihnen raten, beim Gedanken an Ihren Lebenspartner ein Foto von früher zu ankern? Damals, als sie noch 17 war. Ihr Herz erfreut hat. Sie werden erstaunt lernen, daß in Zukunft der Gedanke an den Lebenspartner genau dieses Freudegefühl, dieses Bild hervorrufen wird.

ACHTSAMKEIT

Sie könnten Ihren Lebenspartner ja auch heute einmal ansehen. Sie werden merken...das tun Sie nicht. Eine bemerkenswerte Beobachtung: Wir schauen überhaupt nie mehr hin.

Wenn Sie einen Schmetterling fliegen sehen, schauen Sie sich den nicht an. Im Sekundenbruchteil registriert Ihr Gehirn: ein Schmetterling und...Sie greifen in Ihren Gedächtnisspeicher. Schmetterling. Kenne ich. Flattert und ist gelb. Zitronenfalter. Und Sie haben das Bild aus dem Biologiebuch von früher vor sich. Nicht aber den aktuellen Schmetterling. Der könnte ja irgendwo einen komischen Zacken oder Tupfen haben. Bemerken Sie gar nicht.

Und so geht es heute, jetzt, Ihr ganzes Leben. Sie schauen nicht mehr hin. Sie nehmen Ihre Umgebung überhaupt nicht mehr wahr. Sie greifen immer, bei jedem Blick – ein Auto – ein Klavier, ein Mensch – auf Ihren Gedächtnisspeicher zurück und haken ab. Wissen Sie was Sie dadurch verlieren? Lebensfreude.

Lebensfreude ist Neugier, ist Abwechslung, ist Überraschung... das Neue. Deswegen sind Kinder immer so fröhlich. Sie erleben in fast jeder Minute etwas Neues und lernen staunend. Sie dagegen sind erstarrt. Sie haben einen festen Speicher und greifen auf die abgespeicherten Bilder zurück.

Wenn Sie wieder hingucken würden...würde Lebensfreude in Ihnen wieder wach werden. Sie verstehen schon, weshalb ich darüber rede: Ein Chefarzt, der keine Lebensfreude hat, kann sehr schwer Hoffnung und Lebensfreude dem kranken Patienten vermitteln. In dem Fall mir. Die Herren hatten das Sehen verlernt. Wollen wir fair bleiben: Ich natürlich auch. Die Monate gelähmt im Korsett waren sehr lehrreich. Für mich.

Praktische Gebrauchsanleitung: Schauen Sie Ihrem Gesprächspartner wirklich ins Gesicht. Betrachten Sie ihn wirklich. Und gucken Sie nicht daneben. Schauen Sie Ihre Kinder beim Zuhausekommen wirklich einmal an und haken Sie nicht ab schon, wenn Sie die Stimmen hören.

Gucken Sie sich mal Ihr Auto an. Sind Sie einmal stolz. Da haben viele, viele Menschen darüber nachgedacht, so ein Blechgehäuse schön zu gestalten. Das dürfen Sie ruhig nachempfinden. Aber angucken müssen Sie es erst selbst.

66% der Menschen hatten sich vorgenommen, im neuen Jahr ihr Verhalten zu ändern. Ich bin praktischer Arzt. Ich gebe praktische Ratschläge. Bitte erlauben Sie mir Ihnen, zu raten: Werden Sie wieder begeistert. Holen Sie sich wieder Lebensfreude.

Das gelingt, wie Sie gesehen haben, mit Bildern. Die ab jetzt – wie schon vorher – automatisch auftauchen, wenn Sie z.B. ans Geschäft denken, aber anders aussehen. Das ist der ganze Trick. Der Automatismus ist der gleiche, der Inhalt ist ein Neuer. So wie Kinder, die früh aufstehen und das Leben staunend mit großen Augen groß vor sich sehen, farbig sehen, laut sehen: Hören Sie nur, wie die fröhlich kreischen beim Spiel.

DER INNERE DIALOG

Visuell veranlagte Menschen verstehen dies Ratschläge. Vielleicht aber sind Sie eher auditiv, also aufs Hören verlegt. Dann wissen Sie, daß der Mensch unablässig mit sich selbst spricht.

Man nennt das den inneren Dialog. Das Affengeschnatter, sagen die Inder. Awfulizing nennen es die Amerikaner. Weil dieser innere Dialog praktisch ständig herunterzieht. Immer, wenn wir uns geärgert haben, wenn wir in einer Debatte verloren haben, wenn wir mit der Politik oder sonst etwas nicht einverstanden sind, fangen wir innerlich zu schimpfen an. Wiederholen die Debatten und es fallen uns die guten Argumente ein...usw.

Besonders deutlich wird das nachts, wenn Sie sich ins Bett legen. Oder beim Autofahren.

Ist Ihnen klar, daß dieser innere Dialog Ihr Leben ist? Ihr Leben macht? Den Alltag macht? Ihre Entscheidungen bestimmt, Ihr Aussehen bestimmt, Ihr Auftreten bestimmt, daß der innere Dialog Ihre Person ausmacht, die Person, die Ihr Gegenüber empfindet?!

Wenn das stimmt, habe ich so meine Vorstellungen über der inneren Dialog all der Chefärzte, denen ich damals begegnet bin. Staunend. Und es fällt Ihnen jäh die Lösung ein – wenn auch Sie Ihr Verhalten ändern wollen:

Ändern Sie Ihren inneren Dialog. Sie können ja nur einmal mit sich schwätzen, nicht etwa parallel in zwei Gesprächen. Polen Sie den inneren Dialog von Minus auf Plus, von Negativ auf Positiv.

FRAGEN


Wie man das praktisch macht? Wir Deutschen haben es einfach. Bei uns klappt das mit einer Frage. Wenn uns Deutsche jemand etwas fragt, fängt unser Gehirn unweigerlich an, nach einer Antwort zu suchen. Zum Beispiel: "Wie geht es Ihnen". Da grübeln wir doch wirklich nach, wie es uns geht. Ein Amerikaner lacht uns hier schallend aus. Nun gut.

Stellen Sie sich Fragen. Geschickte Fragen, wie z.B.

Was macht mich jetzt besonders glücklich?

Kurze Pause. Nachdenken. Also gut, ich formuliere es anders:

Was würde mich besonders glücklich machen?

Paßt schon eher. Sie verstehen schon: Völlig automatisch startet Ihr innerer Dialog mit der Suche nach einer Antwort. Und wenn Sie sich jetzt mit glücklichen Dingen beschäftigen und abwägen, was besonders glücklich macht, haben Sie keine Zeit, sich mit den üblichen inneren Debatten über Frau Dr. Merkel, Herrn Sigmar Gabriel, oder Frau Claudia Roth, der hochgeschätzten, zu beschäftigen.

Sie werden frei! Sie bestimmen ab sofort Ihren inneren Dialog selbst. Sie werden ein Mensch, der durch ständige geschickte Fragen innerlich lächelt. Und dann das Strahlen anfängt. Und diese Ausstrahlung auf das Gegenüber überträgt. Und prompt erntet: Das Strahlen kommt immer zurück. Immer!

Noch einmal: Sie haben verstanden, daß wir uns natürlich schon immer Fragen stellen. Die Technik an sich beherrschen wir. Exzellent. Wir fragen uns meistens leider:

Warum ist der immer so gemein zu mir?
Warum bin ich so traurig?
Warum mag mich eigentlich niemand?
Was will ich mir als nächstes kaufen?
...

Verstanden? Polen Sie Ihren inneren Dialog, Ihr Leben um. Holen Sie sie sich zurück, die ursprüngliche

  • innere Begeisterung und
  • Lebensfreude

Ihrer Kindheit.