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Wie traumatische Erfahrungen die Biochemie des Gehirns verändern und was dagegen hilft
Traumatische Erlebnisse, vor allem in der Kindheit, können den Glutamin-Glutamat-Stoffwechsel empfindlich verändern, was zu einem Anstieg der Glutamat-Konzentration im Gehirn führt. Glutamat ist ein natürlicher, aktivierend wirkender Neurotransmitter. In der richtigen Menge braucht das Gehirn Glutamat. Ist jedoch zu viel davon vorhanden, befindet sich das Gehirn in einem zu hohen Erregungszustand. Das führt zu Schlafstörungen und kann auch zu Depressionen beitragen.
Traumatische Erlebnisse führen unter anderem zu epigenetischen Veränderungen an den Genen, die die Information für den Bau von Proteinen tragen, die Glutamat transportieren können. Liegen solche Veränderungen vor, werden zu wenige dieser Transporter hergestellt. Das führt zu einem Problem, denn Glutamat muss, nachdem es seine Wirkung entfaltet hat, wieder abgebaut werden. Dies geschieht in speziellen Gehirnzellen, den Astrozyten. Nur wenn Glutamat nicht in diese Zellen transportiert werden kann, kann es auch nicht abgebaut werden. Die Glutamatkonzentration ist dann zu hoch.
Aber nicht nur der Transport von Glutamat in die speziellen Zellen für den Abbau ist durch epigenetische Veränderungen gestört, auch der Abbauprozess selbst funktioniert häufiger nicht so gut wie bei Menschen, die in ihrer Kindheit keine traumatischen Erfahrungen gemacht haben. Das für den Abbau notwendige Enzym, die Glutaminsynthetase, wird nur vermindert gebildet. Auch hierfür ist eine epigenetische Veränderung verantwortlich.
Erhöhte Glutaminkonzentrationen im Gehirn können zu verschiedenen negativen Rückkopplungsschleifen führen. Zu viel Glutamin führt zum Beispiel zu Schlafstörungen. Der Schlafmangel wiederum erhöht den oxidativen Stress, wodurch die für den Glutamatabbau wichtigen Zellen weiter geschädigt werden. Die Glutamatkonzentration steigt weiter an. Eine hohe Glutamatkonzentration führt auch zum Abbau von Glutathion, einem wichtigen Antioxidans. Sinkt der Glutathionspiegel, steigt der oxidative Stress weiter an, was zu weiteren Schäden an den Astrozyten führt.
Doch wie kommt man aus dieser schädlichen Rückkopplung wieder heraus?
- Taurin: Diese Aminosäure hilft, die neuronale Erregbarkeit zu beruhigen und überschüssiges Glutamat abzubauen.
- GABA: Eine Erhöhung des GABA-Spiegels durch Nahrungsergänzungsmittel kann den Auswirkungen von Glutamat entgegenwirken, da GABA der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn ist.
- L-Theanin: Das in grünem Tee enthaltene L-Theanin kann die GABA-Produktion fördern und den Glutamatspiegel leicht senken, was zu einem ausgeglicheneren Neurotransmittermilieu beiträgt.
- Omega-3-Fettsäuren: Diese essentiellen Fettsäuren unterstützen die allgemeine Gesundheit des Gehirns und verringern nachweislich das Absterben von Nervenzellen, das mit einem hohen Glutamatspiegel einhergeht.
- Magnesium: Dieser Mineralstoff spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Neurotransmitteraktivität und kann zur Senkung der Glutamatkonzentration beitragen, indem es die Rezeptoren blockiert, die durch Glutamat aktiviert werden.
- Ketogene Diät: Eine ketogene Diät führt zu einer gleichmäßigen Energieproduktion im Gehirn. Energie in Form von ATP wird sowohl für den Transport von Glutamat in die entsprechenden Zellen als auch für den Abbau des Neurotransmitters in den Zellen benötigt.
- Proteine: Proteine werden natürlicherweise zu Ammoniak abgebaut, und Ammoniak benötigt das Enzym, das Glutamat abbaut. Eine zu hohe Ammoniakkonzentration durch übermäßigen Eiweißkonsum vermindert jedoch den Glutamatabbau.
- Yoga und Meditation: Yoga und Meditation können den GABA-Spiegel auf natürliche Weise erhöhen, was dazu beiträgt, die erregende Wirkung von Glutamat abzuschwächen und Entspannung zu fördern.
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"