Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
Weshalb es nicht funktioniert
Weshalb Deutschland immer dicker statt dünner wird, obwohl sich doch tausende von Ernährungsberatern redlich bemühen? Sich wirklich Zeit nehmen und Mühe geben? Da fragt man sich doch...weshalb nützt das alles nichts? Kann ich Ihnen sagen.
Sie bräuchten ja nur einmal solch ein Beratungsgespräch miterleben. Nachzulesen im Spiegel 10/2013 S. 128. Fast sensationell:
Da wird zitiert aus der Ernährungsberatung der Berliner Charité. In der „Sprechstunde Stoffwechsel“ sollen dicke Menschen lernen, wie sie sich gesund ernähren können. Das wisse ein Professor oft ebenso wenig wie ein Straßenarbeiter, erzählt die Ernährungsberaterin Rotraud Zehbe“.
Da hat sie zweifelsohne Recht. Denn nicht jeder Professor entspricht dem natürlichen, von der Evolution vorgezeichneten Menschenbild: Schlank und fit. Weiter geht`s:
Frau Zehbe hebt an: „Wenn wir mehr Energie aufnehmen, als wir verbrauchen, dann werden wir schwerer. Und wenn wir abnehmen wollen, dann müssen wir etwas einsparen“.
Was Frau Zehbe nicht weiß: Sie hat bereits verloren. Wenn Sie einem übergewichtigen Menschen etwas von „einsparen“ erzählen… Als ob der das nicht selbst wüsste. Und nicht seit zwanzig Jahren versucht hätte. Einsparen geht nicht. Beweist Ihnen Spanien, Griechenland, Italien. Beweist Ihnen auch die deutsche Bundesregierung: Einsparen? Geht nicht. Doch weiter:
„Viele Menschen trinken zu wenig… Tja. Der Patient trinkt jeden Tag einen Liter Milch und wendet ein, Milch enthalte doch vor allem Wasser. Ja, aber denken Sie an den Milchzucker, entgegnet Frau Zehbe.“
Milchzucker? Seit wann? In der Milch ist Zucker? Ein Experte setzt beim Gegenüber immer das voraus, was er selbst weiß. Tja. Folgt Thema Fett.
„Oliven- und Rapsöl seien gut, tierische Fette schlecht. Auch von der triefenden Fleischmasse, aus der Döner gemacht werden, solle der Patient die Finger lassen. Der schaut bedrückt.“
Genau. Bedrückt. Wenn Abnehmen nicht Freude macht, haben Sie verloren, Frau Expertin. Wenn Ihr gegenüber einmal bedrückt guckt, war alles umsonst. Um ein aktuelles Beispiel zu zitieren: Selbstverständlich können Sie mit Aminosäuren-Tabletten (viele!) ideal abnehmen. Teure Tabletten. Aber jeder, buchstäblich jeder wird doch hochleckere Eiweißshakes vorziehen, oder? Das war soeben der Unterschied zwischen bedrückt und beglückt.
Überraschend Frau Zehbe zum Fleisch. Wird nicht verteufelt, solange es mager ist. Sie meint sogar: „Der Stickstoff aus dem Eiweiß werde in Form von Harnstoff im Urin ausgeschwemmt – was dem Stoffwechsel sogar helfe, zusätzliche Energie zu verbrennen.“
Eiderdaus. Hier trifft Sie mal das Herz des Patienten. Iss Fleisch, und du verbrauchst zusätzliche Kalorien. Erinnern Sie sich an die Doktorarbeit von Foertsch (News vom 26.02.13)?
Besonders heikel seien, so die Ernährungsberaterin, Kohlenhydrate. „Zuviel davon sei schädlich“. Die würden nämlich zu Fett umgewandelt. Die müsse der Patient reduzieren. Weniger essen. Wir lesen „er wirkt nicht überzeugt“. Und dann kommt – für mich – der Höhepunkt:
Wie zum Trost legt Frau Zebe dem untersetzten Mann noch ans Herz, Gemüse in der Pfanne zu dünsten oder roh zu knabbern. Das helfe gegen den Hunger, sagt Sie, ebenso wie Magerquark, den er sich mit Leitungswasser anrühren und in Deckelgläser abfüllen möge, als Mahlzeit zum Mitnehmen.“
Auweh. Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden. Minimalpsychologie lernt man dort im Umgang mit Tieren. Sätze wie: „Gemüse zu dünsten oder roh zu knabbern“, Sätze wie „magerer Quark mit Leitungswasser angerührt“ erklären, weshalb Deutschland immer dicker wird. Weshalb alle Ermahnungen, alle Erklärungen, alle Aufklärung nichts nützt. Ihr Bauchgefühl trügt Sie nicht.
Sehr richtig lesen wir hier zum Abschluss „nicht nur dem Patienten wäre vermutlich geholfen, wenn das alles einfacher wäre“. Genau. Scheint mir wirklich der springende Punkt. Was wäre denn einfach?