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Vitamin D über die Haut
„Zur Vitamin-D-Bildung ist keine Extra-Portion Sonne nötig."
„Es genügt nach derzeitigen Erkenntnissen, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis, 0,5 MED (siehe auch ‚Akute Schädigungen der Haut‘), auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde. Beispielsweise bedeutet dies für Menschen mit Hauttyp II bei einem UV-Index von 7 rein rechnerisch eine Bestrahlungszeit von nur ca. 12 Minuten.“
Es ist das Ende des Winters und ich messe wie jedes Jahr um diese Zeit in meiner Praxis Tiefstände an Vitamin D3 im Blut meiner Patienten. Auch bei Patienten, die eigentlich länger wissen, dass die Vitamin-D-Gabe in unseren Breitengraden zumindest im Winter tägliche Pflicht sein sollte oder für die allermeisten sogar das gesamte Jahr über zur Gesundheitsprophylaxe gehören sollte.
Offizielle Aussagen wie diese im Auftrag des Bundesumweltministeriums sind schlichtweg falsch und verwirren viele Menschen.
Ich möchte dies zum Anlass nehmen, jetzt - zu Beginn der sonnenreichen Monate - einfach die wichtigsten Fakten zur Vitamin D über die Haut zusammenzutragen.
- „Vitamin D-Tanken“ geht nur von April bis September in der Mittagszeit
Endlich hatten wir die ersten sonnigen Tage Anfang März. „Lass uns rausgehen und ein bisschen Vitamin D tanken“, konnte man jetzt wieder öfter hören.
Stimmt das? Nein, so gut uns die Sonne auch im März tut, für die Vitamin-D-Bildung in der Haut tut sie aber noch gar nichts.
Wie stellt die Haut überhaupt Vitamin D her? Schauen wir uns kurz den biochemischen Prozess einmal an:
Kurzwellige UV-B-Strahlen (Wellenlänge 280–315 nm) dringen in die oberste Hautschicht, genauer gesagt in die Keratinozyten ein und treffen dort auf eine Substanz namens 7-Dehydrocholesterol. Diese ist vorwiegend in der Basalzell- und in der Stachelzellschicht eingelagert. Durch die Energie der UV-B-Strahlung wird 7-Dehydrocholesterol in Provitamin D3 umgewandelt. Dieses wird anschließend durch eine thermische Isomerisierung (eine temperaturabhängige chemische Reaktion) in Vitamin D3 (Cholecalciferol) umgewandelt. Das gebildete Vitamin D3 gelangt über den Blutkreislauf zur Leber, wo es zu 25-Hydroxyvitamin D (Calcidiol) umgewandelt wird. In der Niere erfolgt die endgültige Aktivierung zu 1,25-Dihydroxyvitamin D (Calcitriol), die biologisch aktive Form von Vitamin D.
In Deutschland kann man vom Sonnenstand her Vitamin D durch UV-B-Licht erst ab Anfang April bis Ende September bilden. Dies ist möglich, weil in diesem Zeitraum der Einstrahlwinkel der Sonne hoch genug ist.
Ebenso ist die Tageszeit wichtig. Nur zwischen 11 Uhr und 15 Uhr und bei einem UV-Index von 3 oder mehr ist eine für die Vitamin D-Synthese der Haut ausreichende UV-B-Strahlung gegeben. - Je älter die Haut, desto weniger Vitamin D-Synthese
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, deutlich ab. Der Gehalt an 7-Dehydrocholesterol, dem Vorläufermolekül für die Vitamin-D-Synthese, sinkt in der Haut mit zunehmendem Alter. Dadurch wird weniger Prävitamin D3 gebildet. Studien zeigen, dass die Fähigkeit der Haut von älteren Menschen (bedeutet: über 40) Vitamin D3 zu synthetisieren, im Vergleich zu jungen Erwachsenen um den Faktor 3 bis 5 verringert ist. Zudem wird mit dem Alter die Epidermis dünner, was die UVB-Absorption und somit die Vitamin-D-Produktion weiter einschränkt. - Lichtschutzfaktoren verhindern die ausreichende Vitamin D-Synthese
Die Vitamin-D-Bildung in der Haut wird durch Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktoren stark reduziert. Bei korrekter Anwendung blockiert bereits eine Sonnencreme mit LSF 10 etwa 90 % der Vitamin-D-Synthese.
Eine Sonnencreme mit LSF 50 filtert beispielsweise 98 % der UV-B-Strahlen.
Mit anderen Worten: Wer in den Sommermonaten täglich möglichst wenig bekleidet, ohne Sonnencreme, mehrere Stunden in der Mittagssonne verbringt und unter 40 Jahren alt ist, hat zumindest die theoretische Chance, seinen Vitamin D-Bedarf von April bis September ohne Supplemente durch Eigensynthese zu decken. Ich denke da an Berufsgruppen, wie Landschaftsgärtner, Bademeister und Winzer. Für alle anderen gilt: Vitamin D-Prophylaxe muss das gesamte Jahr hindurch gewährleistet sein.
Quellen:
https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/vitamin-d.html
Holick MF, Smith E, Pincus S. Skin as the site of vitamin D synthesis and target tissue for 1,25-dihydroxyvitamin D3. Use of calcitriol (1,25-dihydroxyvitamin D3) for treatment of psoriasis. Arch Dermatol. 1987 Dec;123(12):1677-1683a. PMID: 2825606.
Uçar N, Holick MF. Illuminating the Connection: Cutaneous Vitamin D3 Synthesis and Its Role in Skin Cancer Prevention. Nutrients. 2025 Jan 22;17(3):386. doi: 10.3390/nu17030386. PMID: 39940244; PMCID: PMC11821240.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.