Das bekannteste unter allen ist Vitamin C. Jeder, wirklich jeder Mensch weiß hier Bescheid. Wurde uns schon in der Nachkriegszeit als „hohes C“, also tiefgefrorener Orangensaft aus Florida … beigebracht. Und gab´s da nicht einmal „nimm zwei“? Vitamin C in aller Munde …


Weshalb Vitamin C in unserer Blutanalyse nicht mitgemessen wird, hatte ich Ihnen erklärt. Stichwort Halbwertszeit (News vom 08.11.2021). Für mich war die genügende Versorgung mit Vitamin C freilich schon immer eine völlige Selbstverständlichkeit … deswegen habe ich es Ihnen auch nie, niemals verschrieben.


Mein typischer Fehler: Ich dachte wieder einmal, dass Sie so denken wie ich. Nämlich eigenverantwortlich.


Habe dann schon in den Anfangszeiten meiner Praxis in Roth feststellen dürfen, dass Vitamin C – besonders für die Jugend im Ort – etwas völlig Unbekanntes war. Dass die an typischen Mangelkrankheiten litten, nämlich an


Zahnfleischbluten


welches innerhalb von Tagen nach ein paar Vitamin C-Brausetabletten verschwand. War für mich ein Schlüsselereignis.


Lebte also hier in einer Blase: Hatte geglaubt, dass jeder Mensch reichlich Obst und Gemüse zu sich nimmt. Automatisch. Ganz von alleine.


Hat für die junge Generation in Roth einfach nicht gestimmt. Sie wissen schon: Pizza, Döner, etc.


Da Ärzte generell ähnlich, oft auch gleich denken (gleiche Ausbildung), habe ich den folgenden Fall, geschildert 2021, mit größtem Interesse gelesen (Paediatr Int Child Health 2021;41 (2): 158).


Da wird berichtet von einem 4-jährigen Kind mit starken Schmerzen in den Beinen. Sehr untypisch für ein Kind in diesem Alter: Es wollte nicht laufen. Erste Diagnose: Autismus. Nur: Wie passen Schmerzen und Autismus zusammen? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?


  • Die Antwort fanden die Ärzte glücklicherweise nicht, indem sie den kleinen Kerl in den OP schoben und seine Beine „aufmachten“. Also keine OP. Eine richtige Entscheidung.

  • Sie fanden sie nicht, indem sie das Kind in die Röhre schoben, um sein Gehirn zu durchleuchten. Also keine Magnetresonanztomografie (MRT), keine Computertomografie (CT). Auch dies eine richtige Entscheidung.

  • Sie fanden die Antwort, als sie die Mutter nach den ERNÄHRUNGSGEWOHNHEITEN des kleinen Patienten fragten.

DIAGNOSE: SKORBUT.


Also extreme Fehlernährung mit der Folge Vitamin-C-Mangel. Die Krankheit der frühen Seefahrer. Früher half Sauerkraut, heute hilft Ascorbinsäure.

Wären Sie, liebe Leserin, lieber Leser auf die Lösung in diesem Fall gekommen? Wohl genauso wenig, wie die meisten meiner Kollegen, wie auch ich. Skorbut im Jahre 2021? Verantwortlich selbstverständlich die Eltern. Was die wohl essen mögen …?

Aber getrost. Bleiben Sie gelassen. Glauben Sie unserer DGE:


Vitamine haben wir alle genug.