Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
Und im Krankenhaus?
Krankenhausaufenthalt ist kein besonders lustiges Ereignis. Aber eben manchmal notwendig. Kluge Menschen denken kurz nach und bemühen sich – schon vorher – alles zu unternehmen, um
- im Krankenhaus nicht kränker zu werden
- keine neuen Infektionen aufzufangen
- möglichst rasch wieder nach Hause zu kommen.
Diese Gedanken finden heute zunehmend Raum im Krankenhaus-Management. Oberbegriff Prähabilitation, ein relativ neuer Bereich der Therapieoptimierung. Man möchte ganz einfach den Patienten schon VOR einer Operation gesünder, stabiler und leistungsfähiger machen, in der Hoffnung, dass dann Heilung schneller stattfindet, dass der Patient schneller entlassen werden kann. Ein außerordentlich sensibler Kostenfaktor …
In einem Referat zum Thema lese ich mit einiger Freude vier hier entscheidende Punkte. Die ich jeweils kurz kommentieren möchte.
- Erhebungen in Kliniken und Krankenanstalten zeigen, dass ungefähr 50 % der eingewiesenen Patienten eine Mangelernährung aufweisen (Gillis 2019). Sofort ins Auge fallend ist die Sarkopenie, also Muskelschwäche, Muskelverlust, die (Zitat) „zu einer Einschränkung der Wundheilung, der Immunreaktion und der physischen Stressantwort führt“. Empfohlen werden in diesem Aufsatz möglichst rasch ausreichend Eiweiß (1,2 – 1,6 g/kg), welches (erneut Zitat) „über geeignete Protein-Präparate einfach und effektiv erreicht werden kann“.
Schau, schau. Sarkopenie bedeutet übersetzt mangelnde Bewegung (Rheuma-Patienten!) und leider zu wenig Eiweißzufuhr. Wenn das Ganze erst einmal sichtbar wird, ist es reichlich spät. Aber immerhin: Proteinpräparate werden hier im Krankenhaus empfohlen.
- Vitamin- und Mineralstoffsupplemente in der prä- und operativen Phase verkürzen den Heilungsverlauf und den Krankenhausaufenthalt um durchschnittlich zwei Tage. Eine Metaanalyse ergab, dass sich die Komplikationen nach einer OP durch den Einsatz von NEMs um 35 % senken und die Mortalitätsrate signifikant reduzieren lassen (Elia 2016).
Heißt übersetzt: Mit Eintritt ins Krankenhaus bitte möglichst schnell Multivitaminpräparate. Oder sogar gezielte NEMs. Hochmodern.
- Eine wesentliche Rolle scheint der Vitamin-D-Status zu spielen. Vitamin-D-Mangel korreliert mit höheren Komplikationsquoten und der Erfordernis einer septischen Revisionsarthroplastik nach Hüft- und Knie-OPs (Emara 2020). Patienten mit Vitamin-D-Mangel bleiben einen Tag länger im Krankenhaus und haben nach acht Jahren signifikant schlechtere Beweglichkeitsfunktionen (Jansen 2017).
Vitamin D bekommt langsam aber sicher eine Sonderrolle im Denken von uns Ärzten. Ursache natürlich die Corona-Pandemie und die phänomenalen Erfolge einer hochdosierten Vitamin-D-Therapie.
- Ein weiteres Thema der Prähabilitation sind anämische Patienten. Zwei große Studien, die die Daten von 227.425 bzw. 46.539 OP-Patienten verglichen, zeigten bei einer mittleren bis schweren Anämie ein höheres Mortalitätsrisiko, einen längeren Klinikaufenthalt und mehr Intensivversorgung (Munting 2019). Sofortige Supplementierung (Eisen, Vitamin B12, Folsäure) zählen hier zu den wesentlichen Maßnahmen einer effektiven Prähabilitation.
Schau, schau. Meine Klinikerfahrungen sind hier ganz andere. Persönlich lag ich wochenlang mit Hämoglobin 7,0 – 9,0 herum. Beliebig schwach und schlapp, deutlich verminderte Durchblutung, selbstverständlich schlechtere Wundheilung. Erst meine kluge Frau hat für mich durch Anschreien des außerordentlich verblüfften Chefarztes ein paar Bluttransfusionen „erbettelt“. Allein hierüber könnte ich ein kleines Büchlein schreiben.
- Wesentliches Thema der Prähabilitation auch das Mikrobiom. Deshalb, weil die im Krankenhaus fast unumgängliche Antibiotika-Prophylaxe um die Operation herum die Darmflora stört und selbstverständlich immunologische Funktionen beeinträchtigt. Eine Metaanalyse von 34 klinischen Studien mit 2.436 OP-Patienten ergab, dass die Verwendung von PROBIOTIKA das Risiko für eine Infektion hoch-signifikant verringert (Weimann 2017).
FAZIT: Wenn Sie aus diesem Artikel etwas mitnehmen, dann doch wohl: Molekularmedizin gewinnt an Boden. Man verlässt sich zunehmend auf Messung. Und lernt verständlicherweise in Extremsituationen, also im operativen Bereich langsam, ganz langsam, dass entscheidend für Gesundheit, also auch Wundheilung und Freiheit von Infektionen
essentielle Substanzen, sowie ein
gesundes Mikrobiom
sind. Diese Zusammenhänge werden zunehmend in der medizinischen Literatur besprochen. Zunehmend! Kluge Menschen haben sich dieses Wissen schon vorher angeeignet – zum Beispiel durch diese News – und besuchen ein Krankenhaus nur noch gerüstet und geschützt. Durch NEMs.
Quelle: Journal für Nutritivmedizin Nr. 2 Sept. 2021, Seite 21