Schilddrüsenerkrankungen sind ein Volksleiden. Jede dritte Frau in Deutschland nimmt Schilddrüsenhormone ein und jede(r) zweite entwickelt im Laufe seines Lebens, oft in der zweiten Lebenshälfte, Schilddrüsenknoten.

Deutschland ist trotz jahrelanger politischer Bemühungen von EU und Brüssel neuerdings mal wieder Jodmangelland. Somit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Schilddrüsenfunktion per se schon nicht ausreichend gegeben, die ausreichende Jodversorgung. Wie ist es denn um die ärztliche Versorgung bei Schilddrüsenleiden bestellt?

Nun, es gibt es ca. 400 niedergelassene Endokrinologen, also Fachärzte für Schilddrüsenerkrankungen. Zum Vergleich: Es gibt ca. 5200 Gynäkologen in Deutschland und ca. 56.000 Hausärzte (Allgemeinmediziner).

Wenn Sie in einer Großstadtwie Düsseldorf im Dezember um einen Termin in einer endokrinologischen Fachpraxis bitten, können Sie Glück haben, wenn Sie im August des Folgejahres einen Termin bekommen. Als Kassenpatient, als Privatpatient ist das natürlich etwas anderes.

Nun sind aber die allermeisten Menschen hierzulande Kassenpatienten und wenn die Schilddrüse streikt, wird nur ein Bruchteil dieser Patienten von ihrem Allgemein- und Hausarzt an einen Facharzt weiter überwiesen. Aber das Streiken der Schilddrüse wird im Allgemeinen sehr spät erkannt. Der Grund hierfür ist, dass ein Kassenpatient nur selten eine gründliche Schilddrüsendiagnostik erhält. Diese erschöpft sich fast immer nur auf die Untersuchung des Schilddrüse-stimulierenden-Hormons, TSH, beim Hausarzt. Ist dieser Wert in der Norm, so gilt der Patient als schilddrüsengesund.

TSH ist aber KEIN Schilddrüsenwert, auch wenn Ihnen Ihr Arzt dies immer wieder sagt. Dieses Hormon stammt aus dem Hypophysenvorderlappen im Gehirn und übt einen Steuerungseffekt auf die Schilddrüse aus (negativer Feedbackmechanismus).

Die Schilddrüsenhormone selbst heißen Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) und müssen immer zur Beurteilung der Schilddrüsenleistung mit untersucht werden. T4 wird in der Schilddrüse direkt aus Jod und der Aminosäure Tyrosin hergestellt. Es ist allerdings die inaktive Form des Schilddrüsenhormons. Unsere Körperzellen benötigen T3, das überwiegend in der Leber aus der inaktiven Vorstufe T4 gebildet wird.

Bei Stress und Grunderkrankungen entsteht zudem auch häufig ein erhöhter Spiegel von Reverse T3, ein Stoffwechselprodukt, das für die Zellen nicht verwendbar ist. Daher sollte auch dieses Hormon mit untersucht werden.

Der TSH-Wert - für sich allein genommen - sagt wenig über die Gesundheit der Schilddrüse aus. Zur Verdeutlichung ein paar Beispiele, was sich hinter einem normalen TSH-Wert verstecken kann.


  • Eine latente Unterfunktion, bei dem T4 und T3 noch im unteren Normbereich liegen. Der Patient hat trotz normalen TSH-Wertes schon alle unangenehmen Symptome, wie Gewichtszunahme, Obstipation und bleierne Müdigkeit

  • Eine absolute Unterfunktion, bei der T4 oder T3 im absoluten Mangel sind. Dies findet sich häufig bei einer chronischen Schilddrüsenentzündung (Hashimoto Thyreoiditis), da entzündungsbedingt der kommunikative Regelkreis (Feedback-Mechanismus) zwischen Schilddrüsen und Hypophysenvorderlappen nicht mehr funktioniert. Die Hypophyse „redet“ nicht mehr mit der Schilddrüse und TSH treibt die untertourige Schilddrüse nicht mehr zur Arbeit an.

  • Eine latente Überfunktion der Schilddrüse. T3 liegt leicht oberhalb des Normbereiches. Dies ist oft der Fall zu Beginn einer Hashimoto Thyreoiditis. Der Patient ist unruhig, schläft schlecht und hat vielleicht auch Haarausfall.

Natürlich gehört bei Verdacht auf eine Hashimoto Thyreoiditis immer eine gründliche Abklärung der Schilddrüse im Ultraschall und auch die Bestimmung der Auto-Antikörper zur Diagnostik. Aber leider kommt es dazu in vielen Fällen gar nicht. Die Patientin (es sind zu 90% Frauen) erfährt häufig nicht, dass sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet. Erst in fortgeschrittenen Stadien steigt das TSH auch langsam an. In der Regel hat die Schilddrüse dann aber schon erheblichen, irreversiblen Schaden genommen und ist geschrumpft.

Die hierzulande übliche Billig-Diagnostik zur Schilddrüse kostet am Ende viel. Vor allem viel gesunde Lebenszeit des Patienten.

„Was wollen Sie denn machen? Hashimoto ist eh unheilbar, von daher muss der Patient nicht wissen, was er hat. Hauptsache er bekommt seine Hormonersatztherapie.“, sagte mir ein Allgemeinmediziner vor Kurzem.

Falsch. Hashimoto Thyreoiditis ist sehr wohl behandelbar und kann in vielen Fällen auch zum Stillstand gebracht werden.

Der Weg geht immer auch über die entsprechenden Mikronährstoffe:


  • Vitamin D
  • Selen
  • Jod
  • Tyrosin

Was es noch bei Hashimoto Thyreoiditis zu beachten gibt, kommt in der nächsten News.


Quellen:
www.jodmangel.de
Kyra Kauffmann, Sascha Kauffmann: Jod – Das Standardwerk, MVG Verlag München 2021