Wir lesen ja immer viel Positives über Ballaststoffe und dass diese extrem wichtig wären für eine gute Verdauung. Erst durch die Ballaststoffe käme der Darm richtig in Schwung und es bilden sich u.a. kurzkettige Fettsäuren, die von den Darmzellen aufgenommen werden usw. Und das ist auch richtig, aber:

Es gibt einen weiteren und weitgehend unbekannten Effekt von Ballaststoffen, wenn ein Patient unter Verstopfung leidet. Eine Verstopfung geht einher mit einem unregelmäßigen Stuhlgang. Häufig hat der Patient mehrere Tage keinen Stuhlgang. Zu diesem Thema hat Paul Mason einen wunderschönen Vortrag gehalten, den ich Ihnen kurz vorstellen möchte. Zunächst einmal leide ich mit diesen Menschen mit, denn sie können nicht nur nicht täglich auf die Toilette! Sie leiden oft auch unter Symptomen wie Blut am Stuhl, Hämorrhoiden, Blähungen und Schmerzen. Zum Thema Verstopfung möchte ich Ihnen die Studie von Kok-Sun Ho vorstellen.

Kok-Sun Ho hat in seiner Studie 63 Teilnehmer mit Verstopfung untersucht und im Anschluss zwei Jahre begleitet. Alle Teilnehmer hatten bis dahin keine Operation am Dickdarm und wurden auch auf Auffälligkeiten per Dickdarmspiegelung vorweg untersucht und ggf. ausgeschlossen.

Im Anschluss wurden die Teilnehmer auf drei Gruppen aufgeteilt:


  • Gruppe eins hat sehr viele Ballaststoffe zu sich genommen
  • Gruppe zwei hat eine reduzierte Menge an Ballaststoffen zu sich genommen
  • Gruppe drei hat keine Ballaststoffe zu sich genommen

Man würde annehmen, dass sich die Gruppe mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen am besten erholt, da der Darm ja reichlich Versorgungsmaterial für das Mikrobiom zur Verfügung stellt.

Richtig?

Das Ergebnis ist dann doch ein klein wenig überraschend, doch schauen Sie selbst:



Die Darstellung der Gruppen erfolgt von links nach rechts. Ganz links sehen Sie zunächst die Ausgangssituation aller 63 Teilnehmer vor der Intervention.


  • Überraschenderweise gehen die Beschwerden in der Gruppe eins - die Gruppe mit einer ballaststoffreichen Ernährung (High fibre diet) - stark nach oben. Diese Gruppe hat grob nur einmal die Woche einen Stuhlgang (normal wäre einmal am Tag).

  • Die Gruppe zwei, die im Vergleich zur Ausgangsernährung die Ballaststoffe reduziert hat (Reduced fibre diet), beschreibt bereits wesentlich weniger Symptome durch diese Intervention.

  • Doch überraschender Sieger ist die Gruppe drei. Alle Symptome der Verstopfung sind weg. Diese Gruppe litt nicht mehr unter Verstopfung und hatte einen regelmäßigen Stuhlgang ohne Schmerzen und Probleme.

Diese Studie zeigt schön auf: Wenn Sie unter Verstopfungen leiden, dann sollten Sie die Menge an Ballaststoffen reduzieren und nicht erhöhen. Paul Mason vergleicht die Situation mit folgender Metapher: Stellen Sie sich einen Stau aufgrund einer Verengung der Fahrbahnen auf der Autobahn vor. Macht es da Sinn, mehr Autos hinzuleiten oder wäre es sinnvoll, die Menge der Autos zu reduzieren?

Zu den kurzkettigen Fettsäuren sei mir noch ein biochemischer Hinweis erlaubt: Diese müssen in den Darmzellen zunächst zu Beta-Hydroxybutyrat (BHB) umgewandelt werden. Das ist das „Wundermolekül“, über welches ich hier schon oft geschrieben habe und welches Sie im Rahmen einer genetisch korrekten Ernährung auch wieder rund um die Uhr in der Leber bilden. Die Darmzellen können jedoch, wenn Sie sich genetisch korrekt ernähren, Beta-Hydroxybutyrat einfach aus dem Blut aufnehmen. Und zwar alle Darmzellen identisch viel und nicht nur die, bei denen durch Fermentation von Bakterien kurzkettige Fettsäuren gebildet werden.

Quelle:

Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms, Kok-Sun Ho, 2012, DOI: 10.3748/wjg.v18.i33.4593


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”