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Testosteron – das Frauenhormon
„Ich bin immer so schlapp und antriebslos. In jeder Hinsicht.“
„Ich mache doch so viel Sport, aber irgendwie scheint mein Muskelaufbau überhaupt nicht zu funktionieren.“
„Mein „Rettungsring“ um die Taille will einfach nicht verschwinden.“
So klingen typische Klagen vieler Frauen ab 40. Selbstverständlich wurden sie, bevor sie in meine Praxis kommen, schon mehrfach durchgecheckt. Alles ohne pathologischen Befund. Oft wurden auch die Hormone, genau genommen, die Steroidhormone gemessen. Aber leider immer nur ein Teil. Zu einer sinnvollen Diagnostik gehört meiner Meinung nach eine komplette Hormonanalyse:
- Pregnenolon (siehe auch News vom 27.1.24)
- DHEA
- Östrogene (Östradiol, Östriol, Östron)
- Progesteron
- Cortisol
Und natürlich auch das Testosteron.
Während das Progesteron und die Östrogene – meistens aufgrund der eindringlichen Bitte der Patientinnen – schon mal im Blut bestimmt werden, wird Testosteron bei Frauen oft gar nicht gemessen. Als würde es keine Rolle spielen. Es gilt gemeinhin als „das Männerhormon“, was natürlich so nicht stimmt.
Wussten Sie, dass Frauen bis zu 1000-mal mehr Testosteron in ihrem Körper haben als Östradiol? Wenn Sie jetzt etwas ungläubig auf Ihren eigenen Befund schauen, betrachten Sie bitte auch die jeweilige Messeinheit: Testosteron wird in ml/dl gemessen und Östradiol in pg/ml.
Eine Frau besitzt nur etwa ein Zehntel bis zu einem Zwanzigstel der Menge eines Mannes.
Testosteron ist für Frauen aber ebenso wichtig, denn es unterstützt folgende Funktionen:
- Erhalt und Aufbau der Knochendichte
- Muskelerhalt und Muskelwachstum
- Unterstützung der Erythrozyten Bildung im Knochenmark und damit der Sauerstoffversorgung (neben Eisen auch immer an Testosteron denken, wenn die roten Blutkörperchen im unteren Bereich sind)
- Erhalt der Libido
- Antriebsteigerung
- Regulation des Fettstoffwechsels
Das Steroidhormon wird bei der Frau zum größten Teil in den Eierstöcken und zu einem geringen Teil in der Nebennierenrinde über verschiedene Zwischenstufen aus Cholesterin gebildet. Aus Testosteron baut der Körper dann am Ende des Steroidhormonstoffwechsels das Östradiol. Ohne Testosteron gibt es also kein Östradiol. Auch das sollte die Bedeutung dieses Hormons noch einmal klar herausstellen.
Wenn in den Wechseljahren der Östradiolspiegel Kapriolen schlägt, ist Testosteron bei vielen Frauen bereits oft dauerhaft niedrig. Und sie leiden an diversen Mangelsymptomen: Verlust der Muskelkraft, der Libido und des Antriebs.
Nach der Menopause ist der Testosteronspiegel dann oft kaum noch messbar, denn aus verschiedenen Gründen kann die Nebenniere, den Funktionsverlust der Eierstöcke kaum auffangen. Seltsamerweise wird im Rahmen einer Hormonersatztherapie ein Testosteronmangel fast nie festgestellt, und somit auch nicht behandelt.
Für mich ist das unbegreiflich. Eine Hormonersatztherapie kann und sollte dann zum Einsatz kommen, wenn die fehlende Produktion in den Eierstöcken nicht durch die Nebenniere kompensiert werden kann.
Es gibt fünf sinnvolle Maßnahmen, um eine gesunde Testosteronproduktion – übrigens für beide Geschlechter - möglichst lange auch bis ins hohe Lebensalter zu erhalten:
- Stressreduktion, denn ein langfristig erhöhtes Cortisol raubt Testosteron.
- Schlafhygiene, denn in unterschiedlichen Studien konnte gezeigt werden, dass sowohl Schlafmangel als auch eine schlechte Schlafqualität (Schlafapnoe) dem Testosteronspiegel zusetzen.
- Krafttraining, auch wenn viele Frauen lieber Kardio- oder Tanz-Kurse belegen, sind ergänzende Kraftübungen enorm wichtig.
- Zink-Supplementation, denn unzureichende Zinkspiegel sind besonders bei Frauen ein Dauer-Thema (ähnlich wie Eisenmangel).
- Vitamin D-Therapie, Ziel sollte der obere Normbereich sein, um einen Effekt auf die Testosteronsynthese zu erreichen.
Ein Testosteronwert im oberen - statt im unteren Normbereich - macht sich bei uns Frauen bereits nach wenigen Wochen bemerkbar. Messbar (im Blut) und vor allem deutlich spürbar. Wie sagte die bekannte Schweizer Gynäkologin Regine Laser so schön: „Mit Testosteron geht man wie mit Red Bull durchs Leben, Testosteron ist klasse.“
Quellen:
Mazaheri Nia L, Iravani M, Abedi P, Cheraghian B. Effect of Zinc on Testosterone Levels and Sexual Function of Postmenopausal Women: A Randomized Controlled Trial. J Sex Marital Ther. 2021;47(8):804-813. doi: 10.1080/0092623X.2021.1957732. Epub 2021 Jul 27. PMID: 34311679.
Lerchbaum E, Obermayer-Pietsch B. Vitamin D and fertility: a systematic review. Eur J Endocrinol. 2012 May;166(5):765-78. doi: 10.1530/EJE-11-0984. Epub 2012 Jan 24. PMID: 22275473.
Su L, Zhang SZ, Zhu J, Wu J, Jiao YZ. Effect of partial and total sleep deprivation on serum testosterone in healthy males: a systematic review and meta-analysis. Sleep Med. 2021 Dec;88:267-273. doi: 10.1016/j.sleep.2021.10.031. Epub 2021 Nov 8. PMID: 34801825.
Riachy R, McKinney K, Tuvdendorj DR. Various Factors May Modulate the Effect of Exercise on Testosterone Levels in Men. J Funct Morphol Kinesiol. 2020 Nov 7;5(4):81. doi: 10.3390/jfmk5040081. PMID: 33467296; PMCID: PMC7739287.
https://www.tagesanzeiger.ch/hormone-und-wechseljahre-testosteron-ist-kein-maennerhormon-frauen-haben-1000-mal-mehr-davon-als-oestrogen-874269985696
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.