Muss nicht sein. Kommt aber vor. Es gibt dreijährige Kinder mit ausgeprägter Entwicklungsverzögerung. Mit verminderter Sprachkompetenz. Kinder, die sich mit drei Jahren nur mit einem Wort oder mit unverständlichem Gebabbel ausdrücken können.

Muss nicht sein.

Soeben bewiesen in einer norwegischen Studie an 38.954 Kindern. Die Studie lief von 1999 bis 2008. Und bewiesen wurde, dass Folsäure, rechtzeitig genommen, diese verzögerte mentale Entwicklung des eigenen Kindes verhindern kann. Wenn die Folsäure rechtzeitig eingenommen wurde: Im Zeitraum 4 Wochen vor bis 8 Wochen nach der Empfängnis.

 

Sie verstehen die Schwierigkeit. Schwangere besuchen mich sehr häufig mit der Frage, ob sie Vitamine einnehmen sollten. Dann, wenn sie schon schwanger sind. Logik sagt uns, dass man wohl besser vor der Empfängnis sich um diesen Punkt gekümmert hätte.

 

Die norwegische Studie (Jama 2011;306(14):1566) ergab jedenfalls, dass Folsäure, rechtzeitig genommen, diese schweren Ausdrucksstörungen, die fehlende Sprachkompetenz um 45% verringert hat. Immerhin.

Konstruktive Kritik: Wie bei allen diesen Studien kommt es selbstverständlich auf die Dosis an. So lange in Deutschland laut Laborausdruck Folsäure von 3 ng/ml im Serum als normal gilt, in meiner Praxis aus gutem, gemessenen Grund 20 ng/ml gefordert werden, verstehen Sie meinen Einwand. 45% Verbesserung ist nur eine grobe Hausnummer. Bei der richtigen Dosis können es vielleicht 95% sein, oder?

Ach ja: Soeben in der BAMS der Arzt Dr. Frank Schwebke wörtlich: „Nährstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente...in mitteleuropäischer Mischkost sind diese jedoch ausreichend enthalten“. Mir verschlägt es jedes Mal aufs Neue die Sprache. Da müsste man einmal eine Mutter mit einem solch dreijährigen lallenden Kind interviewen. Sogar die DGE formuliert doch ausdrücklich: „Deutschland, ein Folsäure-Mangel-Gebiet“.

Siehe auch News vom 01.05.2006