Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
Sport
war für mich als Junge, auch als Erwachsener ein No Go. Existierte nicht. Hat mich auch nicht bekümmert. Im Gegenteil: Fußball empfand ich als sehr rüdes Spiel und Handball als eher Schwachsinn: Sich auf engstem Raume möglichst raffiniert gegenseitig Finger oder Arm zu brechen ... ich hab's einfach nicht verstanden.
Inzwischen bewundere ich Sportler. Schon aus ästhetischen Gründen. Auch und gerade wohl Fußballspieler sind in der Regel eben doch wohlgestaltet. Oft eine Augenweide. Und ganz eindeutig durchtrainiert, also beweglich, kräftig, mit hoher Schnellkraft wie auch Ausdauer ausgestattet. Bewundernswert.
Doppelt schäme ich mich heute, weil mir auch als Universitätsassistent die entscheidende Rolle des Sportes, der Bewegung bei der Behandlung sämtlicher Krankheiten entgangen ist. Erst heute weiß ich, dass Bewegung, dass Sport, das oberste Heilprinzip des Menschen ist.
Sport aber hat auch einen geistigen Aspekt und Effekt. Und dann mag die Sache ganz anders aussehen. Lese ich soeben meinen Steinfest ("Die Haischwimmerin" 2011). Der macht sich bemerkenswerte Gedanken über Fußballspieler:
"Die Eleganz, die Grazie, die Intelligenz dieses Spiels ist ein Gerücht, dass sich tagtäglich im Fernsehen als ein bloßes entlarven lässt. Es braucht auch nicht zu verwundern, dass hochbezahlte Profis sich am Spielfeld und anderswo auf die schändlichste Weise benehmen und vor aller Augen Tätigkeiten begehen. Das Begehen dieser Tätigkeit stellt ja den Sinn dieses Sports dar, wie die dauernden ... Unter-Brechungen beweisen.
Wenn ein Tor entsteht, dann dadurch, dass ein angreifender Spieler nicht rechtzeitig gefault wurde. Die einzige Raffinesse besteht beim Fußball darin, Gemeinheiten zu begehen, sich aber nicht erwischen zu lassen. Fußball spiegelt die leidenschaftlich-kriminelle Verankerung des Menschen wider."
Wohl überlegte Worte. Stimmt wohl auch. Habe ich mir tatsächlich nie so recht überlegt. Die entscheidende Frage: Gilt ähnliches auch für andere Sportarten? Sollte man über die Körperwelt, die bewunderte, einmal hinausblicken?
Heute Abend denke ich mal darüber nach.