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Sport ist Körperkunst
Erinnern Sie sich noch an Klaus Haetzel? Chef des Berliner Presseamtes? Krebs-Patient. Der dem Krebs davonlief. Zum ersten deutschen Ultraman wurde. Seine Altersklasse gewann.
Ultraman ist der große Bruder des Ironman Hawaii. Beim Ultraman haben Sie 3 Tage Zeit. Sie dürfen die ganze Insel, die größte Insel Namens Hawaii umrunden.
- 10 km Meeres-Schwimmen
- 424 km Rad-Fahren
- 84 km Laufen
Ich habe Klaus einmal einen Philosophen genannt. In Wahrheit ist er ein Dichter. Lese soeben wieder sein kleines, mich jedes Mal aufregende (Puls, Blutdruck) Büchlein „Wege auf Wasser und Feuer“ bei ECON. Bitte nicht abends oder nachts lesen. Sie schlafen nicht.
Und finde darin – wie so oft, plötzlich und neu (kennen Sie auch) - die Zeilen
- „Jeder Sportler ist auch die Verkörperung der Kunst. Körperkunst. Eine Plastik, abgerungen der Natur.
- Athletisches Bemühen ist Körpersprache. Es ist die Gestik der ästhetischen Bewegung, getreu den Regeln und der physikalischen Funktion, die jeden Sport zu einer schönen Kunst erhebt. Die Vergänglichkeit, die Flüchtigkeit der nicht zu wiederholenden Gebärde verleiht dem Kunstwerk die erhabene Dramatik.
- Freude ist Bewegung, die den äußeren Ausdruck sucht. Manchmal den äußersten. Oder wie Willy gestern sagte: Poetry in motion.
- Der Große Kreis, den wir mit unseren Gliedern um die Insel schreiben, ist ein Gedicht, das wir der Glut in ihrem Boden abgerungen haben. Die Einsamkeit ist unser Publikum, das Schweigen auf der lavaschwarzen Bühne der Applaus.
Die große Insel Hawaii verändert jeden Wettkämpfer nach wenigen Tagen. Nimmt seine Seele gefangen. Keiner der Teilnehmer hat am Start den Ultraman (noch) als Wettkampf empfunden. Schon eher als Magical Mystery-Tour. Als großes Geheimnis, dass sich da in der Lavaglut vor einem noch verbirgt, und dem man sich Stunde um Stunde nähert. Enthüllt wird das Geheimnis unweigerlich jedem am dritten Tag. Beim Doppel-Marathon. Bei gemessenen 44 Grad Celsius in der Sonne.
Dass die Lava-Wüste, dass die verschiedensten Klimazonen, dass der aktive Krater, den wir ebenfalls umrundeten die Seelen der Menschen berührt, lese ich ab aus der Huna-Religion (News vom 18.12.2013).
Ich hatte darüber geschrieben. In meinen Augen der erste wahre Zugang zu dem Geheimnis, das sich hinter dem Wort Religion verbirgt. Da braucht es kein tausend-seitiges Buch, da genügen sieben Sätze, wie z.B.
- Energy flows where attention goes.
- There are no limits.
- The world is what you think it is.
Über jeden einzelnen dieser sieben Sätze könnte/sollte man ein Buch schreiben. Ist noch nicht geschehen. Man schreckt instinktiv zurück. Weil jeder von uns fühlt, ahnt, dass hier die menschliche Existenz erstmals WAHR beschrieben wird.
Für den Wettkampf galt Zatopek. Unnachahmlich und hilfreich sein Satz:
- Hier ist der Start, dort das Ziel.
- Dazwischen wird gelaufen.
Eben nicht geschwätzt, nicht gegrüßt, nicht stehen geblieben (in den Versorgungsstationen), nicht Schwämme gereicht, nicht Eiswürfel unter die Kappe geschoben, nicht Schuhe gewechselt, sondern ein Becher Wasser getrunken. Vorprogrammiert. Fokussiert.
Die Einsamkeit war unser Publikum, das Schweigen auf der lavaschwarzen Bühne der Applaus.