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Soja. Zur Erinnerung.
Um das Neue Jahr gleich richtig zu beginnen: Fast täglich erreicht mich der besorgte Anruf einer Dame, der klar geworden ist, dass die meisten Eiweißpulver auch Soja enthalten. Soja, das übrigens in eine Unzahl von Lebensmitteln – ohne Ihr Wissen – beigemischt wird. Und Soja, so haben die Damen gelesen, enthalte einen Östrogen-ähnlichen Stoff, der dann wieder Brustkrebs machen könne.
Häufig sind das sensibilisierte Damen. Die in der Vergangenheit Brustkrebs erfolgreich überstanden haben. Die möchten natürlich keinen Fehler machen. Völlig verständlich.
Folgen zwei notwendige Erklärungen: Die erste, dass in gutem Eiweißpulver zwar Soja enthalten sein kann, nicht aber die sogenannten Isoflavone, die Phyto-Östrogene. Die wurden extrahiert. Das Soja-Eiweiß ist also Eiweiß und sonst nichts. Die erste gute Nachricht.
Die zweite ist etwas komplexer. Hatte ich Ihnen vor acht Jahren schon einmal aufgedröselt. Aus gegebenem Anlass erneut. Erspart Ihnen hoffentlich Ihren Anruf:
Soja gehört zur täglichen Nahrung von Milliarden Menschen in China, Japan und Indonesien. Soja enthält Phytoöstrogene, die sich in Ihrem Körper mit Hormonrezeptoren verbinden. Wichtig deshalb, weil wir uns recht sicher sind, dass Brustkrebs und Prostatakrebs hormonabhängig sind. Zwei Krebsarten, die in genannten Ländern im Vergleich mit Europa selten sind.
Dass die Phytoöstrogene im täglichen Soja diese Schutzwirkung haben, hat man in Studien ausführlichst bewiesen. Ist auch allgemein akzeptiert.
Für mich so beeindruckend die Untersuchung an 12395 Adventisten in Kalifornien, die nach täglich Sojamilch 70 Prozent weniger Prostatakarzinom bekamen.
Eindeutiger geht's nicht.
Jetzt kommt's: Wann immer klar wird, dass die Natur, also zum Beispiel Omega 3, oder Vitamin E, oder Soja ein stärkeres Heilmittel ist als jedes Pharmaprodukt, entstehen sogenannte Schrottstudien. Welche prompt das Gegenteil beweisen und welche dann im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehen. Zum Beispiel in der ARD.
Solch eine Schrottstudie an immerhin 11526 Lehrerinnen in Kalifornien hat ergeben, dass Soja eben keinen Einfluss auf den Brustkrebs hatte. Nun gibt es peinlicherweise zwei oder drei Menschen in Deutschland, die lesen können. Und die lesen dann, dass die Lehrerinnen höchstens 3 mg Isoflavonoide aus Soja pro Tag gegessen hatten. Höchstens 3 mg.
Die Schutzwirkung bei der Bevölkerung in Japan und China erfolgt aber bei durchschnittlich 25 mg.
Das Verfahren kennen wir: Wenn Sie zum tausendsten Mal zeigen wollen, dass Vitamin C absolut überflüssig ist, machen Sie einfach eine Studie mit 100 mg Vitamin C. Bringt nichts. Freilich nichts. Kommt ja in der Natur nirgendwo vor, die 100 mg. Das Ergebnis steht von vorne herein fest. Nenne ich Schrottstudie.
Nach der Methode können sie sogar beweisen, dass Soja Krebs macht. Da nimmt man Frauen nach der Menopause (in den USA. Nicht in China. Da klappt das nicht. s.u.), also mit keinem eigenen Östrogen mehr und gibt denen "Soja". Wir wissen: Wenn diese Frauen ohne eigenes Östrogen Östrogen (künstliches!!) zugeführt bekommen, steigt ja tatsächlich das Brustkrebsrisiko um 2,3 Prozent pro Jahr. Also könnte Soja als Östrogenersatz auch schädlich sein. War es auch prompt.
Wenn man allerdings lesen kann, ist das nicht mit Soja passiert, sondern mit Tabletten. Frei verkäuflich. Die bis zu 100 mg Isoflavonoide enthielten. Und wie viel davon die Frauen nahmen ... Sie erinnern sich: Die natürliche Dosis in China ist durchschnittlich 25 mg. Die Tabletten waren also eine Überdosis.
Nenne ich Schrottstudie. Ergebnis liegt von vorne herein fest.
Neu: Das intelligenteste zur Wirkung von Soja ist wirklich nagelneu. Die Bindung an den Östrogenrezeptor tritt dabei völlig in den Hintergrund. Wir wissen heute, ganz neu, dass diese Isoflavonoide direkt auf die Tumorstammzelle wirken. Sie bremsen. Also den eigentlichen Feind im Hintergrund angreifen. Und genau das soll die nachweislich segensreiche Wirkung von Soja bei immerhin Milliarden Menschen erklären.