Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
So schlau, und doch so bleed
urteilt ein Arzt über einen anderen, einen Professor. Das Thema ist Parodontitis. Also Entzündung und Schwund des Zahnfleisches. Kennt praktisch jeder von Ihnen. Und was gibt es da für raffinierte Therapien: Wegschneiden. Reinspritzen. Auskratzen, Antibiotika. Immer und immer und immer wieder. Die Ergebnisse sind ernüchternd, wie mir meine Patienten erzählen. In den Prospekten der Zahnärzte klingt das anders. Wie so häufig ...
Dabei weiß die Medizin. Erinnern Sie sich? Die Medizin weiß, möglicherweise der Zahnarzt nicht. Drum gehen die Herrschaften auf Fortbildung. Und erleben den Fortschritt der Medizin ganz hautnah. Darf ich?
"Ich war letztes Wochenende in Baden-Baden auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Parodontologie. Thema: "Parodontitis und Lebensqualität". Klang vielversprechend. V.a. der Vortrag von Prof. Iain Chapple, dem Chef der Paradontologie in Birmingham, mit dem Titel "You are what you eat!". Seeeehr vielversprechend.
Chapple ... sprach lang und viel über die richtige Ernährung, die Steinzeit-Diät ... Er sprach über den direkten Zusammenhang von Parodontose mit niedrigem Vitamin C Spiegel. Er sprach über Genaktivierung und -deaktivierung, über oxidativen Stress und Antioxidantien, wie Glutathion (siehe News vom 14.06.11). Er berichtete über seine Studie von Patienten, die neben PA-Therapie auch Vitamine bekommen haben (6 Kps. täglich) und die anderen, die nix bekommen haben, ausser wieder eine Gingivitis, während die Vitamingruppe deutlich weniger Plaquenanlagerungen bei gleicher Mundhygiene vorweisen konnte, neben besserem Zahnfleisch und gesünderem Knochen ...
Und ich saß da und war begeistert. Ich dachte: "Jetzt hammses, die Zahnärzte! Jetzt wissens alle Bescheid! Ab jetzt wird die Behandlung um 1000% besser!"
Und in der Pause habe ich ihn mir geschnappt, den Kollegen Chapple und habe ihn gefragt, welche Schlussfolgerungen er selbst nach seinen Studienergebnissen für seine Behandlung gezogen hat?
Seine Antwort: "Gar keine! Ich warte noch auf die Langzeitergebnisse!"
Und ich dachte mir: "Was für ein Ignorant! Jetzt weiß der so viel und ändert nix! So schlau, und doch so bleed!"
Ein bemerkenswert klar denkender Kollege. Natürlich kenne ich den Hintergrund: Dieser Doktor hat in den letzten Jahren seinen Körper begriffen. Hat selbst hocherfreulich abgenommen, ist zum täglichen Läufer geworden. Und hat gelernt, dass nicht nur die Gedanken heller, sondern auch der Körper selbst (einschließlich Zahnfleisch) fröhlicher und gesünder wird.
Laufen und Essen. Jedes Reh kann's. Und lacht über die "Zahnmedizin".