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Schlank im Beruf
Unser Bild (ein Glaubenssatz) vom erfolgreichen Manager hat sich gewandelt. In meiner Jugend waren Konzernlenker, waren Vorstände wohlbeleibt. Also dick. Gemütlich. Wirtschaftsprofessor Erhard: Ein typisches Beispiel. Gilt heute nicht mehr.
Bischoff, BWL-Professorin in Hamburg ist dieser unseren neuen Einstellung zum Faktor Optik nachgegangen. 1986 hielten gerade mal 6 Prozent der deutschen Führungskräfte diesen Faktor für den Berufeinstieg für bedeutsam.
2008 war der Wert "Optik" auf 40 Prozent in die Höhe geschossen. In der Studie "Wer führt in der Zukunft?" lesen wir:
Kein anderer Erfolgsfaktor hat in dem Maße zugelegt wie der Faktor Optik.
August 2012 in Tübingen eine Studie: "Die Ergebnisse sind eindeutig (Wissenschaftlerin Kagil): Die Übergewichtigen schnitten viel schlechter ab. Ihnen wurde fast nie ein Beruf mit hohem Prestige zugetraut, und sie wurden selten für eine Abteilungsleiterstelle ausgewählt"
Hintergrund: Für sein Gewicht könne der Mensch etwas. Schuld sei Trägheit und Disziplinlosigkeit. Wie gesagt: Ein neuer Glaubenssatz.
Und wenn Robert D. sich anhören darf: "Wenn Sie hier im Verlagskonzern mehr werde wollen, dann müssen Sie ordentlich abnehmen." Dann wird das begründet mit: "Weil Sie mit Ihrem Körperumfang nicht die Intellektualität ausstrahlen, die unsere Kunden von ihren führenden Mitarbeitern zurecht erwarten dürfen."
Wie will man da widersprechen? Leute wie Umweltminister Peter Altmeier (140 Kilo: Ich habe Waffenstillstand mit meinem Gewicht geschlossen) hätten in der Wirtschaft kaum eine Chance. Die Zeiten der Topmanager in Karikaturen mit Schmerbauch, dicker Uhrkette, Zigarre und Cognacglas sind längst vorbei. Der Chef von heute ist durchtrainiert, asketisch, signalisiert Energie und Effizienz.
Genau: Signalisiert. Es geht wirklich um diesen Punkt. Es geht um den Eindruck. Selbstverständlich gibt es auch fitte, schlanke Flaschen und gibt es auch tüchtige, disziplinierte Übergewichtige. Nur: Wir Menschen werden selten von der Vernunft, sondern fast immer von Emotionen gesteuert.
Wie immer eine vordergründige Debatte. Um was es wirklich geht, was hier wirklich zählt, lesen Sie in Briefen auf dieser Website. Sie lesen, was ein Mensch empfindet (darauf kommt es an), wenn er 20 Kilo abgenommen hat und joggen begonnen hat: Glück. Zufriedenheit. Leichtigkeit. Stolz. Freude.
Sollte man Managern ja auch gönnen.
Quelle: FAS 7.10.2012