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Schlafmangel wird bald messbar
Die meisten Menschen merken sehr deutlich, wenn sie zu wenig schlafen. Fast nichts gibt uns kurzfristig so viel Lebensenergie und Wohlbefinden zurück, wie ein gesunder Schlaf. Wir können das Ergebnis sofort fühlen.
Jeder weiß, wie es sich anfühlt, wenn man eine oder mehrere Nächte schlecht geschlafen hat. Man ist ein anderer Mensch. Körperlich, geistig und seelisch.
Schlafmangel, auch nur kurzzeitiger, ist für den Körper immenser Stress. Schon nach einer Nacht mit wenig Schlaf schüttet der Körper vermehrt Entzündungsbotenstoffe aus. Unser Immunsystem verliert an Schlagkraft. Bereits nur eine schlaflose Nacht führt bei jungen Erwachsenen zu einem Anstieg der Tau-Proteine im Blutplasma um etwa 17 %. Die Jungen stecken das noch weg …. Tau-Proteine im Gehirn sind ein zentrales Kennzeichen des Morbus Alzheimer und anderer neurodegenerativer Erkrankungen.
Chronischer Schlafmangel führt früher oder später auch zu:
- Bluthochdruck
- Depressionen
- Angststörungen
- Krebs
- Diabetes mellitus Typ II
Die biochemischen Folgen von Schlafmangel sind mittlerweile gut erklärbar. Tau-Proteine, Entzündungsbotenstoffe, Immunzell-Mängel. Alles ist messbar in klinischen Laboren. Aber nichts für den Otto-Normal-Patienten. Der fühlt, was fehlender Schlaf mit seinem Körper macht. Oder er misst mit Oura-Ring, Apple-Watch etc.
Als Labor-Freak wünsche ich mir schon länger einen verlässlichen Blutmarker, der uns mittels einer einfachen und unkomplizierten Blutentnahme mitteilt, ob wir ausreichend schlafen oder nicht.
Findige Wissenschaftler können das Problem vermutlich bald lösen, denn es gelang ihnen vor kurzem, den Wachstumsfaktor Pleiotrophin (PTN) zu bestimmen.
Pleiotrophin spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Nervensystems, insbesondere beim Auswachsen von Nervenfortsätzen in der Gehirnentwicklung im Kindesalter. Im Erwachsenenalter ist er wichtig für die Neuroplastizität, die Anpassung und Weiterentwickung der Gehirnzellen.
Seit mehr als 30 Jahren ist PTN bereits bekannt. Studien an Mäusen zeigten in der Vergangenheit, dass Schlafentzug zu einer Abnahme von Pleiotrophin im Hippocampus führt. Und verringert so die Fähigkeit zur Regeneration und Neu-Strukturierung unseres Gehirns. Ein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und der Entwicklung eines Morbus Alzheimer, der in der Regel im Hippocampus beginnt, lässt sich so erklären.
Nun wollten Wissenschaftler die Veränderungen an PTN nach nächtlichem Schlafentzug im menschlichen Blutserum erforschen. Hierzu wurden acht gesunde Frauen zwischen 22 und 57 Jahren untersucht. Blutabnahmen erfolgten nach sechs Stunden erholsamer Schlafruhe und nach sechs Stunden Schlafentzug. Der Spiegel an PTN war nach Schlafentzug bei den Studienteilnehmerinnen deutlich reduziert.
Die Forscher sind zuversichtich, dass es bald Pleiotrophin als Biomarker für Schlafgestörte geben könnte. Denn die Auswirkungen von Schlafmangel werden immer noch unterschätzt.
Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108560/Tau-Proteine-schon-nach-einer-schlaflosen-Nacht-bei-jungen-Erwachsenen-im-Blut-erhoeht
Shen D, Podolnikova NP, Yakubenko VP, Ardell CL, Balabiyev A, Ugarova TP, Wang X. Pleiotrophin, a multifunctional cytokine and growth factor, induces leukocyte responses through the integrin Mac-1. J Biol Chem. 2017 Nov 17;292(46):18848-18861. doi: 10.1074/jbc.M116.773713. Epub 2017 Sep 22. PMID: 28939773; PMCID: PMC5704470.
Alvhild Alette Bjørkum, Leandra Griebel, Even Birkeland, Human serum proteomics reveals a molecular signature after one night of sleep deprivation, SLEEP Advances, Volume 5, Issue 1, 2024, zpae042, https://doi.org/10.1093/sleepadvances/zpae042
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.