Weil es so schön klingt (Lautmalerei): Quamquam sunt sub aqua, sub aqua maledicere temptant. Auch wenn sie sich unter dem Wasser verborgen halten, auch unter dem Wasser können sie von der üblen Nachrede nicht lassen. Hämen sie neidisch. Kennen Sie das? Wussten schon die alten Römer. Offenbar.

  1. Kennen Sie Carlsen den Großen? Den neuen Schachweltmeister? Jung, dynamisch, sportlich. Mal ganz was anderes. Der soeben den bisherigen Titelträger schon in 10 statt 12 Matches vom Brett gefegt hat. Kein Mensch (ich zitiere) hat je das komplexe und anspruchsvolle königliche Spiel so durchdacht wie er. Seine Elo-Zahl (Spielstärke) ist die höchste jemals erreichte. Man nennt ihn "Mozart des Schachs". Er gehört laut Time zu den "100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Erde". Er hat seinen Sport, seine Kunst, seine Wissenschaft attraktiv gemacht auch für nicht Eingeweihte, telegen wie er ist.

    Er sieht sein Schach "als revolutionär an, als kreativ. Offensichtlich setzt er seine Kontrahenten erfolgreich unter Druck. Und deshalb: er nimmt die Fehler seiner Gegner für sich in Anspruch".

    Nützt nichts. Quamquam sunt sub aqua...der deutsche Schach Ehrenpräsident Robert von Weizäcker bezeichnet Carlsens Schach allen Ernstes als "blutleer und seelenlos". Er habe seinen Gegner nur "ausgesessen". Und habe ein „wenig kreatives Computerschach“ gezeigt.

    Genau so gut könnte man den Fußball, den Bayern München derzeit spielt, als blutleer und seelenlos beschreiben. Aber wie gesagt: Neid und Häme...

  2. Noch`n Gedicht? Da nennt der neue Papst das Christentum doch ausdrücklich "keine Ideologie, sondern einen Weg". Die Aufgabe der Kleriker sei es, den Menschen auf diesem Weg zu begleiten und nicht die Einhaltung der Lehre zu überwachen.

    Im 200 Seiten dicken apostolischen Schreiben hat er seine Gerechtigkeitstheologie ausgebreitet und kritisiert in scharfen Worten unsere Wirtschaftsweise. Fordert Kleriker auf, die christliche Botschaft als Frohbotschaft, nicht als Drohbotschaft zu verbreiten (kennen Sie Frohmedizin?). Franziskus wurde deshalb vom Time Magazine zum Mann des Jahres gekürt.

    Deutlicher kann man eine antidoktrinäre Theologie nun einmal nicht ausdrücken. Was passiert?

    Kurienerzbischof Georg Gänswein (uns Deutschen wohl bekannt; entmachtet, also Feind) soeben im Magazin der Süddeutschen Zeitung (wo auch sonst): Der neue Papst ist ein Mann der Gestik (er meint "nur"): "Ob der Enthusiasmus anhalten wird, muss man sehen. Wir warten ja noch auf inhaltliche Vorgaben".

    Bösartiger geht`s nicht. Wie gesagt. Quamquam sunt sub aqua...

Weshalb ich über solch menschlich allzu menschliches so lächeln muss? Weil ich`s natürlich täglich selbst erfahre. Da gibt es also weltweit Wissenschaftler. Auch in Erlangen, den Rektor der Universität. Einen Physiker. Wissenschaftler, die endlich einmal die mittelalterliche Medizin, die Schulmedizin, die Universitätsmedizin, die Drohmedizin auf die Beine stellen. In Erlangen das Institut für Molekulare Medizin gründen. In Los Angeles das Center for applied molecular medicine gründen.

Klingt hochtrabend. Ist was ganz Einfaches. Ist nichts weiter als Epigenetik. Gründend auf der Messung. Der Blutanalyse. Denn molekular heißt, dass man die Moleküle im Blut präzise analysiert. Also nicht mehr philosophiert, Ratespiele anstellt, woher wohl der Blutdruck käme...sondern lieber das Kalium, das Magnesium und das Arginin misst. Peinlicherweise auch oft den Körperfettanteil. Misst! (News vom 20.01.2014, www.drstrunz.de). Und dann, das wirklich Sensationelle,

HEILT

Das Ziel aller medizinischen Bemühungen. Heute ist das Ziel also erreicht. Wir wissen, wie es geht. Jetzt sollte man meinen, dass diese naturwissenschaftlichen Ärzte wenn schon nicht gelobt und anerkannt, so doch wenigstens nachgeahmt würden. Ach wissen Sie...fast jeder von Ihnen war ja schon bei vielen anderen Ärzten. Und manchmal fiel da mein Name. Zwar – gebe ich zu – in den letzten Jahren zunehmen positiv und als Vorbild geschildert, aber in der Mehrzahl der Fälle eben doch...

Quamquam sunt sub aqua, sub aqua maledicere temptant.

Und dabei bin ich weder Schachweltmeister noch Papst. Nur ein kleiner Provinzarzt.

Quelle: Spiegel 10/2014, S. 126, Die Zeit 06.03.2014, S. 62