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Ölwechsel für die Fruchtbarkeit
Ein Schwerpunkt meiner Praxis sind Fertilitätsstörungen. Vor allem solche, die in der Schulmedizin als „idiopathische Sterilität“ bezeichnet werden. Das bedeutet, Frau bzw. Mann wurden nach allen Regeln der klassischen Medizin untersucht wurden und dennoch konnte keine hinreichende Ursache für die ausbleibende Schwangerschaft gefunden werden.
Paare mit dieser Diagnose sind oft recht verzweifelt, denn sie haben in der Regel eine Ärzte-Odyssee hinter sich. Hier kommt die funktionelle Medizin ins Spiel. Es ist erstaunlich, wie schnell sich durch entsprechende Labordiagnostik oft der „Fehler im System“ finden lässt und endlich, endlich auch die ersehnte Schwangerschaft einsetzt.
Ich habe über die Jahre die Erfahrung gemacht, dass je älter Frau/Mann ist, desto besser sollte die Mikronährstoffversorgung sein, damit die Fortpflanzung reibungslos funktioniert. Dies gilt insbesondere jenseits des 40. Lebensjahres. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war bei den Geburten meiner Söhne 42 und 45 Jahre alt.
Die „Gamechanger“ sind nach meiner Erfahrung diese vier Mikronährstoffe: Vitamin D, Jod, Omega-3-Fettsäuren und Folat (Methylfolat). Während sich die Versorgung mit Vitamin D und Folat sich in den letzten Jahren insgesamt verbessert hat, sieht es bei Jod und Omega-3-Fettsäuren im Allgemeinen weiterhin überwiegend schlecht aus.
Kurz zur Erinnerung:
Die Quellen für die Omega-3-Fettsäuren sind
- Alpha-Linolensäure (ALA): Leinöl, Rapsöl, Perillaöl
- Docosahexaensäure (DHA): Fetter Seefisch, Meeresalgen, Wildfleisch
- Eicosapentaensäure (EPA): Fetter Seefisch, Meeresalgen, Wildfleisch
Wir benötigen alle drei Fettsäuren in entsprechender Menge.
Der Körper kann nur einen sehr geringen Anteil der ALA in DHA und EPA umwandeln. Daher reichen die Omega-3-reichen Pflanzenöle alleine nicht aus.
Die hierfür notwendigen Enzyme sind vor allem bei Frauen nicht gut funktionsfähig. Darüber hinaus ist Zink ein wichtiger Cofaktor für die DHA-EPA-Umwandlung. Das bedeutet konkret: Verlassen Sie sich nicht auf die Versorgung mit Leinöl oder Rapsöl.
Für die Fruchtbarkeit spielt insbesondere DHA eine wichtige Rolle.
Deutschland Fett-Expertin Ökotrophologin Ulrike Gonder sagte dazu folgendes:
„Die Zellmembranen reifer Spermien sind besonders reich an hoch ungesättigten Fettsäuren. Die beiden häufigsten Fettsäuren in humanen Spermien sind DHA und Palmitinsäure. Dies ist typisch für Zellmembranen, dass sie eine gesättigte (zur Stabilisierung) und eine hoch ungesättigte (für die Beweglichkeit und Kommunikation) Fettsäure enthalten.
Eine groß angelegte Studie über fünf Jahre an jungen dänischen Männern konnte zeigen, dass Fischöl (in diesem Fall als Supplement eingenommen) eine deutlich bessere Spermaqualität und höheres Volumen zur Folge hatte. Voraussetzung war jedoch, dass das Ergänzungsmittel über mindestens 60 Tage genommen wurde.
Für Frauen finden wir ähnliche Zusammenhänge. So war die Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt bei Frauen, die sich einer Unfruchtbarkeitsbehandlung unterzogen hatten, signifikant höher, wenn die Frauen ihren Fischkonsum um zwei Portionen pro Woche gesteigert hatten. Bei Frauen kommt hinzu, dass ihre Versorgung mit DHA und EPA auch über die Versorgung des ungeborenen Kindes entscheidend. Da diese Fettsäuren für die Entwicklung des Gehirns und der Augen sowie für die späteren kognitiven Leistungen und Verhaltensweisen und das Immunsystem des Kindes von herausragender Bedeutung sind, ist es für Frauen besonders wichtig, hier auf eine ausreichende Zufuhr zu achten.“
Die Messungen des Omega-3-Expertens Professor Dr. Clemens von Schacky haben schon vor vielen Jahren gezeigt, dass in den Membranen der meisten Menschen hierzulande zu wenig dieser Fettsäuren sitzen, zugleich zu viele Omega-6-Fettsäuren. Für eine optimale Versorgung sollten Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren in einem ausgewogenen Verhältnis stehen am besten 3:1.
Ob Ihre Zellen mit EPA und DHA gut versorgt sind, zeigt nur eine Fettanalyse des Blutes. Die EFSA (European Food Safety Authority – Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) empfiehlt, mindestens 250 Milligramm DHA und 250 Milligramm EPA zu verzehren. Wer seine Fruchtbarkeit unterstützen möchte, sollte allerdings etwas großzügiger sein und täglich 2000 Milligramm EPA und 400 mg DHA verzehren.
Quellen:
Kyra und Sascha Kauffmann: Eltern werden 40+: So gelingt eine späte Schwangerschaft: Ein naturheilkundliches Selbsthilfeprogramm für Frauen und Männer, VAK Verlag Kirchzarten 2020
Ferramosca A, Zara V. Diet and Male Fertility: The Impact of Nutrients and Antioxidants on Sperm Energetic Metabolism. Int J Mol Sci. 2022 Feb 25;23(5):2542. doi: 10.3390/ijms23052542. PMID: 35269682; PMCID: PMC8910394.
Wang R, Feng Y, Chen J, Chen Y, Ma F. Association between polyunsaturated fatty acid intake and infertility among American women aged 20-44 years. Front Public Health. 2022 Aug 17;10:938343. doi: 10.3389/fpubh.2022.938343. PMID: 36062133; PMCID: PMC9428268.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.