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Niere und Eiweiß
Ein beliebtes Thema der gewohnten medizinischen Märchenstunde. Der Dinosauriermedizin. Langsam bin ich ihrer überdrüssig. Wie komme ich darauf? Durch ein kleines mail heute. Zitat:
- „Sie begleiten mein Leben schon so lange und Ihre Ratschläge waren für mich und meine Familie immer Gold wert.
Dank Ihnen nimmt mein Mann seit Jahren keine Blutdrucktabletten mehr (vorher 20 Jahre eingenommen), Blutdruck ist jetzt niedriger als mit Tabletten.
Kommentar? Ich mag eigentlich nicht mehr. Weil ich weiß, dass praktisch jeder Internist bei Bluthochdruck eben doch gleich zur Tablette greift. Unwissend? Wider besseres Wissen? Jedenfalls gegen seinen Eid verstößt. Soll ich das immer und immer wieder anprangern? Wieviel Jahrzehnte noch? Aber weiter:
- „Unser Hund: 1 Niere arbeitet nicht. Tierarzt empfahl Kohlenhydratfutter mit wenig Eiweiß. Was tun wir? Der Hund wird seit 3 Jahren getreidefrei ernährt, eigentlich nur Fleisch und Gemüse und ist putzmunter.
Auch die Kois haben profitiert. Ich könnte noch viel mehr schreiben….“
Hier also der übliche Reflex: Niere erkrankt, also Eiweiß einschränken. So hab ich das auch auf der Uni gelernt. Hintergrund logisch: Überflüssiges Eiweiß wird von der Niere in Form von HN (Harnstoff-Stickstoff) ausgeschieden. Dieses Ausscheiden ist selbstverständlich Arbeit. „Belastet“ die Niere.
Wegen dieses herrlichen Wortes „belastet“ schränken Ärzte das Eiweiß ein. Damit die kranke Niere nicht noch mehr „belastet“ wird. Tja.
- Belasten ist unsozial. Passt nicht in unser deutsches Denken. Eine Niere, die mehr arbeiten muss? (Falls das Wort „arbeiten“ Ihnen momentan nichts sagt, bitte googeln…) Arbeit ist unsozial. Arbeit gehört abgeschafft. Es gibt so politische Strömungen. Und die färben ab in die Medizin: Bloß nicht arbeiten lassen, die Niere!
- Dabei war an der Uni Kopenhagen längst bewiesen, dass diese Belastung, diese Mehrarbeit der Niere durch das Ausscheiden von Eiweiß die Niere größer werden lässt. Sie wachsen lässt. Sie gesünder werden lässt. So wie Sie das von Ihrem Bizeps kennen: Ein Muskel, angestrengt (igitt igitt: angestrengt!) wächst an seiner Aufgabe. Wird besser. Wird leistungsfähiger. So die Niere. Wie gesagt: Längst bewiesen (News anbei „Schrumpfnieren“).
- Längst bewiesen 1937 an den untersuchten Inuit: Die aßen, wie gesagt 4 bis 8 Pfund Fleisch am Tag und hatten ausdrücklich völlig gesunde Nieren. Wie gesagt: Das wurde ganz genau studiert von sorgfältig arbeitenden Ärzten. Monatelang.
Ja, ja, schon gut, sagen Sie mir: Aber wenn die Niere erkrankt ist. Muss man sie da nicht schonen? Klingt vernünftig. Wenn Sie am Herzen erkrankt sind, sollten Sie sich ins Bett legen. 6 Wochen? 12 Wochen? Noch länger? Sehen Sie: Die Zeiten haben sich geändert. Schon nach 3 Tagen werden Sie „mobilisiert“. Das Gleiche gilt für praktisch jede Krankheit… heute! Wir strengen den Kranken sehr viel früher an als früher gedacht.
Und jetzt zurück zur Niere: Wenn Sie dem Nierenkranken weniger Eiweiß geben, schonen Sie zwar seine Niere (klingt vernünftig), aber zerstören sein Immunsystem. Dann stirbt er eben leider an der Lungenentzündung. So zu beobachten bei Dialyse-Patienten. Deren Eiweißkonsum ja – jedenfalls bisher – stets eingeschränkt wurde.
Neuere Arbeiten (News vom 29.06.2010) sagen uns, dass sogar Dialyse-Patienten, also Menschen mit völlig kaputten Nieren, mehr Eiweiß essen sollten als gesunde Patienten. Ausdrücklich, um ihr Immunsystem stark zu machen. Um Begleiterkrankungen gar nicht erst zu bekommen. Man nimmt also die Mehrbelastung der kranken Nieren in Kauf, um das sehr viel wichtigere Immunsystem stark zu halten. Das ist moderne Medizin. (Dazu auch News 11.2.2013)
Können Sie nur lächeln. Sie kennen ja Auswege. Sie wissen:
- Dass Spezialpräparate, bestehend aus essentiellen Aminosäuren, dem Körper genauso gut Eiweiß geben ohne jegliche Belastung der Niere. Weshalb spricht sich das nicht herum? Mir unerklärlich.
Jedenfalls dürfen Sie dem obigen Brief entnehmen: Der Hund ist putzmunter, weil die Dame den Rat des Arztes (viel Kohlenhydrate, wenig Eiweiß) in die Mülltonne gestampft hat. Buchstäblich. Weil sie den Hund natürlicher ernährt hat, hier nur „Fleisch und Gemüse“.
Laut Medizin hätte durch das viele Fleisch auch die zweite Niere längst ihre Funktion einstellen müssen. Tut sie aber nicht. Ich denke schon, dass wir, dass die Evolution ein bisschen klüger sind als auch heute noch gültige Ernährungsempfehlungen.
Wer heilt hat Recht. Ganz einfach.