Unser Schlafhormon. Entsteht aus Serotonin. Und das wiederum aus Tryptophan. Natürlich kennen Sie sich hier längst aus.

Melatonin war vor ein paar Jahren (in den USA) eine Modedroge. Man hat diesem Hormon wundersame Wirkungen zugeschrieben. Dieser Hype ist schnell verpufft. Dennoch: Er hat die Forschung angestoßen, beflügelt. So, dass wir heute ein neu erwachtes Interesse an diesem Schlafhormon registrieren können.

Man braucht nur die wissenschaftliche Literatur durchzugucken.

Interessant, dass Melatonin heute als das perfekte Antioxidans gehandelt wird.Lassen Sie mich andeuten

  • Es ist global, also im ganzen Körper wirksam (auch Gehirn).
  • Es ist sehr potent. Wesentlich wirksamer als Vitamin C und Vitamin E.
  • Es neutralisiert freie Radikale, ohne dabei selbst zum Radikal zu werden (Schwachpunkt von Beta-Carotin).
  • Es ist völlig ungiftig (wenn Sie wollen, eine Aminosäure) und kann als Kapseln eingenommen werden. Muss also nicht gespritzt werden.

Aber bleiben wir bei der wesentlichen, der Schlafwirkung. Wesentlich deshalb, weil wir das merken und registrieren. Die zellschützende Wirkung merkt man ja erst viele Jahre später. Also los: Wussten Sie, dass manche Medikamente

Ihr Melatonin blocken?

Ihren Schlaf stören?

  • Betablocker blockieren den Betarezeptor. Der ist dummerweise entscheidend, wenn man die Melatoninproduktion starten möchte.
  • Benzodiazepine, also Valium o.ä. soll ja Ihren Schlaf fördern. Unterdrückt aber die körpereigene Melatoninfreisetzung. Anders ausgedrückt: Sie nehmen ein Schlafmittel und blockieren die Produktion Ihres eigenen Schlafregulators.
  • Antidepressiva: Bei regelmäßiger, längerer Einnahme sinkt der Melatoninspiegel drastisch. Sie beklagen Schlafstörungen. Zunehmend.
  • Aspirin (ASS) unterdrückt ebenfalls die Melatoninfreistzung. Deshalb besser morgens einnehmen.
  • Ibuprofen, ein beliebtes Schmerzmittel (eigentlich Abschwellmittel). Abends eingenommen, stört es die Melatoninbildung.
  • Koffein, also Kaffee oder Tee: Nach 20 Uhr getrunken, wird die Melatoninproduktion um mehrere Stunden verzögert. Bei den meisten Menschen.

Melatonin ist eigentlich kein Schlafmittel. Melatonin regelt den Schlaf, den Schlafablauf. Warum das, neben Ihrem Wohlgefühl bei gesundem Schlaf, so wichtig ist, kann man – unerwartet! – auch anders formulieren.

  • Die Uni Pennsylvania hat Schlaf- und Gesundheitsdaten von 130.000 Menschen gesammelt. Schlussfolgerung: Sogar bei leichten Störungen des Schlafes erhöht sich das Risiko
  • für Übergewicht um 35%
  • für Diabetes um 54%
  • für Herz- Kreislauferkrankungen (Infarkt etc.) um 98%.
  • Für Schlaganfall um 50%.

Nachzulesen in: Biol Psychiatry 2016, 1. Juli; 80 (1): Seite 40

Haben Sie das gewusst? Hätten Sie das gedacht? Dass Ihre leichte Schlafstörung solch drastische körperliche Auswirkung haben kann?

Zeigt uns wieder, dass man Menschen komplett behandeln muss. Also beim Infarkt auch nach dem Schlaf fragen muss. Heißt übersetzt in die Molekularmedizin: Dass die Blutanalyse, also das Netz, das wir auswerfen, möglichst groß und feinmaschig sein sollte. Also viele, viele Blutwerte umfassen sollte.

Die Praxis zwingt uns natürlich zum Kompromiss.

 

Quelle: Dr. Fauteck „Melatonin“. Bei Brandstätter