Jede Fachrichtung hat ihr komplett eigenes Vokabular. Wenn ihr Heizungs- und Lüftungsbauer sich mit seinesgleichen unterhält, nutzt er andere Begriffe als ein Jurist, Bäckermeister oder eine Frisörin. Bei Ärzten ist das nicht anders.

Durch die Verwendung medizinischer Fachbegriffe können sich Mediziner kurz und präzise austauschen, exakt und unmissverständlich bestimmte Sachverhalte benennen.
Spricht der Orthopäde mit einem Kollegen von einer „Protrusion HWS 5/6“ so ist klar, dass der Patient an einer Vorwölbung der Bandscheibe zwischen dem fünften und sechsten Halswirbel leidet. Die Verwendung von Fachbegriffen unter Kollegen ist dabei gut und hilfreich. Manchmal jedoch dienen solche Vokabeln aber auch dazu, unliebsame Tatsachen freundlich zu umschreiben, um - und damit komme ich zum Punkt - dem Patienten nicht vor den Kopf zu stoßen.

Saß kürzlich eine Dame vor mir, mittleres Alter, nett, freundlich und mit vielen Kilos zu viel auf den Rippen. So ziemlich alles habe sie schon ausprobiert, erklärt sie mir bedrückt.


„Ich esse wirklich nur noch Vollkornbrot und ganz viel Obst, auf Fleisch und Fett verzichte ich komplett, aber die Kilos gehen einfach nicht runter.“ Das mache sie sehr unglücklich. Selbst beim Arzt sei sie schon gewesen. Der habe aber auch nicht herausbekommen können, warum sie zu dick sei, ihr aber eine „Magenverkleinerung“ empfohlen. Davor habe sie jedoch Angst, ob es denn nicht auch anders gehe.


Dann lese ich den Arztbrief und dort steht schwarz auf weiß: „35-jährige Patientin mit Adipositas alimentärer Genese“. Übersetzung gefällig?
Patientin ist krankhaft fettleibig, weil sie einfach zu viel isst, also pro Tag zu viele Kalorien zu sich nimmt. WHAM, voll auf die Zwölf. Gut, dass das der Patient nicht versteht.

Und die Therapie? Für die Schulmedizin ganz logisch: Machen wir doch einfach den Magen kleiner, dann kann man gar nicht mehr so viel essen!
Clevere Idee, oder? Hat bei unserem „Calli“ Calmund schließlich auch geklappt.
90 kg Gewichtsverlust sind sein stolzes Ergebnis und das, wo er nach eigenen Angaben noch immer ein „Leckermäulchen“ sei, also alles esse, nur viel weniger.


„Hat ihr Arzt Sie denn mal ein Ernährungstagebuch führen lassen?“ frage ich meine Patientin. Man sollte doch vielleicht erst einmal checken, ob ein Patient denn wirklich zu viel isst, bevor man ihm dies schwarz auf weiß bescheinigt. Antwort mit großen Augen: „Nein!“.


Nun, es gibt Dicke, die tatsächlich zu viel essen. Schaut man aber mal genauer hin, essen sie in aller Regel nicht so viel, sondern nur das Falsche! Sie betreiben: Kohlenhydratmast!<
Sie erliegen tagtäglich den Werbeversprechen unserer modernen Gesellschaft.
Verzehren „Frühstückscerealien“ und „Light Produkte“, jede Menge „Fruchtsmoothies“ und vegane Ersatzprodukte. Ist ja alles so gesund! Was diese Menschen brauchen ist aber: Eiweiß, Fett und passgenaue Mikronährstoffe. Seit wie vielen Jahren predigt das unser Doktor Strunz nun schon? https://www.strunz.com/news/dick-sie-essen-zu-wenig.html


Selbstverständlich gibt es auch die anderen: die Vielfraße. Menschen, die tatsächlich und nachweislich deutlich zu viele Kalorien zu sich nehmen und sich dabei auch nicht sonderlich viel bewegen. Und, liebe Ärzte und Ernährungsberater, das müssen Sie diesen Menschen dann auch sagen. Ins Gesicht. Natürlich klingt das uncharmant. Niemand hört das gern.
Und der Doktor will sich beim Patienten ja auch nicht unbeliebt machen, keine Tränen provozieren, kein „Rassist“ sein.


Rassist? Ja, Sie haben richtig gelesen!


Die Bundeszentrale für politische Bildung forderte jüngst dazu auf, sich „radikal“ mit „Fettfeindlichkeit“ auseinanderzusetzen. Dicken Menschen zu sagen, dass sie dick seien, gilt bereits als „unzulässige Abwertung“.* Da steckt man als Arzt schon in einem Dilemma.

Ich kann das nicht glauben! Wo sind wir eigentlich gelandet?
Bestimmt gibt es auch Menschen, die sich mit ihrer Leibesfülle wohl, glücklich und attraktiv fühlen. Aber die Menschen, die in meine Praxis kommen, sind unglücklich und krank.
Sie suchen vor allem eines: Hilfe! Und wenn man helfen möchte, nützt es gar nichts, die Dinge nicht beim Namen zu nennen.

Wir können zusehen, wie unsere Mitmenschen um uns herum immer dicker, kranker und unglücklicher werden. Und statt das zu thematisieren, verstecken wir uns hinter Begriffen wie „Bodypositivity“ und „Bodyshaming“?

Für mich ist das unterlassene Hilfeleistung! Darum mein Appell an alle Mediziner und Therapeuten. Trauen Sie sich mit Ihren Patienten „Tacheles“ zu sprechen. Und benutzen Sie dabei kein „Medizinersprech“, sondern Worte, die „normale Menschen“ auch verstehen.

Also demnächst bitte:
„Um Ihren Stoffwechsel zu verbessern, gehen Sie jetzt jeden Morgen noch vor dem Frühstück 20 Minuten zügig um den Block!“
statt
„Tatsächlich könnten Life-Style Aktivitäten, die regelmäßige körperliche Aktivität beinhalten, Ihre metabolische Gesundheit effektiv verbessern.“

Ihre Patienten wünschen sich klare Ansagen.

Quelle:
https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-metabolisch-bankrott_id_185451132.html


Über die Autorin:


"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:

„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“