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Long Covid und die Blut-Hirn-Schranke
Brainfog kennen wohl die meisten von uns von Zeit zu Zeit: Wenn wir uns kaum noch konzentrieren können, das Gedächtnis uns im Stich lässt und uns geistig umnachtet fühlen. Bei den meisten ist dieses Gefühl von Gehirnnebel auf eine kurze Nacht, einen Jetlag oder einen grippalen Infekt zurückzuführen, und er lichtet sich nach kurzer Zeit. Anders ist es, wenn er bleibt und den Alltag so stark beeinträchtigt, dass die Ausübung eines Berufes kaum noch möglich ist. Menschen, die an Long Covid erkrankt sind, leiden häufig – neben anderen Symptomen – auch an Brain Fog.
Eine Forschergruppe aus Irland ist diesem Phänomen auf den Grund gegangen und hat festgestellt, dass es einen „bislang unbekannten Zusammenhang zwischen einer gestörten Blut-Hirn-Schranke“ und diesem Gehirnnebel gibt. Diese Schädigung sei – so die Wissenschaftler - auch im Blut anhand des Hirnschrankenproteins S-100 messbar. Ein erhöhter Wert zeige eine Schädigung der Blut-Hirn-Schranke an.
Beim Lesen dieser Studie stutzte ich. Denn: Weder die Erkenntnis zur offenen Blut-Hirn-Schranke bei chronischen Infektionen noch die Diagnostikmethode sind neu. Sogar ich führe in meiner Praxis seit vielen Jahren den S-100 Hirnschrankenproteintest im Blut zum Nachweis bzw. zum Ausschluss einer gestörten Blut-Hirn-Schranke durch.
Langanhaltende Brainfog-Symptome wurden schon lange vor Covid von Patienten beschrieben, z. B. bei einer chronisch-rezidivierenden Epstein-Barr-Infektion, bei einer therapieresistenten Borreliose und vielen anderen Infektionskrankheiten. Aber nicht nur im Zusammenhang mit Erregern, sondern auch nach Unfällen, Stürzen und vielfach oft nach längeren operativen Eingriffen. Oftmals wurden diese Beschwerden dann aber dem psychosomatischen Formenkreis zugeordnet.
Der Rostocker Internist Dr. Bodo Kuklinski hat schon vor über 20 Jahren den S100-Blut-Hirn-Schrankentest eingeführt.
Für wen eignet sich dieser S-100 Bluttest? Eigentlich für alle Menschen, die – neben Brainfog - z. B. auch unter den folgenden Beschwerden leiden:
- Migräne und andere Formen von chronischen Kopfschmerzen
- Hypotonien
- Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
- Schlafstörungen
- Das Chronic-Fatigue-Syndrome
- Demenzerkrankungen
- Mastzellaktivierungen
- Chronischen Schmerzsyndrom, wie Fibromyalgie
Denn grundsätzlich kann hinter all diesen Störungen auch eine undichte Blut-Hirn-Schranke stecken. Wenn sie nicht untersucht wird, kann sie auch nicht diagnostiziert und behandelt werden. Genauso wie auch lange Zeit ein undichter Darm nicht untersucht und behandelt wurde. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als ein „Leaky-Gut-Syndrom“ belächelt wurde. Die Zeiten ändern sich in der Medizin.
Was bedeutet der Befund einer Blut-Hirnschranken-Schädigung für den Betroffenen und was kann getan werden? Diese Fragen kläre ich in den nächsten News.
Quellen:
Greene C, Connolly R, Brennan D, Laffan A, O'Keeffe E, Zaporojan L, O'Callaghan J, Thomson B, Connolly E, Argue R, Martin-Loeches I, Long A, Cheallaigh CN, Conlon N, Doherty CP, Campbell M. Blood-brain barrier disruption and sustained systemic inflammation in individuals with long COVID-associated cognitive impairment. Nat Neurosci. 2024 Mar;27(3):421-432. doi: 10.1038/s41593-024-01576-9. Epub 2024 Feb 22. PMID: 38388736; PMCID: PMC10917679
https://www.gelbe-liste.de/neurologie/blut-hirn-schranke-long-covid
Bodo Kuklinski, Das Hirnschrankenprotein S-100, Rostock 2006
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.