Sie haben das Reh als Symbol begriffen. Als Symbol für Leben. Das Reh diskutiert nicht, debattiert nicht, liest keine Bücher, unternimmt keine Studien, besucht keine Krankenhäuser, sondern ist einfach...gesund. Tatsächlich! Selbst wenn es sich das Bein einmal bricht, dann...leidet es drei Tage und humpelt zwei Wochen und rennt nach vier Wochen genau so schnell wie vorher. Mit krummem Bein. Oder?

Nenne ich Leben. Das Gegenteil haben wir Menschen erfunden. Eine höchst eigene zivilisatorische Errungenschaft. Geronnen in schriftlicher Form besonders im Suhrkamp-Verlag. Dort ist er konzentriert, der "intellektuelle Geist". Der Gegenentwurf zum Leben. Beispiel gefällig?

"Die Gefahr ist, das Phänomen des ästhetischen Scheinens entweder in der reinen Transzendenz utopischer Phantasien zu behaupten oder ideologiekritisch auf ein entfremdetes Bewusstsein zu reduzieren, das heißt, ihm die Determinanten sozialer, ökonomischer oder psychoanalytisch-rezeptionsästhetischer Begrifflichkeit, Ursächlichkeit vorzuordnen. Wir haben es also mit einer objektiv-materialistischen und einer subjektiv-idealistischen Form der Entgrenzung zu tun..." Jochen Hörbisch: Die Wut des Verstehens.

Mit solchen Geschwurbel bin ich groß geworden. 1968. Mir waren diese Versager damals schon unbegreiflich. So formulieren nur Menschen, die zwischenmenschlich oder im Leben nicht zurecht kommen. Die wehren sich dann. Intellektuell. Geben solche Sätze von sich, lehnen sich stolz-überheblich zurück und schauen auf uns herab.

Leben...funktioniert anders. Weiß jeder Läufer.

Ach ja: Quelle Suhrkamp-Verlag