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Jodsalz – ein Problem?
In den letzten News habe ich an die überwiegend katastrophale Versorgungssituation mit Jod hierzulande erinnert. Sämtliche politische Beschwörungszeremonien zur Elimination des Jodmangel auf nationaler und internationaler Ebene haben bislang so viel bzw. so wenig gebracht, wie Richard Nixons Kampfansage gegen den Krebs im Jahr 1971.
Das Trauerspiel „Jodmangel und Politikversagen“, zeigt, dass Sie, lieber News-Leser, auch bei diesem Thema selbständig denken und vor allem handeln müssen.
Vor etwa 100 Jahren hatte man erkannt, dass Jodmangel zu furchtbaren Krankheiten führen kann. Die Schweiz („das Land der Kröpfe“) war besonders betroffen. Kretinismus und schwere Schilddrüsenunterfunktionen waren in einigen Kantonen so weit verbreitet, dass die ökonomische und militärische Kraft der Bevölkerung deutlich abnahm. Der Arzt Dr. Otto Bayard machte sich intensive Gedanken und auch die ersten Versuche zur Krankheitsbekämpfung, in dem er Kaliumjodat in das Speisesalz seiner Patienten mischte. Eine einfache, aber äußert effektive Behandlung. Denn Salz benötigt und benutzt jeder, war seine Überlegung. Der Erfolg war so durchgreifend, dass die Schweiz, Österreich und die USA die Jodierung von Speisesalz in den 1920er Jahren einführten. Deutschland erst im Jahr 1959.
In Deutschland verwenden bis heute nur ca. 50% der Haushalte Jodsalz. Aktuelle Umfragen zeigen, dass große Teile der Bevölkerung hierzulande Jodsalz generell ablehnen.
Und wer meint, er habe mit Jodsalz ausreichend vorgesorgt, sollte mal kurz nachrechnen:
Wenn Sie alle Ihre Speisen mit Jodsalz würzten, kämen Sie bei normalem Salzkonsum gerade auf eine Menge von ca. 125 mcg Jod pro Tag. Mehr ist nicht drin, denn die deutsche Jodverordnung erlaubt pro kg Tafelsalz nur 20 mg Jod in Form von Kaliumjodat (andere europäische Länder erlauben durchaus mehr).
Die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehlen jedem Erwachsenen jedoch mindestens 200 mcg pro Tag. Sie haben also eine tägliche Versorgungslücke, wenn Sie Jod nicht supplementieren oder jodreiche Nahrungsmittel (Meeresfrüchte, Meeresalgen und bestimmte Seefische, wie Seelachs) täglich zu sich nehmen. Wer das anzweifelt, kann seinen Jodspiegel einfach mal messen lassen.
Wenn Sie Jodsalz verwenden, bedenken Sie bitte, dass Jod flüchtig und zudem hitzeempfindlich ist und mit den Kochdämpfen in die Luft evaporiert – also bitte erst nach dem Kochen mit Jodsalz würzen. Jod mag auch keine lange Lagerung, es verflüchtigt sich auch dadurch. Kaufen Sie daher kleine Mengen an Salz und keine großen Vorräte.
Und was ist mit Meersalz, werde ich häufig gefragt? – Nun, Meersalz enthält kaum Jod. Das wird beim Gewinnen bereits zerstört. Wenn Sie Meersalz bevorzugen, dann achten Sie auf jodiertes Meersalz, das nachträglich mit Kaliumjodat versetzt wurde.
Jodsalz ist also etwas problematisch und es gaukelt den Menschen vor, dass sie mit Jod gut versorgt seien. Meiner Meinung nach ist es immer noch besser jodiertes Speisesalz zu verwenden als unjodiertes, allerdings ist es nur eine absolute Minimalversorgung, die kaum reicht, um nur den Bedarf Ihrer Schilddrüse zu decken.
In etwa zeitgleich zur Einführung von Jodsalz, wurde L-Thyroxin als Medikament eingeführt. Es ist bis heute ein weltweiter Pharma-Kassenschlager.
Zur Erinnerung: 4 Atome elementares Jod plus ein Molekül Tyrosin = Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4)
Was würde es für den Absatz von L-Thyroxin bedeuten, wenn mehr Menschen auf eine artgerechte Jod- und Tyrosinzufuhr achten würden?
P.S.: Die einzigen Länder, die nicht von Jodmangel betroffen sind, sind Japan und Korea. Interessant ist ein Blick in die traditionelle japanische und koreanische Küche (z. B. in meiner Heimatstadt Düsseldorf im japanischen Viertel). Der Japaner verzehrt im Durchschnitt mindestens 1 mg Jod pro Tag ganz natürlich über seine Ernährung. Die Lebenserwartung ist die höchste in der Welt. Vielleicht gibt es mehr als einen zufälligen Zusammenhang?
Quellen:
Esche J, Thamm M, Remer T. Contribution of iodized salt to total iodine and total salt intake in Germany. Eur J Nutr. 2020 Oct;59(7):3163-3169. doi: 10.1007/s00394-019-02154-7. Epub 2019 Nov 29. PMID: 31784815.
www.jodmangel.de
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.