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Irres Denken
Wird gemacht. Bildet sich im Laufe des Lebens. Wenn Sie immer seltener über den Tellerrand gucken, sich immer mehr in Ihr Fachgebiet vergraben und dann noch alles glauben, was sie lesen… entsteht irres Denken.
Beispiel gefällig?
Im SPIEGEL WISSEN Februar 2017, wird ein berühmter deutscher Professor zitiert. Der Verfasser der Leitlinien der DGE. Dem wir die Sache mit den Kohlehydraten verdanken. Herrn Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TU München. Erst Zitat, dann Kommentar.
- Er ärgert sich über Starköche in Talkshows, die von „Tuten und Blasen keine Ahnung hätten“. Über Ernährungsgurus, die durch die Lande tingeln; über Journalisten, die eine Wunderdiät nach der anderen hochjubeln. „Die Empfehlungen widersprechen sich. Die Bürger sind völlig verunsichert“, sagt Hauner. „Und die Wissenschaft, die wird erst gar nicht gefragt“.
Sprich: Er. Der Herr Professor. Er nämlich weiß Bescheid. Er hat sich mit der Wissenschaft beschäftigt. Das ist tatsächlich korrekt. Kaum einer dürfte so viele Ernährungsstudien gelesen haben wie Er. Leitlinien verfasst man nicht einfach so über Nacht. Alles völlig richtig.
Nur hat Er – vielleicht mangels eigener Erfahrung? Vielleicht auf Grund seiner Ausbildung? Vielleicht aus einer psychologisch verständlichen Abwehrhaltung? – sich in seinen Studien verrannt. Hat nicht mehr unterschieden zwischen 90% Schrottstudien, 10% einigermaßen tolerablen Untersuchungen. Das Ergebnis ist bekannt. Ich hatte Ihnen ja Beispiele genannt (News 15.02.2017). Aber weiter Hauner:
- „Beispiel Paleo-Diät. Fleisch, Fisch, sowie Obst und Gemüse darf man essen, Getreide aber nicht. Auf diese Weise soll das Ernährungsverhalten der Steinzeitmenschen simuliert werden. Das Problem ist nur, dass es im Neolithikum gar keine einheitliche Diät gab, sondern eine riesige Bandbreite. Die Vorfahren der Massai in Afrika ernährten sich völlig anders als die Frühmenschen auf Grönland. Darüber hinaus fehlen seriöse Daten darüber, ob die heute propagierte Paleo-Diät zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme führt.“
Sehen Sie: Das mein ich mit irrem Denken. Ihm geht es um das Wort „Getreide“. Auf dem beruht ja nun einmal die Leitlinie der DGE. Und dann kommt er mit drei irren Gedanken:
- Es gäbe keine einheitliche Paleo-Diät. Nun, das hatten wir schon besprochen (News vom 01.08.2016) Was soll das? Wo ist das Problem? Warum nicht aus dem Spektrum die Diät herauspicken, die einem passt? Dann hätte man die „passende Paleo-Diät“. Wie gesagt: Wo ist das Problem? Heißt bei uns: „Jeder Aff weiß Bescheid“. Ich fühle mich als Nachfahre der Schimpansen. Andere mögen sich als Nachfahre der Inuit nehmen. Kann jeder selbst bestimmen. Das klare Prinzip der Paleo-Diät dahinter verschweigt Professor Hauner.
- Das Prinzip? Iss Natur. Also keine künstlichen neumodischen Kohlenhydrate, sprich Getreide. Sein Reizwort. Auf Getreide baut die DGE. Nur: Weder die „Vorfahren der Massai“ noch die „Frühmenschen auf Grönland“ aßen Getreide. Ist das wirklich so schwer zu kapieren? Es gab eben doch eine prinzipiell „einheitliche Diät“, Herr Professor.
- Es würden seriöse Daten fehlen. Nun, dann lesen wir doch einfach die News „Die Wahrheit“ (vom 09.12.2009). Dort wird Professor Cordain zitiert. Ein Physiologe. Der die Welt bereist hat. Der die Vergangenheit bereist hat. Der – als Erster – seriös aus tausenden von Daten genetisch korrekte Kost definiert hat. Als Wissenschaftler würde ich Cordain höher einschätzen als Hauner.
- Und dann die „dauerhafte Gewichtsabnahme“. Tja. Die leb ich seit nun 30 Jahren vor. Und mit mir über 200 Naturvölker auf dieser Welt. Seit Jahrhunderten, Jahrtausenden. Das bezeichnet Professor Hauner als „nicht dauerhaft“? Wie irr kann man sich noch ausdrücken?
Dieser SPIEGEL-Artikel, so typisch für deutschen Journalismus lebt immer vom gleichen Hochmut, von der Arroganz der Medien: Die wollen nicht helfen. Die wollen nicht aufklären. Die wollen nicht Leben retten. Nein, nein… die wollen Auflage. Die wollen möglichst bunte, vielseitige, deswegen völlig verwirrende, durcheinanderbringende Artikel. Und wenn sie die Verwirrung wieder auf den Höhepunkt getrieben haben, dann beklagen sie, dass… Gurus die Leute verwirren.