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ICH
Schon einmal nachgedacht, weshalb manche Ehen Jahrzehnte glücklich verlaufen, andere wieder nach kurzer Zeit scheitern? Kann ich Ihnen erklären. Das liegt am ICH. Ihrem Bild von sich selbst.
Wenn es Ihnen gelänge, auch nur einen kurzen Moment aus sich selbst herauszutreten, Ihr ICH mal von außen zu betrachten, könnte Ihnen das die Augen öffnen. Könnte. Wollen wir´s probieren?
Vor vielen Jahren hatte ich einmal versucht, Ihnen die fast 8 Milliarden Menschen auf dieser Welt also 8 Milliarden eigene Körper, jeder mit einer eigenen Seele ausgestattet, zu erklären, bildlich aufzulösen als
WELLEN
Keine großen tosenden Wellenberge, sondern diese kleinen Wipp-Wellen, die entstehen, wenn eine sanfte Brise über die Wasseroberfläche streicht. Dann entstehen viele, viele, unzählige kleine Wellen, die nach oben streben, einige Sekunden verharren und dann wieder absinken in den Ursprung, in ihren See.
Jede Welle sagt mit Recht: ICH. Hier bin ich. Ich bin abgegrenzt vom Ursprung, vom Wasser des Sees, habe meine Nase nach oben gereckt und bin ... wichtig!
Tja. Wie lange? Nach wenigen Sekunden ist die Windenergie verbraucht, sinkt das vorwitzige, ach so wichtige, egozentrische Wellchen wieder hinab und verschmilzt mit dem Ozean. Und das gilt für Tausende, für Millionen, für Milliarden Wellenberglein im Moment auf diesem Globus.
Wiedererkannt? Sie sind diese kleine Welle. Die vorwitzig das Näschen in die Luft streckt und ICH sagt. Sich wichtig vorkommt. Um nach kurzer Zeit (derzeit im Schnitt 81 Jahre in Deutschland) sich wieder aufzulösen, eins zu werden mit dem Ursprung, wenn Sie wollen mit dem kollektiven Unterbewusstsein. Oder mit sonst irgendetwas, dem wir gescheite Namen aufgedrückt haben.
ICH? Millionenfach keckes Aufschaukeln? Ach was: Es gibt, hatte ich damals erzählt, nur ein ICH. Das große ICH. Den See, den Ozean. Und Sie sind nur ein fürwitziger Versuch, sich wichtig zu machen.
Der Ozean, das eine große ICH kann hier nur lächeln. Tut es wohl auch. Nimmt Sie aber voll Verständnis stets wieder in sich auf. Bis Sie beim nächsten Lüftchen wieder einmal hochspitzen und „ICH“ plärren ....
Wenn zwei kleine benachbarte Wellchen – Sie haben immer einige Nachbarn – einigermaßen gleichzeitig ihr Näschen nach oben strecken, synchron, einigermaßen gleichlang sich in die Augen gucken können, dann wird das eine sogenannte lange, gute, glückliche Ehe.
In der Regel sind zwei Nachbarwellchen außer Takt. Treffen sich nur kurze Zeit, trennen sich verfrüht. Weshalb nicht akzeptieren? Ist das Bild nicht tröstlich?
Trost. Genau darum geht es in diesen News. Um nichts sonst.
Wenn Sie verstanden haben, wissen Sie jetzt tief im Innersten: Sie sind unsterblich. Kurze Zeit gucken Sie in den Himmel, sind am Leben, versinken wieder im großen Unterbewussten, um jederzeit – ist das nicht wundervoll? – erneut Ihr Köpfchen hochstrecken können und ICH zu sagen.
Ist Ihnen unbenommen. Dürfen Sie machen, sooft Sie wollen.
PS: Jede Welle hat eine andere Gestalt. Eine ist etwas krumm, die andere spitzig, die dritte weich-wellig. Und natürlich streiten sie miteinander, geben an, brüsten sich. Ich bin die Größte, ich bin die Schönste. Du hast hier überhaupt nichts zu sagen. Kennen Sie das alles? Würden Sie das nicht auch – aus dieser Perspektive – kindisch nennen?