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Homocystein gut – alles gut?
Bei den meisten Europäern ist die Versorgung mit Folaten und anderen B-Vitaminen durch die Nahrung aufgrund ihrer Ernährungs- und Lebensgewohnheiten kritisch. Dies allein bedingt oft eine Reihe von Fehlfunktionen im Organismus, die langfristig zu Erkrankungen führen können.
Ein B-Vitaminmangel beeinträchtigt auch die Regulation des Homocysteinspiegels.
Homocystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure, die als Zwischenprodukt beim Abbau von Methionin entsteht. Es hat selbst keine direkte physiologische Funktion, ist aber in erhöhten Konzentrationen schädlich für den Körper.
Ein erhöhter Homocyteinspiegel wird in Verbindung gebracht mit
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Osteoporose
- Demenzerkrankungen, auch Alzheimer
Als Hauptursache für einen erhöhten Wert gilt in erster Linie ein Mangel an den Vitaminen B12 und B6 sowie an Folat. Diese drei B-Vitamine halten den Homocystein-Spiegel in Balance.
Lässt sich von einem normalem Homocysteinspiegel (< 10 µmol/l, besser < 8 µmol/l) schlussfolgern, dass die oben genannten B-Vitamine ausreichend vorhanden sind?
Leider nein, ein normaler Homocysteinspiegel befreit uns nicht von der Labormessung der B-Vitamine, wie so oft behauptet wird. Um das zu verstehen, müssen wir uns den komplexen Methionin-Zyklus anschauen:
CBS = Cystathionin-Beta-Synthase, MS = Methionin-Synthase, MAT= Methionin-Adenosyl-Transferase
Dieser Zyklus läuft in fast jeder Körperzelle ab und regelt die optimale Bereitstellung von Methylgruppen, insbesondere des wichtigsten Methylgruppen-Überträgers s-Adenosylmethionin (SAMe).
Es ist zwar richtig, dass B-Vitamine einen wesentlichen Beitrag zu einem Methionin-Gleichgewicht leisten, indem sie Homocystein zu Methionin umbauen helfen, allerdings kann auch bei einem normalen Homocysteinspiegel ein Mangel vorliegen. Dies ist immer dann der Fall, wenn das Enzym Cystathionin-ß-Synthase (CBS) anfallendes Homocystein besonders schnell umbaut.
Dieser Stoffwechselweg ist entscheidend für die Biosynthese von Cystein, der limitierenden Aminosäure für die Glutathion- und Taurinsynthese.
Etwa 20 % der Menschen besitzen ein Gen, das ein sehr schnelles CBS-Enzym kodiert. Diese Menschen fallen in der Regel nie mit einem hohen Homocysteinspiegel auf. Im Gegenteil: Man misst bei ihnen oft Werte unterhalb von 5 µmol/l. Dennoch können sie an einem kombinierten Mangel an Vitamin B12, B6 und Folaten leiden, der sich an anderer Stelle zeigen kann.
Ebenso kann eine unzureichende Aufnahme der essenziellen Aminosäure Methionin zu einem niedrigen Homocysteinspiegel führen. Über die Auswirkungen von Methioninmangel ist ja schon viel an dieser Stelle geschrieben worden (z. B. News vom 24.3.24).
Daher müssen wir die B-Vitamine immer separat mitbestimmen und uns nicht von einem niedrigen Homocysteinwert täuschen lassen.
Quellen:
https://www.homocystein-netzwerk.de/
Zuliani G, Brombo G, Polastri M, Romagnoli T, Mola G, Riccetti R, Seripa D, Trentini A, Cervellati C. High plasma homocysteine levels predict the progression from mild cognitive impairment to dementia. Neurochem Int. 2024 Jul;177:105763. doi: 10.1016/j.neuint.2024.105763. Epub 2024 May 7. PMID: 38723899.
Hu X, Ma S, Chen L, Tian C, Wang W. Association between osteoporosis and cardiovascular disease in elderly people: evidence from a retrospective study. PeerJ. 2023 Dec 8;11:e16546. doi: 10.7717/peerj.16546. PMID: 38089913; PMCID: PMC10712301.
Chen B, Chen L, Dai Y, Wu J, Zheng D, Vgontzas AN, Tang X, Li Y. The different roles of homocysteine metabolism in hypertension among normal-weight and obese patients with obstructive sleep apnea. Sleep Med. 2024 May 29;120:1-9. doi: 10.1016/j.sleep.2024.05.050. Epub ahead of print. PMID: 38824846.
https://dnalife.academy/cbs/
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.