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Hawaii 2012
Kommt zu mir eine Triathletin. So wie ich sie mag: Schmal, zierlich, leicht aber mit...wachen Augen! Fokussiert. Achtsam. Wollte mir ihr Blut schenken.
Da werde ich wach. Das interessiert mich. Und wir fanden...erwartungsgemäß traurige Blutwerte. Wie das in der deutschen Leichtathletik, im deutschen Sport eben so üblich ist. Hier kümmert sich wirklich niemand. Glauben Sie mir: Niemand! Jedenfalls konnten wir mit ein paar geschickten Handgriffen die Wettkampfzeit der jungen Dame gleich um
30 Minuten verbessern
Überhaupt keine Kunst. Damit war sie in der Weltspitze. Nun: Das ist Alltag. Das tue ich bei Ihnen ja auch. Exakt die gleiche Methode: Blutwerte optimieren, Bluttuning. Das Resultat lesen Sie häufig genug in diesen täglichen News in Form von Briefen. In Form von Bemerkungen wie: "Es ist wieder richtig schön, eine Familie zu sein". Hier geht also nicht nur um körperliche Höchstleistung.
Wie auch immer. Sitze ich also nachts um drei vor dem Fernseher und verfolge Hawaii 2012 live. Da zeigen die eine junge Dame, auf Platz 4, 700 Meter vor dem Ziel. Immer noch überraschend elastisch, wie sie auf einer Straßenkreuzung über den Gehsteig abkürzt.
Höchst ungewöhnlich. Wurde sofort in Zeitlupe wiederholt. Ungewöhnlich? Ich weiß genau, dass ich 700 Meter vor dem Ziel meine Füße nicht die nötigen 15 Zentimeter mehr anheben kann. Die konnte. Toll.
Bloß: Weshalb kürzt die hier ab? Die paar Meter? Weil hinter ihr in preußisch korrekter Laufhaltung eine Gegnerin heranschoss und sie prompt 600 Meter vor dem Ziel überholte. Mit Leichtigkeit. Mit elastischem kraftvollen Schritt. Ein Genuss anzusehen.
Und während des Überholens der bisherigen Vierten (anerkennend) die Faust mit erhobenen Daumen zeigt. Also...das nenne ich frech. Das tut man nicht. Nun gut: Ich könnte das in diesem erschöpften Zustand auch gar nicht mehr. Die konnte.
Sehen Sie: Über diese ungewöhnliche Geste habe ich mich tagelang amüsiert. Deswegen gucke ich Sport. Menschen, die völlig erschöpft, ausgepowert immer noch "darüber stehen", anerkennend oder spöttisch, wie auch immer, jedenfalls souverän mit dem Gegner umgehen können.
Der neue vierte Platz gehörte dann der besten Europäerin. Einer Deutschen. Nach einem Marathon in 2:59 h. Bestzeit. Großes Kompliment, Sonja!