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Hat die FAZ recht?
Begonnen hat der New Yorker Bürgermeister. Der erstmal die Transfette einfach verboten hat. In New York. Und jetzt versuchte, Coca Cola wenigstens in 1-Liter-Gefäßen zu verbannen. Keine Chance. Inzwischen wird er in den Medien als "Kindermädchen der Nation" verspottet.
Nicht nur in den USA. Ein Leitartikel in der FAZ fühlt sich hier schon an den 1939 gegründeten Reichsvollkornbrot-Ausschuss erinnert. Gesundheit auf Vorschrift. Das sei etwas "totalitäres". Nicht ganz falsch.
Der kluge Kopf sinniert hinter seinem FAZ-Schreibtisch: "Ist Gesundheit überhaupt ein Wert, den alle als absolut annehmen? Ist eine gelegentliche Flasche Korn nicht gut für einen traurigen Rentner? Vertragen gesunde Kinder nicht unglaubliche Mengen an Nutella, Chips und Wassereis, und soll man ihnen die Freude nehmen?" Ja, soll man ihnen die Freude nehmen, nur weil sie eine Fettleber kriegen?
Das möchten natürlich auch die Hersteller von Nutella, Chips und Wassereis nicht. Drum haben sie eine Taskforce gegründet. Zum Thema "Kohlenhydrate in der Ernährung". Zu den Financiers gehören Coca Cola, Danone, Kraft Foods, Nestlè, Südzucker und Unilever. Der Vorsitzende kommt von Kellogg. Das Ziel ist klar: Die Hersteller von Produkten müssen davor geschützt werden, dass ihre Produkte unter Beschuss geraten.
Begonnen haben sie mit dem glykämischen Index. Der ja jedem sofort einleuchtet. Der die Gefährlichkeit von Industrie-Zucker und dergleichen eindeutig und zahlenmäßig fixiert. Was hat man also getan? Das Vorgehen kennt man von der Tabakindustrie:
Diese Taskforce (genannt ILSI) hat Professoren losgelassen, Kongresse und Symposien beschickt, Papiere verfasst, mit denen sich dann auch die Behörden beschäftigen mussten, wenn es um Ernährungsempfehlungen geht.
Was passiert? Unser berühmtes Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zum Beispiel, die höchste staatliche Stelle in Deutschland, wenn es um Nahrungsrisiken geht, musste sich mit diesem ISLI-Feuerzauber beschäftigen.
Zur Erinnerung: Die Behörde warnt uns vor Vitaminen. In extremer Form. Wurde zwar 2009 von der EU recht grob gerüffelt und zurechtgewiesen, hat sich aber … natürlich nicht korrigiert. Nachzulesen in den News vom 30.01.2009. Bitte vergleichen Sie die Zahlen. Aberwitzig!
Jedenfalls kam dieses strenge Bundesinstitut für Risikobewertung, welches Vitamine ja schon fast in die Giftecke rückt, zu dem Schluss, es sei
"eben sehr schwer mit Empfehlungen zum glykämischen Index"
Tja. Alles sehr undurchsichtig und schwer. Man könnte zwar einfach einmal drei Tage selbst nach diesem Index essen und wüsste dann Bescheid, aber... Da wüsste man dann ja eben Bescheid. Nicht erstrebenswert. Weiter das BfR:
"Es lasse sich leider nicht abschließend beurteilen, ob Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischen Index wirklich von Vorteil wären, da die beobachteten Effekte auch von Ballaststoffen ausgelöst werden."
Deswegen gibt es leider einstweilen keine offiziellen Empfehlungen.
Ziel erreicht. Kompliment ISLI. Kompliment an Coca Cola. Die freie Wirtschaft hat wieder einmal gesiegt.
Praktische Lösung: Lassen Sie das. Informieren Sie sich, bemühen Sie Ihren gesunden Menschenverstand und genießen Sie in Zukunft "Luxus-Kohlenhydrate". Manchmal. Wenig. Mit größtem Genuss.
Quelle: H. O. Grimm „Garantiert gesundheitsgefährdend“. Ein ärgerliches Buch.