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Getreide
Getreide, Gräsersamen gab es wohl schon, bevor es Menschen gab. Aber auf die Idee, Gräser zu züchten, große Ackerflächen damit zu bebauen und die Getreidekörner zu sammeln, zu mahlen und zu verzehren…. darauf ist erst der kluge Mensch gekommen. Und hat so sein Überleben auf dieser Welt gesichert.
Vorsicht: Das Überleben von immer mehr, von viel zu viel Menschen auf diesem Globus. Dafür war der – so glauben wir – ursprünglich nicht gedacht. Für über 7 Milliarden Menschen. Schon der Club of Rome hat ja die Überbevölkerung (schon damals!) als zentrale Ursache globaler Probleme ausgemacht.
Getreide ist in meiner Denkweise seit 1989 etwas Überflüssiges. Seit ich gelernt habe – in biochemischen Lehrbüchern – dass Kohlenhydrate völlig überflüssig seien für den Menschen. Was der Körper brauche, mache er sich selbst.
Getreide als Feind menschlichen Lebens hat mir die Harvard University in Boston beigebracht 2007. In einer recht genialen Studie (JAMA 2007. 298 (7):754). Erinnern Sie sich?
Die hatten ein einzigartiges Patientengut. Eintausend bereits an Dickdarmkrebs Erkrankte und Operierte. Und die wurden ganz einfach nachverfolgt:
Wer bekommt ein Krebsrezidiv?
Viermal häufiger erneut Krebs bekamen die Patienten, die sich von
- Fleisch, Fett
- Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln
- Zucker (Dessert)
ernährten. Die nannten das „western-diet“. Also die ganz normale Ernährung des deutschen Bundesbürgers.
Andersherum: Viermal weniger erneuten Krebs bekamen Patienten, die sich „vernünftig“ (!!!) ernährten, nämlich von
- Geflügel und Fisch
- Obst und Gemüse
Das war´s eigentlich. Präziser und genauer kann man die krebserzeugende Wirkung von Brot nicht beweisen. Das Schmankerl obendrauf folgte 2010: Die Ergänzung der Studie, in welcher gezeigt wurde, das es für das vier Mal häufigere Krebs-Rezidiv-Risiko gleichgültig war, ob
- weißes Mehl
- oder Vollkorn-Produkte
gegessen wurden. Heißt übersetzt in die Sprache der Wissenschaftler: Es kam nicht auf den glykämischen Index an, also auf das Anfluten von schnellen Kohlenhydraten, sondern nur auf die „glykämische Last“, also die Gesamtmenge an Kohlenhydraten, ob nun schnell oder langsam. Vollkorn schützt also nicht!
Bringt mich auf die mail von heute. In Antwort auf die kürzlichen News „Gift“, in welcher die lokale Giftigkeit von Weizen (etwas ganz anderes) betont wird. Schickt mir der junge Mann eine Arbeit aus der Uni Mailand mit dem Titel „Vollkorn-Konsum reduziert Entzündung…“ und meint, gesund leben hieße doch mit möglichst geringer Entzündung, und hier werde gezeigt, dass Vollkorn Entzündung im Blut senkt. Also sei Vollkorn gesund.
Was der nicht weiß: Ich war jahrelang in der Schriftleitung einer medizinischen Fachzeitschrift beschäftigt. Tagtäglich habe ich Manuskripte lesen dürfen. Überprüfen auf Tauglichkeit. Wenn da das Wort „Mailand“ fiel, klingelten bei mir die Alarmglocken.
Also habe ich die ausführliche Studie gelesen. Wort für Wort. Hat der Einsender natürlich nicht getan. Gezeigt wird hier, dass geschrotetes Vollkorn, 70g am Tag, nach 4 Wochen tatsächlich bekannte Entzündungsfaktoren absenkt, nämlich Tumornekrosefaktor alpha sowie Interleucin 6 (IL 6).
Wird behauptet.
Liest man die Studie wirklich (ich kann das immer nur betonen!), findet man in Tabelle vier die Messwerte:
Gemessen wurde genau das Gegenteil. Unter Vollkorn stiegen die Entzündungsfaktoren.
Es ist schon immer peinlich, wenn man seine Texte fälscht, aber vergisst, der Sekretärin zu sagen, dass sie auch die Zahlen umtauschen müsse.
Grundsätzlich sind Schlacken (im Vollkorn enthalten) selbstverständlich entzündungssenkend. Über kurzkettige Fette. Wissen wir. Nur sollte man eben gesunde Ballaststoffe verwenden, also Gemüse.
Von diesen gefälschten Ernährungsstudien geistern Hunderte, wahrscheinliche Tausende durch die Literatur. Und werden immer wieder zitiert. Einige hatte ich ja schon kommentiert.
PS: Ich kann auch denken. Hier wurden nicht etwa Spalten vertauscht (gucken Sie nach). Denn weitere Entzündungsmarker in der gleichen Tabelle hatten sich „richtig“ verhalten.
Quelle: Am J Clin Nutr, Vol.101, Iss 2, 1 Feb 2015, p.251