Hier bin ich Ihrer Meinung. Der Meinung der Mehrzahl der Deutschen: Tür zu. Stopp. Gentechnik nicht bei uns. 

Wissend, dass diese Einstellung mit Logik, mit Vernunft, mit Naturwissenschaft nichts zu tun hat. Denn Gentechnik wendet jeder Bauer seit Tausenden von Jahren an. Er ändert, verändert, verbessert unsere Nahrungspflanzen. Anderes Stichwort: die Tierzucht. Ist auch nichts anderes. Aber dennoch:

Vor der Gentechnik im Labor schrecke ich zurück. Fängt man damit erst einmal an, ahnen wir alle, wo das endet. Das endet bei betroffenen Gesichtern. Von Wissenschaftlern, die dann sagen: „Das haben wir nicht gewusst!“. Oder noch besser: „Das haben wir nicht gewollt!“

Wenn ich mich irgendwo auskenne, dann in der Entstehungsgeschichte der Atombombe, beginnend bei Einstein und kulminierend bei Oppenheimer. Noch schlimmer: Teller. Auch so Menschen, die „das nicht gewollt hatten“. 

Dr. Moore freilich lässt mich inne halten. Dr Patrick Moore hat 1971 Greenpeace erfunden. War 15 Jahre in der Führung. Und hat sich von Greenpeace getrennt. Wissen Sie weshalb? Wegen des

Goldenen Reises.

Ein Produkt der Gentechnik. Eine Reissorte, die Betacarotin enthält. Idee dahinter: in indischen Großstädten leben kleine Kinder, deren Hauptnahrung, deren einzige Nahrung eine Schale Reis pro Tag ist. Gemüse, Vitamine und anderes haben die nicht. Resultat:

500 000 Kinder
erblinden jährlich

Und die Hälfte von ihnen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Erblindung, so die WHO. Ursache? Mangel an Vit A, also an Betacarotin. 

Dieser goldene Reis wäre eine – zugegeben künstliche – Möglichkeit, diesen 500 000 Kindern jährlich zu helfen. 

Greenpeace wehrt sich dagegen. Sagt, dass die Kinder stattdessen Blattgemüse und Vitamin A-Tabletten zu sich nehmen sollten. Völlig richtig. Bloß haben die kein Blatt Gemüse und bekommen keine Tabletten. Die sterben einfach.

Reis aber, ein bisschen Reis jeden Tag, bekommen sie immerhin. 

Dr. Patrick Moore schlägt also vor, hier eine Ausnahme zu machen. Von der eigenen Überzeugung, der eigenen Ideologie abzurücken. Fühle ich mich durchaus angesprochen. 

Frage an Sie: Sollte man Ausnahmen erlauben von seinen eigenen Grundprinzipien? Von Fall zu Fall? Oder öffnet man damit die Schleusentore weit, zu weit...