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Gene sind kein Schicksal
... auch wenn das schon längst ein fixer Glaubenssatz geworden ist bei wohl jedem von uns genauso wie bei den Forschern. Wir haben´s nun einmal in der Schule gelernt. Der Mensch ist genetisch festgelegt. Deswegen glauben wir sie ja so gerne, die täglichen Erklärungen in den Frauenzeitschriften: Übergewicht, schwere Knochen, Bindegewebsschwäche… alles genetisch fixiert. Keine Chance. Und Wissenschaftler veröffentlichen fast täglich Arbeiten, in denen sie schon wieder neue Autismus-Gene, Krebs-Gene, Diabetes-Gene beschreiben.
Ein falscher Glaubenssatz. Weil so wichtig, gehe ich auch in dem neuen Buch „Der Schlüssel zur Gesundheit“ ausführlich auf diesen Punkt ein. So im Folgenden:
„Das Geheimnis liegt nicht im Text der Gene, sondern in der Regulation ihrer Aktivität“ – was Joachim Bauer sagt, ist eine so zentrale Aussage, dass ich sie nicht oft genug wiederholen kann. Denn es macht für den Verlauf einer Heilung einen riesigen Unterschied, ob ein Patient glaubt, seinen Genen hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Oder ob er die aktuelle Forschung kennt und sicher ist, dass eben nicht seine Gene seine Gesundheit steuern. Und damit sein Schicksal. Sondern umgekehrt: Dass er seine Gene steuern kann. Ein gutes Stück weit! Und zwar durch Bewegung, Ernährung, Denken. In Ihrer Sprache:
- Stillsitzen oder Sport
- Spaghetti oder Eiweiß
- Stress oder Entspannung.
Ich hörte von einem jungen Mann mit Nervenlähmung. Beider Beine. Trotz wirklich ernsthafter, seriöser Anstrengung wurde keine Ursache gefunden. Außer „zwei Gene“. Damit fühlte sich der junge Mann verurteilt. Dachte, seine Krankheit sei in den Genen verankert, damit nicht heilbar, er sei verloren.
Unmenschlich.
Denn: Sobald der junge Patient mit der Nervenlähmung erfährt, dass in jeder seiner Zellen Zehntausende von Genen sitzen, die sich durch Beziehungen und Lebensstil munter an- und ausschalten lassen, dann ist er raus aus der Opferfalle. Dann weiß er, dass er handeln kann. Dass er diesen zwei simplen Genen eben gerade nicht ausgeliefert ist.
Heißt für mich: Hilfe wird möglich. Heilung wird möglich.
Geschichten wie diese lassen mich nicht los. Was sollen wir mit einer Medizin, die bis in die kleinsten Gene hineinschauen kann, die aber den „tröstenden Umgang mit menschlichem Leiden verloren“ hat? Die letztendlich „trostlos geworden“ ist? Weil sich die Forscher nicht mehr auf den Menschen konzentrieren, der da verzweifelt vor ihnen sitzt, sondern auf den Erfolg ihrer Publikationen. „Endlich das Gen für XY gefunden!“ Darum geht es in der Forschung.
Die Gefühle, das Leid, die Hoffnungslosigkeit der Patienten… kommen im Labor nun einmal nicht vor. Sie sollten, liebe Leserinnen, liebe Leser, immer genau hingucken, wem Sie zuhören, wem Sie etwas glauben
Ich würde einem 65-jährigem praktischen Arzt im Bayerischen Wald glauben. Ganz sicher nicht einem tüchtigen, 35-jährigem Wissenschaftler im Labor von Bayer oder Höchst.