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Geborgenheit
…ist das wahre Geheimnis eines langen, gesunden Lebens. Wohl das Geheimnis der Naturvölker. Geborgenheit ist ein Grundgefühl, das man hat oder – in aller Regel – eben nicht hat.
Und weil der in die Welt geworfene Mensch im Inneren nach diesem Geborgenheits-Gefühl sucht, gibt es die Religion. Deren Urgrund jedem klar wird, der einmal zwei, drei Stunden in der freien Natur den nächtlichen Sternenhimmel betrachtet. Das geht recht schnell…
Geborgenheit hat aber noch eine zweite Quelle.
Die Evolution. Die schuld daran ist, dass der Mensch sich seit jeher als Herdentier versteht, dass er im Rudel lebt, dass er lieber in Gesellschaft ist als alleine. Das liegt schlicht und einfach auch daran, dass wir über Jahrhunderte, über Jahrtausende gelernt haben: zu zweit, zu dritt oder in der Gruppe läuft der Alltag runder. Wir können gemeinsam:
- mehr Nahrung besorgen
- Kinder und Ältere besser versorgen
- sind besser geschützt vor wilden Tieren oder anderen Gefahren
Aber nicht nur das. Das sind funktionelle Vorteile. Einverstanden. Es gibt aber auch eine zweite, eine emotionale Komponente. Wir sind soziale Wesen. Wir brauchen Geborgenheit, Zuwendung, Liebe, Trost, Gespräche, den regelmäßigen Austausch mit anderen. Mit Gleichgesinnten.
Gute Freunde, die Gruppe hat nicht nur eine therapeutische Funktion, sondern wirken auch wie ein Medikament. Belegt ist, dass schon die Anwesenheit von Freunden
- die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol drosselt
- die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin stimuliert
Sie erinnern sich: Oxytocin wird das Kuschelhormon genannt. Das Hormon, das die Bindung in der Ehe erhält. Wirkt beruhigend auf die sogenannte Amygdala, jene Gehirnregion, die uns in Alarmbereitschaft versetzt.
Man kann diese Zusammenhänge sehr real beleuchten. Dann sieht das Ganze nicht so positiv aus:
- Über 16 Millionen (von 80 Millionen) Deutschen leben ohne Partner, Familie, Freunde.
- Laut statistischen Bundesamts gibt es 41% Single-Haushalte. Die Anzahl steigt.
Das bedeutet übersetzt, dass viele Menschen einsam sind. Und Einsamkeit macht krank. Der Mangel an sozialen Kontakten, die Isolation im Alltag wurde untersucht in einer Studie der Brigham Young University Utah. Resultat: Einsamkeit schadet. Im Einzelnen:
- Sie hat genauso negative Auswirkungen, wie wenn wir keinen Sport treiben würden.
- Sie schadet uns genauso viel wie Alkoholmissbrauch.
- Sie ist so schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag.
- Sie hat einen doppelt so belastenden Effekt auf den Körper wie Fettleibigkeit.
Außerdem kann das Leben ohne soziale Kontakte Depressionen und andere psychische Erkrankungen hervorrufen. Kommt hinzu:
- Neurowissenschaftler wissen heute, dass Menschen, die isoliert leben, innerhalb von sieben Jahren (solange wurde beobachtet) ein um 26% höheres Sterberisiko haben.
Was steckt dahinter? Einsamkeit…
- aktiviert Entzündungsgene
- schadet dem Immunsystem. Messbar.
Sehen Sie, deshalb finden Sie weltweit Kulturen, in denen die Familie hoch gehalten wird. Ich erinnere mich an das Foto eines türkischen Mitbürgers, dessen Familie – auf diesem Bild – 32 Köpfe zählt. Wie weit diese Kulturen der unseren überlegen sind…!
Da wird sich gekümmert. Da müssen die Großeltern nicht ins Altenheim. Die leben weiter im Familienverbund. Da hilft einer dem anderen, da kann man sich „auf die Familie“ verlassen. Der Hauptgewinn aber ist ein Gefühl, um das sich eben in Wahrheit alles dreht:
GEBORGENHEIT
Quelle: Prof. Dr. M. Kiechle/ J. Gorkow: “Tag für Tag jünger“