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GABA oder: Die rosa-rote Brille für das Gehirn
Kein Neurotransmitter kommt so häufig in unserem Nervensystem vor wie die Gamma-Amino-Buttersäure, oder kurz: GABA. Wir haben normalerweise 1000-mal mehr GABA zur Verfügung als Noradrenalin und Dopamin. Anscheinend möchte die Evolution, dass wir möglichst oft entspannt, ohne Ängste, Panik und Muskelverspannungen durchs Leben gehen. Denn GABA macht genau das:
- Es lässt uns tief durchschlafen (Melatonin ist eher für das Einschlafen zuständig).
- Es entspannt unsere Muskulatur, insbesondere im Schlaf.
- Es baut Ängste ab.
- Es senkt den Blutdruck und den Puls.
Dieser Neurotransmitter wirkt über die so genannten GABA-Rezeptoren, die auf vielen Nervenzellen sitzen. GABA wirkt dadurch wie eine Bremse auf die Nervenzellen und dämpft ihre Aktivität. Infolgedessen treten die oben genannten entspannenden Wirkungen ein.
Anfang der 1960er Jahre kam ein Medikament auf den Markt, das genau diese Effekte künstlich erzielte: Valium® (Wirkstoff: Diazepam).
Auch wenn das Medikament mittlerweile nicht mehr unter diesem Markennamen, sondern seit 2015 nur noch als Generikum erhältlich ist, kennt auch heute noch fast jeder diese rosa-rote Brille auf Rezept. Nach der Markteinführung wurde Valium ® schnell zu einem der beliebtesten Arzneimittel überhaupt und mit Abstand das erfolgreichste Beruhigungsmittel. Allerdings zeigte sich recht zügig, dass Valium schnell abhängig macht und somit eben doch nicht die Wunderpille war, für die sie angepriesen wurde („mother’s little helper“).
Ein GABA-Mangel lässt sich im Blut und im Urin nachweisen. Er kommt häufig vor, lässt sich aber glücklicherweise schnell korrigieren: Die Gamma-Amino-Buttersäure wird aus dem Neurotransmitter Glutamat unter Verbrauch von Vitamin B6 und Zink hergestellt. Ein Mangel an diesen beiden oder einem dieser Mikronährstoffe führt daher häufig zu einem Glutamat-GABA-Ungleichgewicht. Wir werden gereizt, schlafen schlecht, missmutig und machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Ein typisches Zeichen für GABA-Mangel ist ein Aufwachen in der zweiten Nachthälfte, so etwa gegen 3 Uhr.
Zink und Vitamin B6 sind Schlüsselnährstoffe für das gesamte Nervensystem. Sie spielen neben der Regulation des Glutamat-GABA-Gleichgewichts auch im Serotonin- und Dopaminstoffwechsel eine entscheidende Rolle. Ohne diese beide läuft es nicht rund im zentralen Nervensystem.
Das hat der bekannte amerikanische Psychiater Dr. Carl Pfeiffer (übrigens eng befreundet gewesen mit Linus Pauling) in den 1960er Jahren erkannt. Er sagte immer wieder: „Die Leute sollten, statt mit Salz und Pfeffer zu würzen, Vitamin B6 und Zink zur Mahlzeit geben“.
Quellen:
Boonstra E, de Kleijn R, Colzato LS, Alkemade A, Forstmann BU, Nieuwenhuis S. Neurotransmitters as food supplements: the effects of GABA on brain and behavior. Front Psychol. 2015 Oct 6;6:1520. doi: 10.3389/fpsyg.2015.01520. PMID: 26500584; PMCID: PMC4594160.
Azargoonjahromi A. A systematic review of the association between zinc and anxiety. Nutr Rev. 2023 Jun 26:nuad076. doi: 10.1093/nutrit/nuad076. Epub ahead of print. PMID: 37364014
Rane S, Elrahi S, Villarreal J, Zulfi H, Fang X, Graf D, Rodriguez R, Garza A, Thottempudi N, Rai P, Masel T. Low Serum Pyridoxine Levels Worsen Seizure Control in Adult Epilepsy Patients. Cureus. 2022 Jun 5;14(6):e25669. doi: 10.7759/cureus.25669. PMID: 35812624; PMCID: PMC9256010.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.