Krebszellen sind anders als andere Körperzellen.
Sie haben raffinierte Mechanismen, um sich der Kontrolle des Körpers zu entziehen und unter widrigen Bedingungen zu überleben.
Sie können insbesondere die Funktion von Tumorsuppressorgenen, wie p53, beeinträchtigen, die üblicherweise abnormale Zellen in den programmierten Zelltod (Apoptose) treiben.

Krebszellen benötigen für ihr schnelles Wachstum besonders viel Energie und somit viele Nährstoffe. Sie können bis zu zehnmal mehr Glukose aufnehmen als normale Zellen. Seit Otto Warburg wissen wir, dass Krebszellen Glukose ineffizient vergären können, anstatt ihn effizient durch Mitochondrien zu ATP zu verbrennen.
Krebszellen können für ihre Energiegewinnung aber nicht nur aus Glukose, sondern auch andere Quellen, wie Fetten und Proteinen, verwenden. Daher lassen sie sich auch nicht einfach so aushungern.

Bislang dachte man, Fruktose (Fruchtzucker) wäre kein Substrat für Krebszellen.
Denn Krebszellen besitzen nicht die notwendigen Enzyme, um Fruktose direkt zu verstoffwechseln und als Energiequelle zu nutzen.
Krebszellen können Fruktose nicht direkt verstoffwechseln, sie profitieren aber indirekt von dieser Zuckerart, wie eine neue Studie der Washington University in St. Louis gezeigt hat.

Der Prozess läuft wie folgt ab: Die Leber verstoffwechselt Fruktose aus der Nahrung zu Fetten, insbesondere Lysophosphatidylcholinen (LPCs), die wieder ins Blut abgegeben werden. Krebszellen können diese aufnehmen und sie als Baumaterial für ihre Zellmembranen nutzen, was ihr Wachstum und ihre Teilung fördert.
Dies erklärt, warum eine erhöhte Fruktoseaufnahme das Tumorwachstum verstärken kann, ohne dass die Krebszellen selbst die Fruktose direkt verarbeiten.

Die Forschungsergebnisse, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht wurden, zeigen, dass eine fruktosereiche Ernährung das Wachstum von Tumoren auf diese Weise signifikant beschleunigen kann.
Die Studie untersuchte mehrere Krebsarten und stellte fest, dass der wachstumsfördernde Effekt von Fruktose primär bei Melanomen, Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs auftritt.

Der Fruktoseverbrauch hat in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen:

Im Jahr 1970 betrug der pro-Kopf-Verbrauch von Fruktose (hauptsächlich aus Maissirup) etwa 250 g pro Jahr.
Im Jahr 2013 ist der pro-Kopf-Verbrauch von Fruktose auf etwa 28 kg pro Jahr gestiegen.

Der stark gestiegene Fruktosekonsum in den vergangenen Jahrzehnten geht nicht auf vermehrten Obstverzehr, sondern hauptsächlich auf den vermehrten Einsatz von fruktosehaltigem Maissirup in verarbeiteten Lebensmitteln zurück.
Seit dem Wegfall der Zuckerquote Ende 2017 dürfen Hersteller in der EU beliebig viel Maissirup in Lebensmitteln verwenden. Und Maissirup ist billig und vor allem vielseitig einsetzbar. Die meisten Verbraucher wissen leider nicht, was sich hinter diesem Begriff eigentlich verbirgt und welche Gefahr von ihm ausgeht.

Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, schon einmal darauf geachtet, wie oft und in welchen Lebensmitteln Maissirup enthalten ist?
Gehen Sie doch einmal beim nächsten Supermarktbesuch gezielt auf die Suche nach Produkten mit künstlichem Fruchtzucker. Schauen Sie sich genau die Zutatenliste verschiedener Produkte an.

Sie finden künstlich zugesetzte Fruktose unter so harmlos klingenden Namen, wie


  • Maissirup
  • Fruchtzucker
  • Fruktosesirup
  • Fruktose-Glukosesirup
  • Glukose-Fruktosesirup
  • Fruchtsüße
  • Isoglukose

In Deutschland muss Maissirup ab einem Gehalt von fünf Prozent Fruktose als Glukose-Fruktose-Sirup oder Fructose-Glucose-Sirup deklariert werden.
Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, wie oft und in welchen Produkten Maissirup zugesetzt ist: Sie finden ihn in Joghurts, Fitnessgetränken, Fertigsalaten, Dressings, Säften, Süßigkeiten, Kuchen, Brot, Müsli, Müsliriegeln, Energieriegeln, Obstkonserven, Fertigsoßen und Ketchup.


Quellen:
Fowle-Grider, R., Rowles, J.L., Shen, I. et al. Dietary fructose enhances tumour growth indirectly via interorgan lipid transfer. Nature 636, 737–744 (2024). https://doi.org/10.1038/s41586-024-08258-3

https://www.scinexx.de/news/medizin/fructose-laesst-tumore-wachsen/


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.