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Früher war alles besser
Es geht uns viel besser, würde jeder von Ihnen sagen, wenn er sich vergleichen müsste mit unseren Vorfahren vor (nur) 150 Jahren. Ganz besonders mit der arbeitenden Klasse damals (arbeiten Sie?). Damals, im viktorianischen Zeitalter. Von 1850 bis 1880.
Nichts falscher als das. In einer ausgesprochen peniblen Arbeit hat man sich einmal mit der Ernährung damals und der resultierenden Gesundheit beschäftigt. Und fand genau das Gegenteil von dem, was Sie glauben. Die Lebenserwartung damals – wenn Sie im Alter von fünf Jahre begann, wegen der höheren Kindersterblichkeit – war höher, war länger als unsere Lebenserwartung heute. Hätten Sie das geglaubt?
Und die typischen Zivilisationskrankheiten, die degenerativen Krankheiten gab es nur 10 %, verglichen mit heute. Die Menschen damals lebten also länger (Säuglingssterblichkeit ausgenommen) und waren ein Vielfaches gesünder.
Weshalb?
Dabei haben die etwa doppelt so viel (an Kalorien) gegessen wie wir heute. Leicht zu verstehen: Die haben auch im Durchschnitt doppelt so viel körperliche Arbeit verrichtet wie wir. Und – jetzt kommt’s – die haben so sehr viel mehr Früchte, Gemüse, volles Korn und Fisch gegessen, dass die Menge an Vitaminen und Mineralien
10 mal größer war,
verglichen mit Ihrer Vitaminversorgung. Hätten Sie das vermutet? Und die hatten keine NEM.
Um Ihnen eine Idee zu geben: Das billigste und häufigste Gemüse waren Zwiebeln. Dann kamen Brunnenkresse und Mohrrüben… Interessante (pädagogisch interessante) Aufzählung auch des verfügbaren Obstes: Äpfel gab es von August bis Mai. Dann Kirschen von Mai bis Juli. Stachelbeeren von Juli bis August, Pflaumen von Juli bis September. Was lernen wir? Gegessen wurde, was das umliegende Land gerade hergab. Damals gab’s noch keine Boeing 707 für den Co2-freien Transport. Die mussten sich nicht im Anschluss an den Obsttransport – über zuviel CO2 in der Luft aufregen.
All das änderte sich dramatisch etwa 1880. Mit dem Aufkommen von verarbeitetem Essen, von Konservenkost (Corned Beef). Resultat: die Menschen wurden kleiner. Rapide. Die Infanterie musste die geforderte Minimalgröße 1883 verringern von 1.65 m auf 1.57,5 m. 18 Jahre später noch weiter auf nur noch 1.50 m.
Zurück zum Thema: Wenn die Lebenserwartung damals vor 150 Jahren länger war als heute, obwohl die doch damals keine Pillen hatten, kein Penicillin, wenig Chirurgie, kaum Anästhesie, kein Röntgen, kein Kernspin… dann muss diese längere Lebenserwartung zurückzuführen sein auf den Lebensstil. Und der wird hier eben genau beschrieben:
- mehr körperliche Arbeit
- mehr Vitamine und Co
Mir hängen geblieben aus dieser 10-seitigen eng bedruckten Arbeit ist das Fakt, dass unsere Vorfahren 10-mal mehr Vitamine und Co zu sich genommen haben. Und länger gelebt haben. Wenn ich dann wieder die offiziellen „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ der DGE zur Hand nehme, werde ich eigentlich nur noch schamrot. Dort wird auf 239 Seiten bewiesen, dass wir alle genügend Vitamine und Co haben. Nichts ändern müssen. Tja.
Quelle: Int J Environ Res Public Health. 2009 March; 6(3):1235-1253