Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um die neuen Datenschutzrichtlinien zu erfüllen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung für Cookies fragen. Weitere Informationen
Essen ist Ersatz?
Umberto Eco ist kein Sportler. Auch kein Musiker. Kein Filmschauspieler. Kein Politiker. Umberto Eco ist jemand ganz einfaches. Etwas sehr seltenes. Umberto Eco ist ein gelehrter Mensch. Ein Mensch, der erkennbar sehr viel nachgedacht hat und ... weiß.
Der sein Denken und Wissen weitergegeben hat in Büchern. Sie kennen das eine oder andere. Und jetzt sein neues. Dort aber rutscht ihm ein kleines Stückchen Wahrheit, politisch inkorrekte Wahrheit heraus, die mich aufschrecken lässt.
Das passiert auch Ihnen immer dann, wenn Sie glauben, ein Geheimnis zu kennen. Tief in sich drinnen. Von dem niemand etwas weiß. Und dann kommt jemand daher, und spricht das Geheimnis aus. Einfach so. Tut ein bisschen weh.
Das Geheimnis hat damit zu tun, dass wir etwas - natürlich etwas Gutes - bewirken wollen, und überrascht feststellen, dass wir das Gegenteil erreichen. Dann wird man oft still und spricht nicht mehr darüber.
Nach dieser langen Vorrede lassen Sie mich einfach zitieren.
"Zeit: Ihr Protagonist Simonini liebt gutes Essen. Ist das eine Eigenschaft, die Sie mit ihm teilen?
Eco: Das ist das tragischste Missverständnis, das ich mit diesem Buch hervorgerufen habe. Ich habe diese Rezepte so ausführlich beschrieben, weil ich beim Leser Ekel hervorrufen wollte. Bei Simonini ist das Essen ja nur Ersatz für fehlende sexuelle Aktivitäten. Ich hatte mich vertieft in die Kochbücher des 19. Jahrhunderts und wollte die Leser das Fürchten lehren, stattdessen habe ich die Gourmets stimuliert. Ich bin selber ja gar kein Gourmet"
Wie kann der nur! Die Lieblingslektüre der Deutschen, nämlich Kochbücher, die Lieblings-TV-Sendungen, nämlich Kochsendungen, so zu diffamieren. Wo hat Umberto Eco, ein offensichtlich weltgewandter Mensch nur die abstruse Idee her, dass
Essen ja nur ein Ersatz für fehlende sexuelle Aktivitäten sei.
Jeder Kochpapst im Fernsehen ist doch das vitale, dynamische Gegenbeispiel. Oder?