am Rande, in einem Brief, die in Wahrheit Sensationen beschreiben. Wege aufzeigen in ein völlig anderes Lebensgefühl. In ein neues Leben. Aber dazu muss man aus der gewohnten Gedankenwelt ausbrechen.

Dieses Ausbrechen, habe ich gelernt, braucht immer einen Lehrer. Einen Trainer. Einen Menschen außerhalb, der einem mit einer (dummen) Bemerkung oder mit tatkräftiger Unterstützung hilft. Auch ein Boris Becker brauchte einen Trainer, obwohl er doch sicherlich besser Tennis spielte als der.

Es sind immer so Bemerkungen...Da les ich also in einem ausführlichen Brief zwei so Sätze. Lesen Sie doch einfach mal mit:

"Wurden mir nach mehreren Untersuchungen aufgrund einer genetischen Muskelerkrankung eine verbleibende Lebenszeit von 10-15 Jahren vorausgesagt. Seit (5 Jahre später) lebe ich mehr oder weniger nach "forever young". Die 15 Jahre waren vor drei Jahren um, ich lebe immer noch, es scheint zu wirken."

Und dann, noch viel deutlicher und jedenfalls für diesen Menschen revolutionär:

"12 Jahre nach Diagnosestellung wurde mir nach ersten Degenerationserscheinungen empfohlen, nur noch moderat Sport zu treiben. Habe mich daran gehalten. Leistungsfähigkeit hat entsprechend abgenommen. War jetzt zum Seminar in Herzogenaurach. Gab viele neue Erkenntnisse. Dementsprechend seitdem Ernährung geändert, Umfang und Menge der Nahrungsergänzungen extrem erhöht, Training auch. Funktioniert erstaunlich gut."

Dass wir uns recht verstehen: Die genetische Muskelerkrankung ist Fakt. Und der Verlauf ist in Lehrbüchern dokumentiert. Der schleichende Niedergang bis zum frühen Tod ist unausweichlich. Genau das habe ich in 17 Jahren Universität auch gelernt. Und akzeptiert.

Heute glaube ich nicht nur, sondern ich weiß, dass das typische Drohmedizin ist. Erfunden am sitzenden Menschen (das vergessen wir immer). Erfunden am schlecht ernährten Menschen (das vergessen wir immer). Man kann sich in Deutschland nicht richtig ernähren. Unmöglich.

Kaum tut man es eben doch einigermaßen nach Blutanalyse, kaum fordert man seinen Körper, bewegt ihn, von mir aus quält ihn, stimmt diese ganze Resignationsmedizin eben nicht mehr.

Entscheidend ist nicht, was die Medizin oder ich sage, entscheidend ist der Patient. Und der schreibt:

Lebe immer noch
Funktioniert erstaunlich gut

Wenn ich Ihnen ein Geständnis machen darf: Ich sitze seit Jahren an meinem Schreibtisch wie auf Hummeln. Wissen Sie warum? Weil ich solche Briefe täglich lesen darf. Briefe, die es ja eigentlich gar nicht geben darf. Medizin ist etwas ganz, ganz Herrliches geworden. Medizin kann. Wir Ärzte können helfen und heilen. Für mich ernsthaft ein Wunder.