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Epigenetische Uhren
Wie sagt Dr. med. Ulrich Strunz immer so schön: „Nicht raten, sondern messen!“
Nur durch konsequentes Messen, Vergleichen und ggfs. Anpassen sind wissenschaftlicher Fortschritt und Entwicklung überhaupt erst möglich. Das gilt natürlich und insbesondere auch in der Medizin.
Wie schön ist es daher, dass die Messmethoden sich ständig verbessern. Eine ganz spezielle sind epigenetische Uhren. Diese erfassen molekularbiologische Veränderungen an den Genen unserer Körperzellen. Durch die Analyse von speziellen epigenetischen Methylierungsmustern an spezifischen Stellen der DNA lässt sich ableiten, wie sehr ein Mensch bereits gealtert ist.
Die erste bedeutsame epigenetische Uhr wurde 2013 von dem Biogerontologen und Professor an der UCLA, Steve Horvath, entwickelt. Dieser untersuchte zunächst sein eigenes Genom auf bestimmte Methylierungsmuster hin. Praktischerweise hat Horvath einen eineiigen Zwillingsbruder, so dass er direkte DNA-Vergleichsmöglichkeiten mit diesem hatte.
Zwischenzeitlich wurden einige weitere epigenetische Uhren, wie z. B. DunedinPace oder GrimAge, entwickelt. Mit ihrer Hilfe können wir heute präzise Aussagen in der Altersforschung treffen, die tatsächlich auf Messungen, nicht nur auf Schätzungen und Beobachtungen, beruhen. Zugegeben: Der Einsatz epigenetischer Uhren ist (noch) nichts für die herkömmliche Praxis. Dennoch profitieren wir alle von dem Einsatz dieser Uhren, wie eine aktuelle Studie, die DO-HEALTH-Studie, mit hochinteressanten Ergebnissen zeigt.
Diese ist Europas größte Altersstudie, die von 2012 bis 2017 durchgeführt wurde und heute eine umfangreiche Biobank mit etwa 200.000 Proben von über 2000 weitestgehend gesunden Frauen und Männern aus Europa beinhaltet. Diese über Jahre gesammelten Daten und Blutproben sollen dazu beitragen, Alterungsprozesse gezielt zu erforschen.
Im Rahmen dieser Studie erhielten die Probanden verschiedene einzelne bzw. kombinierte Präventionsstrategien:
- 1000 mg marine Omega-3-Fettsäuren auf Algenölbasis pro Tag
- 2000 I.E. Vitamin D3 pro Tag
- 3 x wöchentlich ein leichtes Krafttraining von 30 Minuten für zu Hause
Erstmalig kamen in einer klinischen Interventionsstudie epigenetische Uhren zum Einsatz. Mit beachtlichem Ergebnis: Die Messungen mit GrimAge und DunedinPace konnten zeigen, dass allein die Gabe von 1000 mg maritimem Omega 3-Öl pro Tag die biologische Alterung um bis zu 3 Monaten reduzieren konnte. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder BMI der Teilnehmer.
Selbstverständlich ist die gewählte Dosierung von nur 1000 mg Omega 3 zu niedrig bzw. für viele nicht optimal. Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass für signifikantere Effekte höhere Dosen von 2 - 4 g EPA/DHA pro Tag erforderlich sein könnten.
Die Studie zeigte aber noch weitere sehr interessante Ergebnisse. Untersucht wurde u.a. auch, inwieweit bei den Probanden im Beobachtungszeitrum von drei Jahren das Krebsrisiko gesenkt werden konnte:
- Die Doppelkombination Vitamin D plus Omega-3 senkte das Krebsrisiko um 51%.
- Vitamin D kombiniert mit dem leichten Trainingsprogramm verminderte das Risiko um 53 %.
- Die Dreier-Kombination aus Vitamin D, Omega-3 und Krafttraining reduzierte das Risiko um 61%.
Weitere bemerkenswerte Ergebnisse der DO-HEALTH-Studie waren:
Bei den jüngeren Teilnehmern (70-74 Jahre) wurde eine 16%ige Verminderung des Risikos für jegliche Infektion nur durch die Gabe von Vitamin D festgestellt.
Bei Männern senkte die Vitamin-D-Supplementierung den systolischen Blutdruck signifikant um 2,5 mmHg.
Fazit: Mit wirklich kleinen und günstigen Interventionen lassen sich unglaubliche Ergebnisse für die eigene Gesundheit erzielen.
Dies erfahren Sie aber sicherlich nicht bei Ihrem Hausarzt. Der hält vermutlich Vitamin D – gemäß den geplanten S3-Leitlinien – für nicht relevant und rät eher von der Einnahme ab (siehe meine News vom 6.9.2024).
Quelle:
Bischoff-Ferrari, H.A., Gängler, S., Wieczorek, M. et al. Individual and additive effects of vitamin D, omega-3 and exercise on DNA methylation clocks of biological aging in older adults from the DO-HEALTH trial. Nat Aging (2025). https://doi.org/10.1038/s43587-024-00793-y
https://nachrichten.idw-online.de/2025/02/04/omega-3-kann-den-alterungsprozess-verlangsamen
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.