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Epigenetik Teil II
Drei Themen also sind es, die Professor Ornish beschäftigt haben. Und die ich ein bisschen verfolgen möchte in dem was kommt: Krebs, Infarkt, und die Unsterblichkeit.
Ach ja: erzählen wollte ich Ihnen natürlich auch noch, wie Professor Ornish die Gene umschmeichelt hat. Ganz banal. Ganz simpel. Ganz einfach. Ihnen wohl bekannt. Mit drei geheimnisvollen Rezeptchen:
- Täglich 30 Minuten Bewegung. Nennen Sie joggen.
- Täglich Obst, Gemüse, Eiweiß, Vitamine, Omega 3. In der "Krebsarbeit" ist Eiweiß Tofu. In der "Telomere-Arbeit" nimmt er Sojaeiweißpulver.
- Und als drittes täglich eine Stunde Entspannung. Also Yoga.
Bitte gucken Sie genau auf die Zeitangaben: 30 Minuten. 1 Stunde! Genau so hat er's geschafft. Wir können das Schema natürlich übersichtlicher gestalten. So, dass Sie es wieder erkennen. Schließlich lesen Sie das jetzt schon über 20 Jahre in Stern, Bildzeitung, Managermagazin und auf unzähligen Vortragsplakaten, dass
Gene umschmeicheln heißt: Bewegung – Ernährung - Denken
In Deutschland: "Forever young". Erfunden und besungen von Rod Stewart, dem begnadeten Kettenraucher. Wie man an seiner Stimme erkennt.
Professor Ornish ist ein blitzgescheiter Mensch. Weshalb der gerade diese drei Themen bearbeitet hat, ist klar: Die WHO nennt Krebs den Killer Nummer 1, beginnend am 1. Januar 2010. Weltweit. Übersetzt heißt das für Deutschland: Täglich 580 Tote. Krebstote. Jeden einzelnen Tag. Und da macht sich unsere Bundesregierung ernsthafte Gedanken um die zwei oder drei Schweinegrippe-Tote. Jeden Tag sterben 580 Deutsche am Krebs.
Das betrifft übrigens jeden dritten Deutschen. Jeder dritte Deutsche bekommt im Laufe seines Lebens Krebs. Heißt ganz anschaulich: Gucken Sie doch verstohlen erst einmal links und dann rechts Ihren Nachbarn an. Wenn die beide strahlend und gesund aus der Wäsche gucken, dann haben Sie ...Nein, nein. Dran sehen Sie, dass Statistik nicht immer stimmt. Hoffentlich.
Die WHO hat die Gefäßkrankheiten (Infarkt, Schlaganfall) den Killer Nummer 1 genannt bis Ende 2009. Wurde also durch den Krebs abgelöst. Und Telomere? Nun, forever young ist der Herzenswunsch von uns allen. Aber ganz so banal ist es nicht: Die meisten Studien zur Telomerase, zur Verlängerung der Telomere wurden ausgerechnet an Monozyten gemacht. An weißen Blutkörperchen. An Abwehrzellen. An Ihrem Immunzellen. Man hat also in den meisten Telomerase-Studien tatsächlich die Lebensdauer des Immunsystems verlängert.
Und damit Ihr Leben. Kein Zufall. Der Zusammenhang zwischen Immunsystem und langem Leben ist sehr, sehr eng. Wissen wir von Frau Professor Pert vom NIH. Der größten medizinischen Forschungseinrichtung dieser Welt. Hat die größte medizinische Bibliothek dieser Welt. Hat ein Jahresetat von 29 Milliarden Dollar. Hat assoziiert über 100 Nobelpreisträger, die für diese Institution forschen.
Einer der führenden Figuren dort, die Immunologin Frau Professor Pert gibt so Sätze von sich wie
"Das Immunsystem bestimmt Ihr Leben".
Oder meinen Lieblingssatz, nämlich
"Jede Heilung
ist Selbstheilung"
und meint wörtlich, dass es in Ihrem Leben einzig und allein um das Immunsystem ginge. Gibt sogar gelegentlich Gebrauchsanleitungen. Ich habe Ihnen mal eine aufgeschrieben. Auf die Frage, wie man das Immunsystem möglichst stark und möglichst tüchtig macht, antwortet sie
- Durch Sport. Täglich
- Durch Eiweiß statt Zucker, durch Vitamine und Co
- Durch Meditation. Täglich.
Ein Schema, das Sie zwanglos wiedererkennen. Bewegung, Ernährung, Denken. Sehr genau das, was Professor Ornish „Gene umschmeicheln“ nennt.
Die Basis, das Nadelöhr zur neuen Heilkunst, das schauerliche Tor, das jeder von uns als allererstes durchschreiten muss, heißt... Bewegung. Tägliche Bewegung. Mindestens 30 Minuten.
Als ich das als Arzt in Deutschland genau so laut verkündet habe, hat man den Kopf geschüttelt. Jeder stolze Sportwissenschaftler hat selbstverständlich gewusst, dass 2-3 mal die Woche genügt. Heute proklamiert selbst das amerikanische Gesundheitsministerium, dass es täglich sein muss. Jeden Tag. Und zwar nicht nur 30, sondern 60-90 Minuten. Sie sehen...auch wir Ärzte wachsen an der Aufgabe. Nicht nur die Leber.
Bewegung also. Damit möchte ich Sie heute nicht langweilen. Sie kennen sich aus. Was Sie sich dabei einhandeln, hat uns im Jahre 2010 Professor Laufs aus dem Saarland aufgezeigt. Professor Laufs ist Spezialist für Telomere. Also für langes Leben. Und der hat zunächst einmal bei deutschen Leichtathleten gemessen. Durchschnittsalter 20 Jahre. Und hat gefunden, dass die Telomere, die Lebenserwartung bereits der 20-jährigen Leichtathleten deutlich verlängert war. Für mich ein bisschen unerwartet. Weil ich kritisch und skeptisch glaube, dass Leichtathleten auch viele Fehler machen. Zu hart trainieren, übertrainieren. Sich auch schädigen. Aber immerhin.
Drum hat Professor Laufs eben auch gereifte Menschen untersucht. Etwas ältere. Im mittleren Alter, wie er sagt. Mit einer wöchentlichen Laufleistung von 80 Kilometern. Also Hobbyjogger. Und hat bei denen selbstverständlich auch verlängerte Telomere gefunden, aber eben noch viel länger als bei den jungen Leichtathleten. Ein beruhigendes Ergebnis.
Joggen, tägliches Joggen verlängert die Lebenslänge jeder einzelnen Körperzelle. Bewiesen im Jahre 2010. Die Zeitschrift heißt Circulation. Das war das Thema Unsterblichkeit.
Dann erlauben Sie mir eine kurze Anmerkung zum Thema Krebs. Dem zweiten Thema von Dr. Ornish. Auch hier gibt es eine kleine feine Arbeit vom Dezember 2009. Im Arch Int Med. Da hat man 668 Männer mit Darmkrebs gefunden. Nach der Operation und Chemo. Und hat die Hälfte von denen überredet, wöchentlich 6 Stunden Sport zu treiben. Sanften Sport. Ergebnis: Die bewegten Patienten hatten eine 53% höhere Chance, nicht erneut Darmkrebs zu bekommen oder gar zu sterben im Vergleich mit den seriösen Patienten. Mit den Sitzenbleibern.
Sie sehen: Laufen lohnt. Auch und erst recht für Krebspatienten.
Warum das so ist? Weil Bewegung Ihr Immunsystem trainiert. Sagt uns Frau Professor Pedersen aus Kopenhagen. Auch 2009. Sie beweist das an dem Botenstoff Interleukin 6. Ein Stoff, der im angestrengten, also im benutzten Muskel freigesetzt wird und der das Immunsystem wachsen lässt, vermehrt, stärker macht und – noch wichtiger – es koordiniert. Botschaften von einer Immunzelle zur anderen trägt und das Immunsystem so schlagkräftig macht.
Jogger, bewegte Menschen, Menschen, die Ihre Muskeln benutzen, haben also ein schlagkräftigeres Immunsystem. Beweisbar mit Interleukin 6.
Falls Sie sich langweilen bei Nachrichten über Telomere und Krebs und
Interleukin 6: Es gibt auch eine Frohbotschaft. Mit der ich Sie vielleicht ein bisschen aus dem Mittagsschläfchen wecken könnte: Es geht um Geld. Viel Geld. Viel mehr Geld. Läufer sind reicher als die Sitzenbleiber.
Hat bewiesen Professor Lechner in St. Gallen. Freizeitsportler würden, so Professor Lechner, der 12.000 Haushalte untersucht hat, Freizeitsportler also würden im Schnitt 1.200 € mehr verdienen.
Da gucken Sie so enttäuscht. Sie haben natürlich recht. Nur 1.200 €? Auch ich weiß, was meine Frau mit Tochter innerhalb weniger Stunden Shopping verbrät. Aber Gemach: Professor Lechner hat ja nur Gelegenheitsjogger untersucht.
Fragen Sie mal deutsche Spitzenmanager. Wer täglich joggt, wer täglich mindestens 30, besser 60 oder 90 Minuten joggt, verdient nicht durchschnittlich 1.200 € mehr, sondern...hängen Sie einfach ein paar Nullen an.
Lassen Sie mich versichern: Das mit dem Geld stimmt. Man kann sich buchstäblich reich rennen. Das versichert Ihnen einer, der es wissen muss. StRUNz UlRICH