Wenn laut Hamburger Universitäts-Ambulanz alle (!) 13-14 jährigen Jugendlichen in Deutschland an Eisenmangel leiden (Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Lustlosigkeit) dann erwarte ich auch bei den Erwachsenen ab und zu das gleiche Phänomen. Einen tiefen Eisenspeicher.

Das war soeben ein kleiner Scherz. Nicht ab und zu. Sondern fast in der Regel. Besonders übrigens bei Sportlern. Darüber haben Sie genug hier lesen können.

Mehr und mehr geh ich dazu über, keine Kapseln und Tabletten mehr zu verschreiben. Eisen ist schwer verträglich. Mir persönlich wird davon übel, bekomme Magenschmerzen, muss mich erbrechen. Möchte ich meinen Patienten nicht antun. Also rate ich, Eisen zu spritzen oder zu infundieren.

Und dann beginnt das Problem.

Tagtäglich bekomme ich Anrufe, in denen beklagt wird, dass kein Arzt diese Aufgabe übernehmen möchte. Versteh ich sogar. Jede Spritze, jede Infusion trägt Gefahren in sich. Was weiß man denn vorher von Überempfindlichkeiten, von allergischen Reaktionen, vom Schock usw. also hält man sich zurück.

Zitiert habe ich in den News, „Eisen - ein Überblick“ vom 11.06.2016 Prof. Dr. H. Link,

der genau wie die Fachgesellschaften ausdrücklich dazu rät, Eisen in die Vene zu spritzen und nicht zu schlucken. Ersteres sei dem Zweiten weit überlegen. Und mehr Nebenwirkungen gäbe es nicht. Meint Prof. Dr. H. Link.

Nützt nix. Grade zitiert wieder eine Patientin ihre Internistin: „Eisenspritzen sind lebensgefährlich, hier gibt es Schockzustände, das Ganze sei nicht beherrschbar“. Erinnert mich. Erinnert mich gar sehr an Peter Greif, den berühmten Marathontrainer. Haben Sie seinen Brief noch im Ohr?

    „…kam mir die Erinnerung an Dr. Urs Vögeli, einem Stammkunden,  der schon seit Jahren mit uns die Trainingsurlaube fährt. Er berichtete, dass in der Schweiz, seinem Heimatland, Eisenmangel sofort mit dem Medikament Ferinjekt behoben wird.
    Und da ich auch früher schon keine optimalen Eisenwerte hatte, wandte ich mich an meinen Hausarzt und bat um eine Infusion Ferinjekt. Dieser Kannte das Medikament nicht und lehnte es dann ab, nachdem er sich informiert hatte. Seine Aussage: „Viel zu gefährlich, wegen zu großer Nebenwirkungen.“
    Im nächsten Trainingsurlaub konfrontierte ich Urs mit den Aussagen meines Hausarztes. Der lachte mich aus und sagte: „Wir haben bei uns in der Praxis weit mehr als 1000 Infusionen verabreicht und nicht ein einziges Mal kam es zu besonderen Nebenwirkungen und genauso nicht zu allergischen Reaktionen.“

Sagt der Praktiker. Alles eine Frage der Ausbildung. Sagen wir es mal ganz persönlich:

               

        Ich bin als junger Mann eben nicht ins Kino gegangen und nicht ins Theater und nicht in die Kneipe und nicht zum Fußballspiel, sondern ich habe jahrelang nachts als Pfleger auf der chirurgischen Intensiv-Station gearbeitet.
        So erlernt der Arzt sein Handwerkszeug. Praktisch jedes Medikament konnte ich auswendig, Spritzen, Infusionen, Beatmungsgeräte, Defibrillatoren,…Tagesgeschäft. Katheter schieben…mit großem Vergnügen usw.
        Will sagen: Mich schreckt in der Praxis nichts. Ich hab es hinter mir. Ich habe es gelernt.

Das war soeben versteckte, höfliche Grundkritik an manchen Kollegen. Dieser Dr. Vögeli aus der Schweiz ist offenbar auch so einer. Der lernt erst mal (mühsam), kennt sich dann aus und kann praktisch arbeiten: Weit mehr als 1000 Eisen -  Infusionen ohne Zwischenfälle.

 

Quelle: News vom 17.10.2014