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Ein kluger Apotheker
macht mich aufmerksam auf eine Sendung des WDR im August. Dort wird berichtet, dass Menschen sich genetisch vom Schimpansen unterscheiden. Dass Menschen genetisch erfreulicherweise mehr Kohlenhydrate vertragen würden als die Affen.
Das klingt gut. Klingt auch logisch: Der Mensch überfüttert sich, wie wir wissen, seit 9.000 Jahren mit Stärke. Da sollte dann auch das menschliche Genom sich irgendwie anpassen. Sich irgendwie verändern. Tut es tatsächlich:
Durch diese andere, diese kohlenhydratreiche Ernährung liegt im menschlichen Erbgut das Gen AMY1 in mehr Kopien vor als im Erbgut der Schimpansen.
Deswegen, so WDR, verträgt der Mensch mehr Kohlenhydrate. Mehr Kartoffeln, mehr Getreide.
Ach, Kinder! Lernt Ihr nie?
Da muss man einfach nur nachlesen. Scheint ja grundsätzlich ein Problem zu sein, das Nachlesen. Dieses AMY1 Gen macht nur eines: Mehr von dem Enzym Amylase. Amylase braucht unser Darm, um Stärke aufzuschließen. Stimmt. Aber mehr macht das Gen eben nicht.
Der Mensch hat also mehr aufgeschlossene Stärke, also mehr Glucose im Darm, dann im Blut. Mehr als der Affe. Und jetzt hilft ihm kein anderes Gen weiter. Der Zucker macht Zucker. Diabetes. Zerstört die Blutgefäße, macht Herzinfarkt, macht blind, macht Nieren kaputt. Da hilft kein anderes Gen.
Der Zucker lässt die Krebszellen strahlen: Die futtern sich rund und gesund. Der Mensch stirbt. Da hilft leider kein anderes Gen.
Ahnen Sie, weshalb der Affe mit weniger AMY1 viel besser dran ist?
In dieser Sendung wird noch über ein zweites Gen, nämlich LCT gesprochen. Verantwortlich für das Enzym Laktase, mit dessen Hilfe wir Milchzucker abbauen. Im Gegensatz zum Menschenaffen können "viele Menschen", so WDR, auch als Erwachsene Milchzucker aufspalten und damit Milch verdauen.
Ach, Kinder! Lernt Ihr nie?
Erst einmal stimmt "viele Menschen" nicht. Es sind nur 10 Prozent. Eine erschreckende Minderheit, die sich mit dem Thema Milch überhaupt auseinandersetzt. Und dann hilft dieses Gen LCT tatsächlich nur bei der Spaltung von Milchzucker. Sonst macht es nichts.
Wenn Sie wüssten, was Milch sonst noch im Körper anrichtet. Milch, die sich der Menschenaffe gar nicht erlauben kann, die sich 90 Prozent der Menschheit nicht erlauben kann, die sich nur 10 Prozent Privilegierte (wir) zumutet. Was dieses fremdartige Zeug, nämlich Milch sonst noch im menschlichen Körper anrichten kann ... Fragen Sie mal Ihre Mitmenschen mit Milchunverträglichkeit. Sie würden staunen.
Will sagen: Dieses tolle Gen LCT ist möglicherweise ein Nachteil, oder?
Ein gut gemeinter Ratschlag: Wenn Sie das Wort Gen hören oder lesen, werden Sie bitte ganz, ganz, ganz vorsichtig.