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Ein Chirurg wundert sich
Mit versonnenem Lächeln blättere ich soeben in meiner Briefe-Sammlung. Also in Ihren Briefen. Und stoße dabei auf das Mail eines Chirurgen. Der sich gar sehr über unsere gemeinsame Medizin, die Schulmedizin wundert. Darf ich Sie mitlächeln lassen?
„Lieber Herr Kollege Strunz,
was mich an der VITAL-Studie wirklich schockiert hat, ist, dass dort eindeutig gezeigt wurde, je höher die Vitamin-C-Einnahme, desto geringer das Lungenkrebsrisiko.
Auch die re-Analyse der CARET-Studie von 2014, die beweist, dass mit Vitamin D zusammen das Lungenkrebsrisiko auch bei Rauchern unter Beta-Carotin deutlich reduziert ist.
Haben SIE eine Erklärung, wieso diese essentiellen medizinischen Erkenntnisse so unter den Tisch gekehrt werden? Wieso wird sowas nicht anerkanntes medizinisches Wissen? Ich verstehe es leider nicht (naja, bin ja auch Chirurg).“
Zur Erinnerung: Die CARET-Studie (googeln) wird in meiner gängigen Medizin, insbesondere auch von Journalisten verwendet, um zu beweisen, dass Beta-Carotin Krebs macht. Hat mich damals so erzürnt, dass ich ein eigenes Vitamin-Buch geschrieben habe. Nun ja … damals war ich jünger. Jetzt schreckt mich gar nichts mehr.
Aber weiter im Text: Weil ich schon einmal in Fahrt war, habe ich geantwortet wie folgt:
„Lieber Herr Kollege …
wären Sie das doch bloß geblieben, ein unbescholtener Chirurg. Dummerweise sind auch Sie in die Fallgrube Ernährung gestürzt. Ernährung ist nicht erst seit Hippokrates (auch so ein alter Depp) der Schlüssel zur Heilung. Der Schlüssel zum Gesundbleiben. In der Theorie versteht das ja jeder, aber … wer berät denn dann zuverlässig?
Jedenfalls nicht wir Ärzte. Wir lernen das nicht. Also sind wir eigentlich out. Sagen es nur nicht. Wir haben uns völlig an die Pharma-Industrie verkauft. Ich mein das nicht böse. Bin selbst hartgesottener Schulmediziner. Habe aber gelernt, dass die niemals heilen kann.
Nur: Diesen Heilungs-Anspruch hat jeder Patient. Und ist regelmäßig enttäuscht (Ihr Beruf Chirurg ausgeschlossen).
Also beschäftigt sich kein Arzt mit den Feinheiten der Ernährung, mit Vitaminen. Nimmt diese von Ihnen genannten Studien überhaupt nicht zur Kenntnis. Keine Gesellschaft kümmert sich darum, niemand stellt diese Ergebnisse dick und fett heraus.
Und schon gar nicht die Medien, die zwangsläufig vom Bösen leben. Eine Ausgabe NEWSWEEK enthält Pharmaanzeigen für 2 Mio. Dollar. Muss man halt wissen.
Aber gemach, gemach. Das unheilige Internet ist zufällig mal auf unserer Seite. Auf Ihrer und meiner Seite. Wir werden gelesen. Man probiert. Man erzählt weiter. Ich erlebe das ja in zunehmendem Ausmaß täglich am Schreibtisch.
Bitte, wühlen Sie weiter. Sie können das ganz offensichtlich besser als ich. Haben mehr Geduld. Dank Ihrer Ausbildung (Chirurg).
Lächelnd grüßt Sie …“