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Die Schlaf – Falle
Sie kennen meinen Satz: Die Evolution macht uns ganz präzise Vorgaben. Folgen Sie denen, geht es Ihnen gut, jedenfalls so gut, wie die äußeren Umstände es erlauben. Folgen Sie diesen Vorgaben nicht, sammeln Sie Asche auf Ihr Haupt. Und bezahlen. Sind zu Recht unzufrieden. Jammern. Und werden krank.
Die Vorgaben der Evolution kennen Sie inzwischen in- und auswendig. Heißt: In der Theorie wissen wir Bescheid. Wir wissen, dass wir
- täglich laufen sollten. Beute jagen. Angeblich 32 km (Prof. Walter Bortz)
- schwere Lasten heben sollten. Nämlich das erlegte Wildschwein. Oder Steine, die wir vor die Höhle rollen.
- täglich entspannen sollten. Mit welcher Technik und wie, ist völlig gleichgültig. Sie können auch einfach ins Leere, weit über das grüne Tal hinweg kucken. Sich verlieren in der Ferne…
- genetisch korrekt essen. Das geht so einfach, dass man schreien könnte. Heißt im Wesentlichen: Lasst das Künstliche weg, also Zucker und Mehl. Möglichst auch Konservierungsstoffe usw. Klappt nie so ganz.
Das Ganze klappt natürlich umso besser, je früher Sie damit anfangen. Und: Wenn Sie erst einmal Defizite (Eisen?) aufgehäuft haben, nützt Ihnen richtiges Verhalten gar wenig. Sie werden scheitern. Weiß jeder Leistungssportler. Also gehört heute auch so etwas wie die Blutanalyse dazu. Wenigstens einmal.
Und dann – aber eben nur dann – folgt ein glücklicher Automatismus. Sie schlafen. Wie ein Murmeltier. Wie eine Ratz. Wie ein kleines Kind. Sie legen sich hin, Ihr Körper reagiert reflexhaft auf die Schlafposition und…lässt Sie schlafen. Das war nie ein Problem der Menschheit.
Ist es aber geworden. Heute. Heute haben die meisten von Ihnen ein Schlafproblem.
Sie durchschauen selbstverständlich sofort, weshalb: Da fehlen die 32 km täglich, da fehlt das körperliche Schuften, da fehlt
die körperliche Erschöpfung.
Genau von der möchte der Körper sich ja erholen im Schlaf. Deswegen produziert er ja das Wachstumshormon, das Ihre Zellen repariert, Ihr heute angesammeltes Fett verbrennt, und – gut zuhören – Ihr Haut wieder glatt macht. Falten beseitigt. HGH ist wirklich ein Wunderhormon.
Was aber ist die Realität? Sie sind körperlich praktisch überhaupt nicht gefordert. Ihr Puls wurde nicht für Stunden nach oben getrieben. Ihre Muskeln wurden nicht an die Belastungsgrenze geführt. Das ganze passiert tatsächlich nur
mit Ihrem Geist.
Strapaziert und malträtiert den ganzen Tag. Nennen Sie verantwortungsvolle Arbeit, nennen Sie sich Sorgen machen, nennen Sie in Wahrheit Angst. Der moderne Mensch hat Angst. Tödlich.
- So leid es mir tut, ich muss wiederholen: Es fehlt Ihnen das Urvertrauen. Hinter aller geistigen Arbeit sollte ein Schutzschild stehen. Urvertrauen, Glaube, wie auch immer Sie es nennen. Plötzlich wird der tägliche Stress nicht mehr „überwältigend“.
- Dieses „überwältigend“ ist genau der Grund, weshalb Sie nicht einschlafen. Weil die Mühle in Ihrem Kopf weiter mahlt. Weil der Alltag Sie nicht los lässt. Genauer gesagt: Die hässlichen Gedanken, der Stress, die Angst des Alltages.
- Kommt dann noch hinzu die fehlende körperliche Erschöpfung – die wäre wenigstens eine Hilfe – stimmt es gleich zweifach nicht mehr. Dann haben Sie wirklich keine Chance.
- Dann bleibt Ihnen nur das Schlafmittel, das Gift, die Betäubung.
- Moderne Zeiten. Den Ausweg habe ich – wenn auch ein bisschen verblümt – sehr wohl skizziert.
Sind wir wieder beim Thema: Glauben Sie, meine Patienten machen das oben beschriebene? Glauben Sie auch nicht. Wir lehren nämlich, wir fordern Frohmedizin. Frohmedizin ist unheimlich schwer. Die ist nicht – wie viele Arztkollegen glauben – so ein Wischiwaschi. Sondern die muss gemacht werden. Da muss man etwas tun.
Nichts einfacher, als ein Schlafmittel zu schlucken. Wieder ein Zombie. Nichts schwerer, als täglich 32 km hinter der Sau her zu rennen. Ein Mensch.