Wissen? Brauchen wir nicht mehr. Wir haben das Internet. Lernen? Müssen wir nicht mehr. Wir haben Internet. Stures Auswendiglernen? Überflüssig geworden. Wir haben das Internet.

Ich hatte es nicht. Ich habe mathematische Formeln auswendig gelernt. Noch und nöcher. Habe italienische, russische, griechische, lateinische Vokabeln und ganze Grammatiken auswendig gelernt. Habe Chemiebücher auswendig gelernt. Von der ersten bis zur letzten Seite. War alles überflüssig. Heute gibt's das Internet. Stimmt.

Stimmt nicht.

Würden die Heutigen einmal wirklich im Internet nachlesen (lesen?), würden sie mit Erstaunen erfahren, dass neue Informationen immer in

bestehende Netzwerke

eingebaut werden. Und die müssen erst mal da sein. Nur wer viel weiß, kann leicht neues mit altem Wissen in vielfältiger Weise verknüpfen. Wer umgekehrt wenig weiß und dann aber Neues lernen soll, muss jedes mal ganz neue Netzwerke erst entwickeln und dann zusammenschalten. In der Regel gibt er vorher auf.

Dieses banale Fakt erklärt das Gehirn der heutigen Jugend. Es ist naiv zu glauben, dass man mit dem Internet praktisch auf Knopfdruck Wissen erwirbt. Im Gegenteil: Der Informationsüberfluss des Internets fördert so etwas wie Multitasking, aber nicht das Wissen: Er verhindert es.

Macht Internet intelligent? Da gibt es den sogenannten Flynn-Effekt. Alle 10 Jahren stieg der IQ um 3-5 Punkte (Auswertung von 14 Ländern). Stieg. Heute nicht mehr. Seit das Internet omnipräsent wurde, sind wir wieder auf dem absteigenden Ast der IQ-Skala.

Kommen wir zum Begriff der Empathie. Der Mitmenschlichkeit. Dem Mitfühlen. Der sozialen Kompetenz. Wird angelernt über die sogenannten Spiegelneuronen, ein angeborenes System für Nachahmungslernen. Das "sich hineinfühlen" in den Mitmenschen wird trainiert in der frühesten Kindheit im sozialen Kontext.

Im sozialen Kontext.

Nicht am Computer. Dort haben wir eben nicht den realen Strom an Eingangssignalen von anderen Menschen. Ende der Empathie. Ist ein Fakt. Soll ich aus heutigen Zeitungen zitieren?

Internet ist so etwas wie Kohlenhydrate. Etwas Herrliches. Etwas Wunderschönes, wenn man es ... bewusst benutzt.

Lit.: FAZ 30.04.2010 von M. Korte