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Die Krux mit der Wissenschaft und Praxis - nicht nur im Krafttraining
Es gibt wahrscheinlich kaum eine zweite Sportart, in der so viele Studien durchgeführt werden wie im Krafttraining.
Nichtsdestotrotz gibt es häufig noch Fragen und Missverständnisse, die auf Gerüchten, Mythen und Fehlinformationen bzw. Fehlinterpretationen basieren.
Einige Beispiele:
Fehlinformationen und Fehlinterpretationen:
Obwohl die Teilnehmer vor einer Studie und vor der Erläuterung des Ziels befragt werden, geben viele nicht die Wahrheit über ihr Verhalten an und stellen beispielsweise ihre Ernährung positiver dar, als sie tatsächlich ist.
Beobachtungsstudien:
Viele Studienergebnisse werden aus Beobachtungen und Befragungen generiert, aus denen dann allgemeine Schlüsse gezogen werden. Diese Beobachtungsstudien zeigen allerdings keine Kausalitäten, also eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Alles, was man ihnen entnehmen kann, sind statistische Korrelationen, die womöglich auf Zufall beruhen.
Sponsoren:
Ein weiterer, entscheidender Grund für die Unzuverlässigkeit von Studienergebnissen liegt in deren Auftraggeber oder Sponsor. Denn der erwartet natürlich, dass das am Ende veröffentlichte Ergebnis zu seinen Gunsten ausfällt. Stellt sich im Lauf der Untersuchung heraus, dass das voraussichtlich nicht der Fall sein wird, ist für die Forscher die Versuchung groß, missliebige Daten zu verändern oder unter den Tisch fallen zu lassen.
Mythen in Medien:
Vielleicht sind Sie schon das ein oder andere mal auf einem Teleshopping-Kanal hängen geblieben, auf dem gerade wieder das neueste Gerät zur Fettverbrennung am Bauch vorgestellt wurde und man nur mit diesem einen Sixpack bekommen würde.
Nun ob sich die Bauchmuskeln letztlich blicken lassen, ist eine Frage des Gesamtkörperfettanteils. Dieser kann durch Training und durch Geräte, welche Kontraktionsreize an der Bauchmuskulatur setzen können, natürlich gesenkt werden, allerdings nicht direkt am Bauch. Jeder Körper verwaltet seine Fettdepots individuell und körperzonenübergreifend. Ein gezielter Abbau an einer einzigen Stelle durch punktuelles Training ist nicht möglich. (News gezielte Fettreduktion)
Doch wie erkennen Sie nun was wirklich richtig ist und funktioniert?
Nun anerkanntermaßen am zuverlässigsten sind sogenannte Metastudien, denen die Auswertung größerer Mengen von Einzeluntersuchungen zugrunde liegt. Sie hinterfragen Studiendesigns, überprüfen Methoden zur Datenanalyse und checken die Ergebnisse auf ihre statistische Stichhaltigkeit. Je mehr Untersuchungen ausgewertet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Schwächen und Fehler gegenseitig ausgleichen. Und wenn ein Großteil der untersuchten Studien zum selben Resultat kommt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Gesamturteil zumindest in den entscheidenden Punkten zutrifft.
Fazit:
Ein evidenzbasierter Ansatz ist also wichtig, wenn Sie sich in einem bestimmten Bereich verbessern möchten. Es bedeutet allerdings nicht einfach, sich auf Forschungsergebnisse zu verlassen. Forschung wird Ihnen nie sagen, was Sie tun sollen, oder zumindest selten. Sie bietet allgemeine Richtlinien, insbesondere in den angewandten Wissenschaften wie Bewegung und Ernährung. Sie bringt Sie in die richtige Richtung und gibt Ihnen allgemeine Strategien. Dann müssen Sie dies auf den Einzelnen anpassen. Was sind ihre genetischen Voraussetzungen? Wie ist ihr Lebensstil? Ihr Stresslevel? Ihr Schlaf? Ihr Ernährungs- und Trainingszustand? All diese Dinge zusammen. Und natürlich spielen auch die Ziele eine Rolle. Bei der Entwicklung eines Programms auf Grundlage der Forschung bedeutet dies, die Forschung zu verstehen und dann die eigene Expertise in Kombination mit den Zielen und Fähigkeiten des Einzelnen einzusetzen.
Je wichtiger es für Sie ist, Ihre Ergebnisse zu maximieren, desto wichtiger wird es sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen. Wenn Ihr Ziel nur darin besteht, etwas Muskeln aufzubauen und etwas Kraft zu gewinnen, reicht eine sehr minimalistische Routine aus. Wenn Sie hart und progressiv trainieren (News Progression im Krafttraining), können zwei halbstündige Trainingseinheiten pro Woche den meisten Menschen sehr gute Ergebnisse liefern. Wenn Sie jedoch ein Bodybuilder sein möchten oder auf der Bühne auftreten möchten, kann ich mit 100 %iger Sicherheit sagen, dass dies nicht ausreichen wird.
Seien Sie sich dessen bewusst, aber haben Sie keine Angst davor. Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut. Die Wissenschaft hilft Ihnen dabei.
Über den Autor:
Philipp Seidenspinner ist Experte in Sachen Sportwissenschaft. Mit dem Bachelor of Arts auf genau diesem Gebiet, hat er eine solide akademische Grundlage geschaffen, auf der er seine persönliche Leidenschaft stetig weiter ausbaut. Zusätzlich zu seiner Ausbildung zum Fitnesstrainer, beschäftigt er sich auch privat intensiv mit Krafttraining, was ihm nicht nur eine beeindruckende körperliche Stärke verleiht, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Mechanismen des Muskelaufbaus und allgemeiner Fitness. Philipp punktet vor allem mit der Kombination aus Fachwissen und unendlicher Begeisterung für die Thematik.
Das Thema Gesundheit spielt bei Philipp auch noch eine weitere wichtige Rolle: Als Rettungssanitäter, sorgt er täglich dafür, dass Menschen die medizinische Versorgung bekommen, die sie brauchen. Was Philipp zusätzlich auszeichnet, ist seine Faszination für Gesundheitsoptimierung. Dafür taucht er tief in die Welt des Biohackings ein: er erforscht innovative Ansätze und experimentiert mit verschiedenen Techniken, um das Beste aus seinem Körper herauszuholen und sein eigenes Potenzial voll auszuschöpfen.
Das sagt er selbst über sich:
„Ich bin leidenschaftlich daran interessiert, meine Gesundheit und Leistungsfähigkeit ständig auf ein neues Level zu heben. 2011 habe ich meine Reise im Krafttraining begonnen und während meines Studiums habe ich dediziert gelernt, wie ich meine körperliche Stärke und Fitness steigern kann. Das hat mich angeteasert: ich habe mich intensiv mit allumfassender Gesundheitsoptimierung beschäftigt und gelernt, dass das Training nicht die einzige Stellschraube ist, um meine Performance zu verbessern. Das Thema Biohacking fasziniert mich seitdem ungemein. Mein Ziel ist es gesund und fit bis ins hohe Alter zu bleiben und so vielen Menschen wie möglich zu inspirieren, das selbe zu erreichen. “