Ich vertrete ja die Ansicht, dass am besten nur Frauen, die die Wechseljahre bereits erlebt haben, anderen Frauen in dieser schwierigen Lebensphase Tipps geben sollten.

Seit meinem völlig überraschenden Blinddarmdurchbruch und 10 Tagen Klinikaufenthalt frage ich mich, wie ich mir jemals anmaßen konnte, schwerkranken und schmerzgeplagten Menschen Ratschläge zu geben.
Ich wusste doch gar nicht, wovon ich spreche!

Zwar bin ich ein empathischer Mensch und konnte mir vorstellen, dass starke Schmerzen etwas zermürbendes und lebensbedrohliches sind. Nur hatte ich Schmerzen noch nie am eigenen Leibe erfahren, außer vielleicht kurzfristig bei einer Zahnarztbehandlung.

In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie einen Gedanken an das Thema „Krankenhaus“ verschwendet. Im Gegenteil, ich hielt mich für unbesiegbar. Was soll denn schon passieren, wenn man „alles richtig“ macht? Ich ernähre mich exzellent, ich treibe Sport, ich rauche nicht, ich trinke keinen Tropfen Alkohol. Meine Blutwerte sind tipptopp. Vorsorgeuntersuchungen nehme ich brav wahr und bekam bei der Darmspiegelung noch bescheinigt: „Sie haben den Darm einer 17-Jährigen“.

Doch dann kam der Tag, wo mein Körper einfach mal den Boss raushängen ließ.
Es begann mit leichten Rückenschmerzen, die ich aber nach einem anstrengenden Workout schlichtweg als Muskelkater interpretierte. Geht schon wieder vorbei dachte ich.
Doch die Schmerzen wurden allmählich stärker. So etwas kannte ich nicht, und es irritierte mich maßlos. ICH kann doch nichts Ernsthaftes haben, ich bin doch topfit!
Doch irgendwann musste ich mir eingestehen: Hier stimmt was nicht, du gehörst auf die Notaufnahme.

Dort angekommen ging dann alles ganz schnell.
Ende der Selbstbestimmung. Man gibt sich ab. Ab jetzt trifft man nicht mehr selbst die Entscheidungen. Schwer für Menschen wie mich. In meinem Falle hieß dies: sofortige OP.

Nachdem schnell klar war, dass das Problem laparoskopisch (also minimal invasiv) nicht zu beheben war, wurde mir der Bauch aufgeschnitten.
Und meine fingerfertigen Chirurgen holten mir einen (O-Ton) „völlig zermatschten“ Wurmfortsatz inkl. angrenzendem Zökalpol (= blind endender Anfangsteil des Dickdarms) heraus. Der ganze Eiter hatte sich bereits in die Bauchhöhle entleert. Worst case Szenario also.

Die folgenden Tage lehrten mich Demut.
Fieber und Schmerzen bestimmten den Alltag. Gut, dass es starke, gut wirksame Schmerzmittel gibt. Danke, liebe Pharmaindustrie!
Natürlich gab es auch reichlich Antibiotika. Und da ich gleich 2 Problemkeime im Körper hatte, bekam ich gleich mehrere davon.
Antibiotika - pfui deibel, die wollte ich doch nie, ein starkes Immunsystem schafft das allein! War das nicht immer meine Meinung? Jetzt war ich so glücklich, dass diese mein Abwehrsystem unterstützen. Nochmals danke, liebe Pharmaindustrie!

Da ich bis dato noch nie ein Krankenaus von innen gesehen hatte, kam ich mir ein wenig vor wie auf einem anderen Planeten.
Wo vorher das tägliche Training und das gute Gefühl, alles für sich und seine Gesundheit zu tun, den Takt angaben, bestimmten nun ganz andere Regeln den Alltag.
Hilflosigkeit - ein Wort, das ich bis dahin nicht einmal buchstabieren konnte, wurde plötzlich zur neuen Realität. Für alles brauchte ich Unterstützung: Aufstehen, Essen, Waschen, zur Toilette gehen. „Konnten Sie schon abführen?“ war die wichtigste Frage des Tages. Vor meinem geistigen Auge dachte ich an so manchen Patienten, der mir von seinen Krankenhauserfahrungen berichtet hatte und konnte nun erstmals wirklich verstehen.

Und ich erkannte: Gesundheit ist keine permanente Errungenschaft. Sie ist ein flüchtiger Zustand, ein Geschenk, das einem jeden Tag auf´s Neue gegeben wird, aber eben nicht für immer garantiert ist. Und auch, wenn man sich gut um sich selbst kümmert, bleibt das Leben unberechenbar.

Egal, wie viele Kilometer man joggt, wie viele grüne Smoothies man trinkt und wie viele Gesundheitsbücher man studiert, niemand ist unbesiegbar.
Der Körper hat immer das letzte Wort. Und manchmal ist dieses Wort eben „Blinddarmdurchbruch“.

Nachtrag in eigener Sache:

Leider war meine plötzliche Erkrankung der Grund dafür, dass ich nicht wie geplant beim „Forever Young Seminar“ am Timmendorfer Strand als Referentin zur Verfügung stehen konnte. Niemand bedauert dies mehr als ich, und ich hoffe, dass es alsbald eine Chance gibt, den Vortrag nachzuholen.



Über die Autorin:


"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:

„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“